Er tötete seine Frau auf offener Strasse in Littau

«Sie musste sterben, weil sie die Trennung wollte»

Im Saal des Kriminalgerichts wurde es emotional. (Bild: sah)

Wegen Mordes stand diesen Donnerstag ein 59-Jähriger vor dem Luzerner Kriminalgericht. Er erstach vor rund zwei Jahren vor dem Restaurant Ochsen in Littau seine Frau. Ein emotionaler Fall, der auch im Publikum des Gerichts so manche Emotion hervorrief.

Der Gerichtssaal ist bis in die letzten Reihen gefüllt, einige müssen aus Platzgründen draussen bleiben. Der Fall scheint zu interessieren. Schüler, die Presse, aber auch Angehörige sind gekommen, um die Verhandlung mitzuverfolgen. Die Stimmung ist angespannt, während der ganzen Verhandlung gibt es immer wieder verurteilendes bis gehässiges Geflüster. Einige fangen an zu weinen, als der Angeklagte vom 12. November 2016 erzählt, dem Tag, an dem der heute 59-Jährige seine Frau erstach. Mit insgesamt 15 Messerstichen tötete er vor rund zwei Jahren vor dem Restaurant Ochsen in Littau seine portugiesische Ehefrau (zentralplus berichtete).

An die Tat selbst kann er sich nicht erinnern

Er und seine Frau seien zu diesem Zeitpunkt nicht mehr zusammen gewesen, so der Angeklagte. Seine Frau hatte ihn wenige Tage vor der Tat verlassen und in der Wohnung ihrer Tochter Zuflucht gesucht. Bereits des Öfteren war der Angeklagte gegenüber seiner Ehefrau handgreiflich geworden, sodass die Polizei intervenieren musste.

Als der Angeklagte dann am 12. November einkaufen ging, haben sich die beiden zufällig getroffen und im Restaurant Ochsen einen Kaffee getrunken. «Ich habe mit einer 50-Franken-Note bei der Serviererin bezahlt. Was danach passierte, weiss ich nicht mehr», so der gebürtige Portugiese, der über eine Dolmetscherin mit den Richtern kommunizierte.

Er scheint vergessen zu haben, wie er wenige Momente später ein Messer aus seiner Jacke zückte, seine Frau angriff und sie mit 15 Messerstichen niederstach. «Ich weiss nicht genau, wie es geschehen ist», so der Angeklagte. Er habe unter vielen Medikamenten gestanden. Diese nehme er bereits mehrere Jahre ein, seit einigen Wochen jedoch vermehrt, da auch seine Schmerzen zugenommen hätten.

Beschuldigter verfasste Wuttiraden an die Frau

Der Beschuldigte wirkt während der Verhandlung kühl, spricht teilweise wirr und widerspricht sich einige Male. Auch als er über vergangene Streitigkeiten mit seiner Frau berichtet, bleibt er kurz angebunden. «Ich wusste, dass sie sich mit einem anderen traf.» Mit einem Freund der Familie soll seine Frau eine Affäre gehabt haben.

«In seinem Stolz verletzt, stach er seine Frau mit 15 Messerstichen nieder.»

Staatsanwalt am Kriminalgericht Luzern

Dies zeigen, so der Angeklagte, Blumen und Schokolade, die seine Frau nach einer Operation im Spital erhalten habe. Auch von einem in der Wohnung gefundenen Zettel mit Wuttiraden gegen seine Frau wisse er nichts mehr. Sätze wie «In Portugal kann ich Leute bezahlen, um sie in eine andere Welt zu schaffen», habe er wahrscheinlich auch unter starken Medikamenten verfasst.

Anwälte fordern lebenslange Haft

«Aus purer Eifersucht und Rache brachte der Angeklagte seine Frau um», eröffnet der Staatsanwalt sein Plädoyer. Er verneint auf Aussagen der Forensik basierend, dass die genommenen Schmerzmedikamente einen derartigen Einfluss auf das Handeln des Angeklagten gehabt haben. Grund sei viel eher die Eifersucht, die sich mit der Trennung zuspitzte.

«In seinem Stolz verletzt, stach er seine Frau mit 15 Messerstichen nieder», so der Staatsanwalt. Es sei eine besonders verwerfliche Tat, die aus ebenfalls verwerflichen Beweggründen entstand und mit Kaltblütigkeit ausgeführt worden sei. Er fordert deshalb eine Verurteilung wegen Mordes und einen lebenslänglichen Freiheitsentzug. Mit dem übereinstimmend folgen auch die Anwälte der Privatkläger, in diesem Fall der zwei Kinder des Angeklagten.

«Dass sich der Beschuldigte nicht mehr erinnern kann, ist eine reine Schutzbehauptung», so die Anwältin der Tochter. «Sie musste sterben, weil sie sich von ihm trennen wollte», so die Anwältin weiter. Auch sie betont, dass die Tat geplant und nicht im Affekt geschah, immerhin habe der Angeklagte ein Messer in seiner Jacke gehabt. Sie fordert ausserdem, wie der Anwalt des Sohnes, eine Genugtuung von rund 55’000 Franken und einen Schadensersatz von 21’000 Franken.

Verteidiger setzt auf Medikamenteneinfluss

Der Verteidiger plädiert auf eine Verurteilung wegen vorsätzlicher Tötung, nicht wegen Mordes. Ein Freiheitsentzug von zehn Jahren wäre, auch wegen seiner gesundheitlichen Angeschlagenheit, angemessen. Er begründet seine Forderungen vor allem mit den Medikamenten, welche der Angeklagte zu sich nahm.

«Weshalb er ein Messer mit sich führte, weiss bis heute niemand.»

Verteidiger des Angeklagten

Diese hätten über die Jahre hinweg zu einer Wesensveränderung geführt, sodass er zunehmend paranoid wurde und teilweise nicht im Besitz seiner Sinne gewesen sei – so auch am Tattag. «Weshalb er ein Messer mit sich führte, weiss bis heute niemand», so der Verteidiger. Denn auch hier gibt sich der Angeklagte unwissend.

Als Letztes entschuldigt sich der Angeklagte vor den Richtern bei seinen Kindern. «Ich kann es leider nicht rückgängig machen», so der Beschuldigte, worauf mehrere Personen im Publikum in Tränen ausbrechen. Das Kriminalgericht schliesst daraufhin die Verhandlung und vertagt die Urteilsverkündung.

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