Der «Zauber-Rank» muss sich ein neues Heim suchen

Galgenfrist für Zuger Kita – Nachbarn mögen kein Geschrei

Die einen finden sie süss, die andern nur lästig: Symbolbild mit Kindern aus einer Tagesstätte.

(Bild: RioPatuca)

Eine Geschichte wie aus Absurdistan: Die Kinderkrippe Zauber-Rank mietete im Zuger Riedmatt-Quartier ein ganzes Reihenhaus, durfte aber nur drei Kinder in der 21-plätzigen Einrichtung beherbergen. Jetzt wurde eine gütliche Lösung gefunden – die Kinder müssen mittelfristig trotzdem weg.

Kinder sind hier nur geduldet: Am Zuger Rank, in einer Siedlung neben der Steinhauserstrasse. Hier hat sich die Kinder-Tagesstätte Zauber-Rank in einem Reihenhaus eingemietet – zweistöckig, mit privatem Hof-Charakter. Das Quartier ist grün, nach Westen hinaus gibts reichlich Umschwung zum Spielen und ein Fussballplatz ist auch nicht weit entfernt.

Dennoch durfte die Kita im ganzen grossen Haus nur drei Kinder betreuen. Eigentlich auf 21 Plätze ausgelegt, musste sie den ganzen Rest der Knirpse jeden Tag mit einem Kleinbus in andere Tagesstätten karren. Diese lagen teils in anderen Gemeinden wie Cham.

Stadtzuger Baudepartement schlampte

Grund: Einsprachen der Nachbarn gegen die Krippe. Schuldige: Die Stadt Zug, die nach einem Bericht der «Zuger Zeitung» erst die Baubewilligung für die Krippe erteilte, dann das Projekt nachträglich doch noch öffentlich auflegte, worauf prompt mehrere Einsprachen dagegen eingingen.

Siedlung im Rank in Zug, wo Nachbarn gegen eine Kinderkrippe vorgegangen sind.

Siedlung im Rank in Zug, wo Nachbarn gegen eine Kinderkrippe vorgegangen sind.

(Bild: mam)

Es ist dies nicht die erste Fehlleistung des Departements in jüngerer Vergangenheit. Die vom Volk bewilligte Erweiterung des Schulhauses Riedmatt im gleichen Quartier drohte zu scheitern, weil die Planer den vorgeschriebenen Abstand zu Gewässern nicht einhielten.

Allerdings konnte Stadtrat André Wicki (SVP), der das Baudepartement bis Ende 2018 leitete und sich nun um die Stadtzuger Finanzen kümmert, in Verhandlungen mit Anwohnern eine gütliche Einigung erzielen (zentralplus berichtete).

Webers Einstand als Vermittler

Am Rank verfügte das Baudepartement der Stadt Zug, dass nur drei Kinder in der geräumigen Umgebung betreut werden können. Einen Einspruch dagegen schmetterte das Zuger Verwaltungsgericht ab.

Doch auch für die Kindertagesstätte wurde noch eine Einigung gefunden – wobei der frisch gebackene kantonale Baudirektor Florian Weber (FDP) ein erstes Mal als Vermittler und Feuerwehrmann einspringen musste.

Neuanfang mit neuer Leiterin

In Gesprächen wurde ein Vergleich beschlossen, der unter der Federführung der kantonalen Baudirektion mit städtischer Beteiligung, dem Krippenbetreiber und den prostestierenden Nachbarn zu Stande kam.

Dazu hat der Zauber-Rank eine neue Kita-Leiterin eingestellt, wodurch eine neue Betriebsbewilligung nötig wurde. Nachdem das Departement des Zuger Stadrats Urs Raschle (CVP) diese erteilte, «hat die Baudirektion auch eine Verfügung, dass die Kita den Betrieb befristet wieder aufnehmen kann», wie Florian Weber gegenüber zentralplus sagt.

Diese Fragen bleiben offen

Die städtische Bewilligung gilt nun für 21 Kinder, nicht mehr nur für 3. Im Gegenzug hat sich die Kindertagesstätte dazu verpflichtet, in der Umgebung nach einem neuen Standort zu suchen. «Die Kita hat bis Ende August 2020 Zeit, einen neuen Standort zu finden», sagt Weber. Damit hätten sich die Anwohner einverstanden erklärt.

Zwei Dinge bleiben ungeklärt, da Zauber-Rank-Geschäftsführer Urs Brugger für zentralplus nicht erreichbar war. Erstens: Wer kommt für die Kosten auf, die durch die Verschickung der Kinder in andere Tagesstätten entstanden?

Warum mögen sie keine Kinder?

Zweitens: Was genau ist der Grund, warum die Anwohner die Kinder in ihrer Siedlung nicht dulden wollen? Die «Zuger Zeitung» hatte kolportiert, dass verschiedene Bewohner der Siedlung gealtert, aus der Familienphase entwachsen und dementsprechend lärmempfindlich geworden seien. Eine entsprechende Frage von zentralplus nach dem Grund der Einsprachen beantwortete Baudirektor Florian Weber nicht.

Ideale Umgebung für die Kinderbeitreuung: Reihenhäsuer im Rank in Zug, wo Nachbarn gegen eine Kinderkrippe vorgegangen sind.

Ideale Umgebung für die Kinderbetreuung: Reihenhäuser im Rank.

(Bild: mam)

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4 Kommentare
  • Profilfoto von Sofia
    Sofia, 13.02.2020, 08:35 Uhr

    Missstände wie Globegarden werden tolleriert und «klein geredet» und Kitas, die wirklich wollen und Systeme haben, werden so lange mit der Bewilligung und anderen «Auflagen» hingehalten, bis die Mittel schlicht nicht mehr vorhanden sind. Was soll das?! Einerseits heisst es, dass mehr Betreuungsplätze benötigt werden und dann werden die kleinen Betriebe, die auch klein bleiben wollen, richtiggehend blckiert.. Kein Verständnis dafür.

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  • Profilfoto von kritischer_Zuger
    kritischer_Zuger, 09.01.2019, 12:09 Uhr

    Hmmm- bin selber 60zig –
    ABER !! Soweit mich mein Rechtsverstand nicht täuscht – lt. Mietrecht ist Kinderlärm KEIN Grund (Lärm-) Klage zu führen – schon gar nicht, wenn es nur ‹einige› Nachbarn sind, welche sich hier aufregen. Offen bleibt natürlich wer, wieviel usw.
    Kurz und bündig: geht gar nicht !!!! – auch an die Adresse der ‹achso› super aufgestellten Politiker – wer im Departement hat diese Verfügung auf wessen Geheiss erstellt?
    Da ist wohl Bruder, Schwester, Schwager mit im Boot (REINE VERMUTUNG und KEINE Unterstellung) ?!?!?

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  • Profilfoto von mebinger
    mebinger, 08.01.2019, 12:14 Uhr

    Warum lassen wir uns immer von Mimosen terrorisiere sollen die doch umziehen?

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    • Profilfoto von Frapedi
      Frapedi, 08.01.2019, 13:59 Uhr

      Die können halt kaum die (Friedhofs)ruhe erwarten……und haben vergessen, dass sie auch mal Kinder waren.

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