Nun will Zuger Polizei mehr Mittel

Frappanter Anstieg von häuslicher Gewalt in Zug

(Bild: sib)

Die neuen Zahlen der Zuger Polizei zeigen: Auf den Strassen wird es für Zuger immer sicherer – dafür steigen die Fallzahlen bei Cyberkriminalität und häuslicher Gewalt massiv. Letzteres lässt bei Sicherheitsdirektor Beat Villiger die Alarmglocken schrillen. Denn Begründungen kann er aktuell nur bedingt liefern.

«Ich brauche Mittel und Ressourcen, damit wir der zunehmenden Cyberkriminalität Herr werden können.» Der neue Zuger Polizeikommandant Thomas Armbruster (zentralplus berichtete) machte an der Präsentation der Polizeistatistik für das Jahr 2018 seine Forderung unmissverständlich klar.

Die aktuellen Zahlen sollen dem Nachdruck verleihen. Im vergangenen Jahr gab es 222 Fälle von Cyberkriminalität – das sind 26 Prozent mehr als im Jahr davor. «Es ging dabei insbesondere um Cyberbetrug, -mobbing, Datendiebstahl sowie Erpressung», erklärt Thomas Nabholz. Er hat zu Beginn des Jahres die Nachfolge von Armbruster als Chef der Kriminalpolizei angetreten.

«Der Personalabbau ist deutlich spürbar.»

Thomas Armbruster, Zuger Polizeikommandant

Es gebe zudem eine hohe Dunkelziffer, so Armbruster. Sprich, dass beispielsweise Firmen gar nicht melden, wenn sie gehackt werden. «Dabei wäre das sehr wichtig, selbst wenn kein unmittelbarer Schaden entstanden ist. Gerade, um das Ausmass der Cyberattacke erkennen zu können», so der 51-Jährige.

Crypto Valley verursacht Arbeit

Weiter zeigt die Statistik, dass das Crypto Valley, wo sich nach wie vor viele digitale Goldschürfer tummeln, nicht nur Vorteile, sondern auch viel Arbeit für die Behörden mit sich bringt. Armbruster spricht von einer grossen Zunahme von Anfragen bezüglich internationaler Rechtshilfe. «Es geht dabei um Anfragen aus dem Ausland bezüglich Crypto- und Blockchainfirmen sowie Handelsplattformen, bei welchen der Kanton Zug involviert ist», sagt er.

Dies ist mit ein Grund, weshalb die Zuger Polizei einen Schwerpunkt auf die Cyberkriminalität legt. Einen anderen Schwerpunkt bildet die häusliche Gewalt. Der Grund: Werden die letzten fünf Jahre betrachtet, befindet sich die Zahl der Fälle mit häuslicher Gewalt 2018 auf einem Höchststand.

Regierungsrat und Sicherheitsdirektor Beat Villiger spricht von einer «massiven Zunahme» – von 386 (2017) auf 439 (2018) Fälle. Besonders die Fälle von häuslicher Gewalt ohne Strafanzeige haben zugenommen.

Überstunden nehmen zu

Was die Ursachen dafür anbelangt, müsse man zuerst analysieren, so Villiger. Einen Ansatz hat der CVP-Regierungsrat jedoch: «Aufgrund der Sparmassnahmen mussten wir die Prävention herunterfahren.» In den letzten Jahren baute die Zuger Polizei insgesamt zwölf Stellen ab.

Armbruster dazu: «Dieser Personalabbau ist deutlich spürbar und widerspiegelt sich auch in der Anzahl Überstunden der Mitarbeiter. Bei der Polizeidichte liegen wir weit hinter dem schweizerischen Schnitt zurück.»

Sicherheitsdirektor Beat Villiger (links) und Kommandant Thomas Armbruster tauschen sich intensiv aus.

(Bild: sib)

Dieser liegt bei einem Polizisten pro 454 Einwohner. In Zug kommt ein Polizist auf 527 Einwohner. Villiger rechnet, dass 40 Stellen benötigt würden, um wieder im schweizerischen Mittel anzukommen.

Thomas Nabholz bläst ins gleiche Horn: «Bei häuslicher Gewalt ohne Verzeigung konnten wir die Nachbetreuung, das proaktive Ansprechen und weitere Präventionsmassnahmen aufgrund der Sparmassnahmen nur situativ bei schwereren Fällen vornehmen.» An der kommenden Zuger Messe werde man zu einen Stand einrichten, um die Bevölkerung bezüglich häuslicher Gewalt zu sensibilisieren.

Deutlich weniger Einbrüche

Daneben fördern die Zahlen für 2018 aus Sicht von Villiger viel Positives zutage. So liegt die Gesamtzahl (5663) der erfassten Straftaten im Kriminalbereich rund 11 Prozent unter dem Schnitt der letzten fünf Jahre.

«Wir sind unangenehm für jene, welche zu schnell fahren.»

Stephan Rogger, Chef Verkehrspolizei Zug

Ausserdem gab es im Vergleich zum Vorjahr 22 Prozent weniger Einbruchdiebstähle. Villiger glaubt, dass nicht bloss die verstärkten Präventionsmassnahmen zu dieser Abnahme geführt haben, sondern auch, dass sich die Kriminalität vermehrt in den digitalen Raum verlagere.

Ein tödlicher Unfall

Erfreuliches gibt es von der Verkehrsfront zu berichten. So ereigneten sich auf Zuger Strassen 2018 787 Verkehrsunfälle – es ist dies der tiefste Stand seit 2009. Obwohl pro Jahr im Kanton 1’400 Fahrzeuge dazukommen würden, wie Stephan Rogger, Chef der Verkehrspolizei, ergänzt.

Bei den Unfällen kam eine Frau ums Leben. Es handelte sich um einen Sturz mit dem E-Bike (zentralplus berichtete). Im Jahr davor verloren drei Personen bei Verkehrsunfällen in Zug ihr Leben. Auch die Zahl der Schwer- und Leichtverletzten hat abgenommen.

«Es ist wichtig, kritisch hinter die eigene Fassade zu schauen.»

Thomas Armbruster

Rogger kam darauf zu sprechen, dass die stationären Radarkästen im Kanton Zug seit letztem Jahr der Vergangenheit angehören (zentralplus berichtete). «Wir sind unangenehm für jene, welche zu schnell fahren. Doch die Anwohner sind uns dankbar, wenn wir mit Radaranlagen kommen», sagt er.

Strukturen werden überprüft

Schliesslich kam Armbruster noch auf die Organisationsüberprüfung zu sprechen, welche die Zuger Polizei aktuell durchführt – die erste grössere seit 17 Jahren, als Stadt- und Kantonspolizei zusammengelegt wurden.

«Es ist wichtig, kritisch hinter die eigene Fassade zu schauen. Wir werden uns die Frage stellen müssen, ob wir die Strukturen anpassen müssen und wo es Lücken zu schliessen gilt», so der Kommandant.

Beamte werden umgeschult

Dabei gehe es vor allem auch um die Frage, in welchen Bereichen Spezialisten und in welchen Generalisten benötigt werden. Die Tendenz gehe aber eindeutig immer mehr in Richtung Spezialisten, gerade was den Cyberbereich anbelangt.

So müssten denn auch Generalisten zu Spezialisten weitergebildet werden. Als Beispiel nennt Armbruster einen Polizisten, der aktuell den Masterlehrgang in Blockchain absolviert.

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