Zug.Rocks reimt uns die Kolinstadt schön

Ein anonymer Zuger Rap-Song hat das Zeug zum Hit

Dieser Rapper will uns Zug schmackhaft machen.

(Bild: Screenshot Zug.Rocks)

Plötzlich taucht ein Video auf. Über Zug, über unsere Stadt. Auf Englisch rappt da ein Kerl über Kirschen, Briefkästen und blaue Abfallsäcke. Und hat es damit schon fast geschafft, im Mikrokosmos Zug viral zu gehen. Und das, obwohl niemand zu wissen scheint, wer dahintersteckt.

«Hast du das Rap-Video über Zug schon gesehen?», fragt ein schlaksiger Teenager seinen eher adipösen Kumpan in der S-Bahn. «Ja, das ist der Burner», findet letzterer, und schon zücken sie ihre Handys, glotzen auf den Bildschirm und kichern.

Das Video, von dem die beiden Jungspunde reden, ist in aller Munde. Es stammt von jemandem, der sich Zug.Rocks nennt und zeigt im Folgenden: Das hübsche Zug mit Altstädtchen, Zugerberg und Schiff, dazwischen immer wieder einen auf Englisch rappenden Mann mit Mütze und Sonnenbrille. Dieser erklärt uns, warum sich das Leben in Zug eben total lohnt. Wegen der netten Fasnacht, der schönen Umgebung, der Nähe zu Luzern und Zürich. Aber nicht nur.

Über Briefkästen, blaue Abfallsäcke und Kirschen

«Leute haben Briefkästen, obwohl sie gar nicht hier leben», rappt der mutmassliche Zug-Enthusiast, «die Läden lassen ihre Verkaufsartikel vor der Türe stehen, auch wenns längst dunkel ist», und sogar die Abfallsäcke würden im «Crypto Mekka» reich aussehen: «Teure blaue Abfallsäcke, Mensch, was ist das denn?» Auch das Nachtleben sei gar nicht mal so schlecht für eine so kleine Stadt.

Der Refrain ist süffig, eingängig: «Komm nach Zug, süss wie eine Kirsche, es ist wahr», säuselt uns der Mann ins Ohr. Das Ganze bewegt sich gekonnt auf dem schmalen Grat zwischen Ironie und Ernsthaftigkeit. Stolz wallt im Zuger auf, wenn der eigenen Stadt so viel Honig ums Maul geschmiert wird. Jedenfalls bis zum Punkt, an dem unser Rapper zum dritten Mal betont, wie reich die Stadt doch ist und wie tief die Steuern.

Eine liebevolle Parodie? Eine gerappte Ode? Ein aus Langweile produziertes Schmuckstück, das nun im Mikrokosmos Zug viral geht? Das lässt sich nicht abschliessend sagen.

Ein Auftrags-Rap

Aufschluss darüber, wen wir im Video sehen, gibt jedoch der Abspann. Dort wird «Dru Vocals» genannt, ein Musiker, der sogenannte «Custum Songs» im Auftrag anderer produziert. Dessen Facebook-Seite beweist: Es handelt sich um unseren Rapper. Und damit wohl nicht um den Menschen, der hinter dem Blog Zug.Rocks steht.

Eine Anfrage von zentralplus bei Zug.Rocks blieb in nützlicher Frist unbeantwortet. Die Facebook-Seite führt uns auf einen Blog, gemäss diesem handelt es sich bei unserem Protagonisten um einen Expat, der vor nicht allzulanger Zeit den Weg in die Zentralschweiz gefunden hat.

Ein Blog über die Tücken des Expat-Daseins

Obwohl die dazugehörige Facebook-Seite zum Blog erst Mitte Januar ins Leben gerufen wurde, geniesst der Begründer von Zug.Rocks bereits die Aufmerksamkeit von rund 2250 Followern. Das ist wenig überraschend.

Denn die englische Seite, auf denen Blogeinträge geteilt werden, dürfte nicht nur Expats anziehen. Zwar thematisieren sie insbesondere die Nöte und Freuden eines Neuzuzügers einer anderen Kultur, doch auch für Ur-Zuger sind sie spannend zu lesen.

So wird auf Zug.Rocks ziemlich humorvoll beschrieben, wie unser Protagonist auf die harte Tour lernen musste, dass Kartonabfall nicht einfach so in den Müll geworfen werden darf: Sondern dass die hiesigen Hausmeister mit Argusaugen jede Missetat feststellen, und dem Fehlbaren unverfroren die Leviten lesen. (Und dabei noch etwas Geld machen.)

Wenn lange deutsche Wörter Stress verursachen

In Sachen Abfall, so merkt man als Einheimischer, gibt es für Expats tatsächlich einiges zu lernen. Etwa, dass schwarze Abfallsäcke hierzulande schlicht nichts taugen, die blauen Säcke dafür ein Vermögen kosten und kurioserweise in der Post erhältlich sind. Dinge, die für uns selbstverständlich sind, werden unterhaltend – und ohne Wertung – aufgearbeitet.

So etwa auch das Schweizer Phänomen der Feuerwehrersatzabgabe. Denn: «Je länger das Wort, desto grösser bei mir der Stresslevel, der ausgelöst wird», so der Blogger.

Ratlosigkeit bei der Stadt Zug

Ist die ganze Sache etwa ein PR-Streich? Eine Bemühung von Zug Tourismus, um Auswärtigen den Kanton auf unorthodoxe Weise schmackhaft zu machen? Nein. Eine Anfrage dort verläuft im Sand. Man wisse nichts von einem Rap über Zug.

Auch bei der Stadt Zug ist man ratlos. Der Kommunikationsleiter Dieter Müller ist nach erster Begutachtung jedoch positiv überrascht: «Ich finde den Clip super, teilweise leicht ironisch, doch nie bösartig. Man kann also meines Erachtens nicht von Satire sprechen.»

Das Rätsel darüber, wer hier auf dem besten Weg ist, inkognito viral zu gehen, bleibt also vorläufig ungelöst. Auch wenn wir wenigstens durch das Instagram-Profil ermitteln, welches hehre Ziel der Mensch verfolgt: «Ich bin erst gerade in den Kanton Zug gezogen und liebe ihn. Und ich sorge dafür, dass es mir die Welt gleichtut.»

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