Siedlungspolitik: Emmen will Bevölkerung den Puls fühlen
Das Wachstum sorgt in Emmen für grosse Diskussionen. Nichtsdestotrotz ist die Gemeinde daran, die Weichen für die Zukunft zu stellen. Eine Revision der Ortsplanung muss her. Dabei zählt die Gemeinde auf die Mithilfe der Bevölkerung.
Der Gemeinderat Emmen lud diesen Montag zum Dreikönigsgespräch. Eingeladen waren Gäste aus Politik, Gesellschaft, Wirtschaft, Gewerbe und von der Gemeindeverwaltung. Ein klassischer Networking-Anlass, an dem zuerst ein Thema diskutiert wurde, das Emmen 2019 besonders beschäftigen wird: die Ortsplanungsrevision.
Gemeinderat Josef Schmidli (CVP) unterstrich die Bedeutung der Revision: «Wir planen für die nächste Generation.» Das Thema ist politisch hochaktuell, wird am 10. Februar doch über die eidgenössische Zersiedlungsinitiative abgestimmt. Ökonom und Mitinitiant Basil Oberholzer ging in einem Inputreferat auf die Folgen der Zersiedlung ein, die da wären Kulturlandverlust, Mehrverkehr oder Verlust der Biodiversität.
Wachstum muss nicht Zersiedlung bedeuten
Für Oberholzer ist klar, dass Wachstum und Zersiedlung nicht voneinander abhängig sind. Und damit war das Thema des Abends vorgegeben. Denn Gemeinderat Schmidli und Projektleiterin Christine Bopp stellten die Innensicht der Gemeinde Emmen dar.
«Ausschlaggebend ist die Überzeugung, nur so kann man die Weichen richtig stellen», machte Schmidli, Direktor für Bau und Umwelt, klar. Ziel sei es, die Ortsplanung besser zu steuern und kontrollieren, die Siedlungsentwicklung innerhalb der Bauzonen zu vollziehen und die Lebensqualität zu erhöhen.
«Emmen wird weiter wachsen, aber nur innerhalb der Siedlungsgrenzen.»
Josef Schmidli, Gemeinderat Emmen
Schmidli sagte weiter: «Emmen wird weiter wachsen, aber nur innerhalb der Siedlungsgrenzen.» So sieht es auch der kantonale Richtplan vor (siehe Box). Weiterer Kulturlandverlust ist in der zweitgrössten Gemeinde der Zentralschweiz aber nicht vorgesehen.
Die SVP Emmen möchte für eine Begrenzung des Bevölkerungswachstums sorgen. So sollen sich die Finanzen der Gemeinde erholen. Im Juli wurde die Volksinitiative «Emmen soll vernünftig in die Zukunft wachsen» eingereicht (zentralplus berichtete).
Mitwirkung wird Goodwill schaffen
Projektleiterin Bopp erklärte das Vorgehen. Seit eineinhalb Jahren ist man schon an der Planung dran, 2023 soll die Revision in Kraft treten. Für die Erarbeitung wurden mehrere Expertenteams beigezogen. Doch die Expertenmeinungen seien nur zweitrangig, so die Raumplanerin. «In erster Linie brauchen wir mehrheitsfähige Lösungen.»
Und um das zu gewährleisten, wird die Emmer Bevölkerung aktiv in den Prozess einbezogen. Während sich Vertreter der Quartiere bereits äussern konnten, wird dieses Jahr eine grosse Onlineumfrage durchgeführt. Die Ergebnisse könnten mit ersten Erfahrungen übereinstimmen. Die grösste Sorge ist der Verkehr, das Wachstum wird kritisch beäugt weil es die Gemeindefinanzen strapaziert und die Qualität der Siedlungsentwicklung muss gesteigert werden.
Im abschliessenden Podiumsgespräch äusserte Patrick Schoeck, stellvertretender Geschäftsleiter des Schweizer Heimatschutzes, zwar Zweifel: «Qualität ist in diesen Prozessen ein absolutes Modewort.» Doch er lobte: «Bereits der Prozess, die Bevölkerung miteinzubeziehen, wird Goodwill schaffen.»
Oder wie es Projektleiterin Bopp formulierte: «Die Revision ist dann ein Erfolg, wenn sie an der Urne angenommen wird.»
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