Wenn der Bikinibody am Bildschirm gezeigt wird

Unterwasserkameras im Ägeribad: Was ist legitim?

Im Ägeribad werden Gäste unter Wasser gefilmt. Auch wenn das Ganze der Sicherheit dient, gibt es Richtlinien, sagen Experten.

(Bild: Adobe Stock)

Im Ägeribad werden Badegäste mittels Unterwasseraufnahmen gefilmt. Die Aufnahmen sind nicht nur für den Bademeister, sondern auch auf einem Bildschirm in der Badehalle für alle sichtbar. Das ist bezüglich Datenschutz nicht unproblematisch.

Es lächelt der Pool, er ladet zum Bade. Seit das Ägeribad Ende September seine Pforten geöffnet hat, müssen schwimmlustige Berggemeindler nicht mehr ins Tal, um sich im Nass zu vertun. Das neue Ägeribad trumpft neben den Schwimmbecken auch mit einem warmen Aussenpool, wo Gäste entspannen können.

Jedenfalls so lange, bis ihnen bewusst ist, dass jede Bewegung, die sie dort machen, von Unterwasserkameras aufgezeichnet wird. Und damit nicht genug. Die Live-Aufzeichnungen sind für jedermann im Gebäude sichtbar. Denn gleich neben dem Kleinkinderbecken steht ein kleiner Bildschirm, auf den die Bilder übertragen werden. Weder beim Eingang ins Ägeribad noch direkt vor dem Aussenpool findet man jedoch entsprechende Schilder.

Das ist nicht unproblematisch. Silvia Böhlen, Sprecherin des eidgenössischen Datenschutzbeauftragten, erklärt: «Videoüberwachungen müssen für die Betroffenen klar erkennbar sein mittels Hinweisen, etwa einem Schild, das gut sichtbar auf Augenhöhe positioniert ist.»

Hinweise zur Unterwasserkamera sucht man vergebens

Der Geschäftsführer des Ägeribads, Stefan Schlatter, erklärt auf Anfrage von zentralplus, dass man die Gäste mit der Badeordnung, die bei der Kasse aufgelegt wird, auf die Kameras aufmerksam mache. Und auch auf der Webseite des Ägeribads wird man fündig. Auf dieser findet man sowohl eine ausführliche Badeordnung als auch einen langen Beschrieb über den Einsatz von Kameras aus Sicherheitsgründen.

Den expliziten Hinweis, dass Badende im Aussenpool mittels Unterwasserkameras gefilmt werden, sucht man vergebens. Vielmehr ist die Rede von einem Unterwassersensor, welcher leblose Körper verorten kann und entsprechend Alarm schlägt.

Eine Sicherheitsmassnahme unter dem Wasserspiegel

Der Grund, warum im Ägeribad Unterwasserkameras im Einsatz sind, ist ein einfacher: Es handle sich um eine Sicherheitsmassnahme, erklärt Schlatter. Bei der starken Dampfentwicklung, gerade bei kalten Lufttemperaturen, sähen die Bademeister sonst nicht, was im Aussenbad vor sich gehe.

Weiter erklärt Schlatter, dass die Gäste an der Kasse mit der Badeordnung auch auf die Videoanlage hingewiesen würden. «Es ist Teil der Badeordnung und wird mit dem Vertrag zur Badnutzung mit dem Badegast abgeschlossen», so der Geschäftsführer.

«Es sollte dafür gesorgt werden, dass der Zugang zu den Aufnahmen eingeschränkt wird.»

Silvia Böhlen, Sprecherin des eidgenössischen Datenschutzbeauftragten

Im gegebenen Fall kann die Datenschutzsprecherin Silvia Böhlen keine konkrete Beurteilung abgeben. Dennoch sagt sie: «Jede Überwachung muss zweckmässig sein. Wenn die Aufnahmen der Sicherheit im Badebetrieb dienen sollen, müssen sie vor allem für die Bademeister jederzeit sichtbar sein. Es sollte deshalb dafür gesorgt werden, dass der Zugang zu den Aufnahmen eingeschränkt wird.»

Der Bildschirm im öffentlichen Raum hat seinen Grund

Im Ägeribad kann jedoch Hinz und Kunz in den Bildschirm blicken und sieht die Planschenden des Aussenbeckens. Jedenfalls Hals abwärts. Beim Bau des neuen Bades hatten die Bauherren Unterstützung von Thomas Spengler, dem Präsidenten des Verbands Hallen- und Freibäder (SBSH). Dieser erklärt auf Anfrage: «Es ist wichtig, dass ein Bademeister nicht nur in seinem Büro sitzt, sondern auch patrouilliert. Dafür werden neben den Bildschirmen im Büro  solche kleineren Screens benötigt.»

«Andernorts führten solche Kameras nie zu Problemen.»

Thomas Spengler, Präsident des Verbands für Hallen- und Freibäder

Weiter erklärt Spengler, dass diese Praxis seit Jahren bereits in Davos Usus sei. «Und nie führten die Kameras zu Problemen.» Dennoch gibt er zu bedenken: «Falls das gewünscht würde, könnte ich mir gut vorstellen, auffällige Schilder vor dem Becken zu positionieren, damit die Badenden wissen, dass sie gefilmt werden. Wir verstecken ja nichts.» Vielmehr sei es Spengler ein Anliegen, dass Eltern ihre Kinder guten Gewissens in die Sportanlage schicken könnten.

Warum Kameras statt Sensoren?

Zur Frage, warum man denn nicht einfach auch im Aussenbecken Unterwassersensore eingebaut habe, die Alarm schlagen, sagt der SBSH-Präsident: «Ganz einfach. Im tiefen Schwimmbecken funktioniert diese Technologie, im Nichtschwimmerbecken leider noch nicht.»

Wie sieht es mit dem Speichern von Videoaufnahmen aus? Denn auch das könnte datenschutztechnisch problematisch sein. Die Aufnahmen nämlich sollten nicht länger gespeichert bleiben als nötig, liest man auf der Datenschutz-Webseite des Bundes. Das dürfte in Ägeri kein Problem sein. Die Bilder würden nicht gespeichert, so der Geschäftsführer.

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