Erste Austritte und externe Untersuchung

WWF-Skandal: Hochrangige Zuger und Luzerner Politiker schweigen

Der WWF steht unter Beschuss, im Bild eine Aktion in Frankreich.

(Bild: Flickr/DocChewbacca)

Der WWF International soll Wildhüter unterstützt haben, die Menschenrechte auf schwerwiegende Weise verletzten. Bei den Sektionen in Luzern und Zug, wo mit GLP-Regierungsratskandidat Roland Fischer und SP-Präsidentin Barbara Gysel prominente Politiker am Ruder sind, gibt man sich zugeknöpft – und verweist lieber nach Zürich.

Die Recherchen warfen hohe Wellen: Wie mehrere Medien mit Verweis auf das Onlinemagazin «Buzzfeed» berichten, soll der WWF in Asien und Afrika kriminelle Wildhüter unterstützt haben, die auf brutale Weise gegen Wilderer und Anwohner vorgegangen seien.

Die Anschuldigungen reichen von Folter, sexuellen Missbräuchen bis zu Mord. Die Ereignisse sollen sich unter anderem in Nepal, Indien und Kamerun ereignet haben.

Lieber nichts sagen

So gross die Empörung international ausfällt: In der Zentralschweiz lösen die Ereignisse hingegen kein Echo aus. Zumindest nicht bei den Verantwortlichen. zentralplus hätte gerne gewusst, was der WWF Zug und der WWF Luzern dazu sagen.

«Es gibt Mitglieder, die beunruhigt sind wegen der Reputation des WWF.»

Myriam Stucki, WWF Schweiz

Doch offenbar will man sich hier nicht die Finger verbrennen. Alle Anfragen enden letztlich mit derselben Aussage: Auskunft gebe einzig WWF Schweiz.

Barbara Gysel, Präsidentin der Zuger Sektion des WWF sowie der Zuger SP, will ihre Äusserungen nach einem Gespräch nicht in einem Artikel lesen. Bei der Sektion Luzern wollte sich der Geschäftsführer auf Anfrage von zentralplus gar nicht erst zum Thema äussern. Genauso wie Roland Fischer, Vorstand im WWF Luzern und als GLP-Regierungsratskandidat derzeit viel in den Medien präsent.

13 Austritte und beunruhigte Mitglieder

Das grosse Schweigen in der Zentralschweiz irritiert. Nicht nur, weil der WWF hier über 13’000 Mitglieder zählt (Stand 2017), sondern auch, weil die lokalen WWF-Sektionen sonst gerne unter dem netten Panda-Logo auftreten. Befürchtet man hier keinen Imageschaden? Und überhaupt: Hält man es gegenüber den Spendern vor Ort nicht für nötig, sich von den Anschuldigungen zu distanzieren?

Die lokale Zurückhaltung ist offensichtlich so orchestriert und wird von WWF Schweiz nicht einmal bestritten. Fragen zum Thema würden zentral in Zürich beantwortet, sagt Myriam Stucki, Mediensprecherin von WWF Schweiz, auf Anfrage.

Ob es in Zug oder Luzern negative Reaktionen oder gar Austritte gegeben hat, kann sie indes nicht sagen. «Es gibt Mitglieder, die beunruhigt sind wegen der Reputation des WWF. Und die uns bitten, die Vorwürfe schnell und sauber aufzuarbeiten», sagt Stucki. Bis am Donnerstagabend seien schweizweit 13 Austritte gezählt worden, die laut WWF im Kontext des BuzzFeed-Artikels stehen.

Externe Untersuchung eingeleitet

Ob Beiträge von Luzerner oder Zuger Spenderinnen in betroffene Projekte flossen, kann sie zurzeit nicht sagen. «Die Vorwürfe von BuzzFeed gehen um mehr als 10 Jahre zurück. Wir sind nun am Abklären, ob jemals Geld in eines der erwähnten Projekte geflossen ist.» Klar ist: 60 Prozent der Mittel setzt der WWF Schweiz ohnehin hierzulande ein. 

Myriam Stucki betont, dass sofort ein internationales Krisenteam eingerichtet und eine umfassende externe Untersuchung eingeleitet worden sei. Ebenso wurde das Portal «Buzzfeed» gebeten, Informationen und Beweise für eine schnelle und transparente Überprüfung zur Verfügung zu stellen. «Menschenrechte stehen im Zentrum unserer Mission und wir nehmen die Vorwürfe sehr ernst», schliesst Stucki.   

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