Was beim alten Kantonsspital Zug geplant ist

Neuer Stadtteil: Acht Antworten zum Juwel am Zugersee

Allerbeste Lage: Areal des ehemaligen Kantonspitals in Zug.

(Bild: mam)

Seit elf Jahren wird das ehemalige Kantonsspital im Herzen von Zug als Dauerprovisorium genutzt. Mehrere Projekte an der Toplage scheiterten, doch nun will der Kanton Zug Nägel mit Köpfen machen. Ideen für die Immobilienperle am Seeufer sind gefragt.

Am Freitag geht es los: Der Ideen- und Investorenwettbewerb fürs Areal des alten Kantonsspitals in Zug beginnt (zentralplus berichtete). Der Kanton Zug sucht Leute mit Geld und Ideen, welche für 100 Jahre das Land im Baurecht erwerben wollen.

«Es ist das grösste Baugebiet des Kantons Zug in allerbester Lage», sagt der zuständige Regierungsrat Florian Weber (FDP). Deshalb wolle man für das «Juwel» die bestmögliche Lösung finden, die überdies nachhhaltig sein soll.

1. Ist bald Schluss mit den Zwischennutzungen und den Provisorien?

Nein, dem Kanton Zug kommen andere grosse Bauprojekte in die Quere, für die er Menschen und Material auslagern muss. Das Theilerhaus und die Shedhalle an der Hofstrasse werden umgebaut, ausserdem muss er in Steinhausen eine neue Durchgangsstation für Asylbewerber bauen.

Das bedeutet: Fürs Flüchtlingswesen und das Staatsarchiv braucht der Kanton Gebäulichkeiten, und am günstigsten ist die Nutzung von eigenen Immobilien – wie etwa dem Areal des ehemaligen Kantonsspitals. Dennoch sollen schon 2026 die Bagger auffahren, 2029 sollen die neuen Gebäude stehen.

2. Wenn nach Ideen gesucht wird, kann man dort alles Mögliche bauen?

Nein, es gibt einen rechtsgültigen Bebauungsplan, der die Nutzung der einzelnen Baubereiche schon genau festlegt. Er verfolgt die Idee eines bürgerlichen Quartiers im Quartier, eines gemischt genutzten Ministadtteils. So war es unter der Ägide des früheren Baudirektors Heinz Tännler (SVP) angedacht worden. Schlussendlich wird es rund 130 Wohnungen geben – ein Teil davon Alterswohnungen, ein Teil davon preisgünstiger Wohnungsbau.

 

Der Bebauungsplan gibt schon die Umgebungsgestaltung vor.

Der Bebauungsplan gibt schon die Umgebungsgestaltung vor.

(Bild: zvg)

Ausserdem Platz für Dienstleistungen und emissionsarmes Gewerbe, einen Hotelleriebetrieb und Platz für eine öffentliche Nutzung. Was fehlt, sind die Ideen, wie die neuen Häuser aussehen sollen, wie man konkret den Hotelleriebetrieb führen möchte, welche öffentliche Nutzung genau realisiert wird und jemand, der das alles finanzieren möchte.

3. Kann das Projekt an der Urne wieder versenkt werden?

Nein. In der Tat wurde ein erster Bebauungsplan in der Stadt Zug vom Stimmvolk abgelehnt. Der Baarer Generalunternehmer Alfred Müller hatte das renommierte Basler Architekturbüro Diener & Diener ein Bauprojekt ausarbeiten lassen, das vielen Zugern aber vom Volumen her viel zu massig erschien.

Später scheiterte die Idee eines neuen Kunsthauses auf dem Areal, weil nicht genügend Investoren fürs Museum gefunden wurden. Nun aber gibt es einen Bebauungsplan, der nicht mehr vors Volk kommt. Einsprachen gegen die konkreten Projekte und die Erteilung der Baubewilligung können zwar erfolgen. «Aber solange die Gebäude den Kubaturen des Bebauungsplan entsprechen, haben Einsprachen wenig Aussicht auf Erfolg», sagt Kantonsbaumeister Urs Kamber.

Übrigens schreibt der Bebauungsplan auch die Verkehrserschliessung des Geländes fest, das ohnehin per Stadtbahn und mit dem Bus hervorragend erreichbar ist. 100 Parkplätze werden vom bestehenden Athene-Parkhaus angerechnet, weitere 100 entstehen in zwei unterirdischen Parkings neu. Oberirdisch wird es nur ein paar wenige Anhaltemöglichkeiten für Besucher und Lieferanten geben.

4. Wer interessiert sich denn fürs Areal des ehemaligen Kantonsspitals?

«Wir führen eine Liste», sagt Baudirektor Florian Weber. Darauf stehen 300 Namen, die sich beim Kanton in der Vergangenheit nach dem Areal erkundigt haben und alle mit den Unterlagen für den Investorenwettbewerb bedient werden. Er ist aber ohnehin öffentlich, jeder kann sich beteiligen. Theoretisch auch der norwegische Staatsfonds oder irgendwelche Geschäftsleute von der arabischen Halbinsel. «Wir suchen Leute mit Ideen und solche mit Geld und hoffen, dass diese sich finden» sagt Weber.

Wie genau das geschehen soll, ist freilich noch offen. Spezialisten für Alterswohnen beispielsweise, oder Hoteliers oder solche für eine kulturelle Nutzung werden sich mit Generalunternehmern in Verbindung setzen müssen, um so Allianzen zu bilden. Solche Arbeitsgemeinschaften oder «Teams» wie sie Weber nennt, sind ausdrücklich erwünscht. «Aber am Schluss wollen wir einfach einen Verantwortlichen, mit dem wir einen Baurechtsvertrag schliessen können.»

5. Warum baut der Kanton nicht selber?

Zum einen, weil er ja schon ein neues Kantonsspital in Baar realisiert hat. Ausserdem hat man aus dem ersten Abstimmungsfiasko gelernt. In der Vergangenheit war vielen aufgestossen, dass der Kanton das Land an allerbester Lage an den Generalunternehmer verscherbeln wollte, jetzt bleibt der Kanton Grundstücksbesitzer.

Des Weiteren ist die Abgabe des Areals im Baurecht ein guter Trick: Der Kanton muss so nicht die Regeln des öffentlichen Beschaffungswesen befolgen. Das geht schneller und ermöglicht den direkten und persönlichen Kontakt mit interessierten Investorengruppen.

Baudirektor Florian Weber (FDP) und Kantonsbaumeister Urs Kamber vor dem Personalhochhaus des früheren Kantonsspitals.

Baudirektor Florian Weber (FDP) und Kantonsbaumeister Urs Kamber vor dem Personalhochhaus des früheren Kantonsspitals.

(Bild: mam)

Schliesslich will man mit denen ein Päckli schnüren. Mit dem Hotel, das 60 bis 70 Zimmer umfassen wird und auch längere Aufenthalte ermöglicht, sowie mit den Wohnungen und den Arbeitsflächen soll dem Investor ermöglicht werden, gutes Geld zu verdienen. Aber bei der öffentlichen Nutzung – beispielsweise durch einen Kongresssaal mit Restauration – ist man sich bewusst, dass die eventuell nicht ganz so rentabel wird.

Man wolle natürlich einen möglichst guten Baurechtszins vereinbaren, sagt Florian Weber. Aber Gewinnmaximierung ist nicht das Ziel. «Es soll eine möglichst nachhaltige und gute Lösung für Zug werden», sagt der Baudirektor. Dafür will man auch finanzielle Zugeständnisse machen.

6. Werden alle Gebäude auf dem Areal abgerissen?

Nein. Der Südflügel, der einst der Chirurgie diente und nun den Flüchtlingen, ist schützenswert. Er stammt aus den 1930er-Jahren und wurde vom bedeutenden Zuger Architekturbüro Keiser & Bracher realisiert. Der Flügel soll das Kernstück des Hotelbetriebs werden. Im Westen sind Anbauten möglich, Einzelheiten, wie das oberste, nachträglich aufgestockte oberste Geschoss, werden zurückgebaut, gewissen Anpassungen für ein zeitgemässes Hotel brauchts im Innern ebenso. Nach Realisierung des Hotelbetriebs werde das Gebäude dann unter Denkmalschutz gestellt, wie Kantonsbaumeister Urs Kamber erklärt.

Ausserdem bleibt wohl das Personalhochhaus im Norden des Areals stehen. Nicht etwa, weil es schön wäre, sondern weil die Stadtzuger in einer Abstimmung den Bau neuer Hochhäuser zwischen Bahnlinie und Ufer verboten haben. Wird das Haus abgerissen, kann man es danach nicht mehr in der selben Höhe errichten.

Ausserdem wird es dem Kanton noch länger als Provisorium dienen und deshalb nicht mit dem Rest des Areals im Baurecht vergeben. Später soll es laut Kamber saniert und zu Wohnzwecken an einen Investor abgegeben werden – «praktisch wäre natürlich der gleiche, der dann schon den Rest des Areals nutzt».

7. Wie will der Kanton Einfluss ausüben, wenn er das Land im Baurecht vergeben hat?

In der Tat hat sich der Kanton Zug einen sportlichen Fahrplan bereitgelegt. Interessierte sind am 21. März zur Arealbegehung eingeladen, bis 21. Juni müssen die Unterlagen bereits beim Kanton sein, im Herbst will er entscheiden, welche vier bis sechs Investorengruppen in die engere Auswahl kommen, und binnen eines Jahres will man den Baurechtsvertrag ausgeknobelt haben.

Dann folgt ein Architekturwettbewerb. Ein solcher ist im Bebauungsplan vorgeschrieben. Ebenso fixiert ist, dass der Kanton Zug darin eine Rolle spielen wird und in der Jury mittut. «Wir haben Erfahrung mit Wettbewerben für solche Grossprojekte», sagt Urs Kamber.

Auch wolle man sicherstellen, dass Architektur von hoher Qualität realisiert wird. Die ist nämlich auch im Bebauungsplan vorgeschrieben. Baut jemand billige Plattenbauten aufs Areal des Kantonsspital, wäre das einklagbar und würde das ganze Projekt zum Stillstand bringen.

8. Was ist mit der neuen Badi?

Tatsächlich war im Richtprojekt für die Gestaltung des Kantonsspitalareals auch eine neue auf dem Wasser schwimmende Badeanstalt – eventuell mit einer Bar – vorgesehen. Auch im Stadtparlament war über die Idee diskutiert worden. «Dies wurde aber nicht in den Bebauungsplan aufgenommen», sagt Kantonsbaumeister Urs Kamber.

Zwar sei eine Badi mit Bar auf dem See vor der Artherstrasse durchaus noch in den Köpfen präsent. Doch müsste ein solches Projekt später vom Investor separat verfolgt werden, sagt Kamber.

Weitere Bilder zum ehemaligen Zuger Kantonsspital

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