Freier Fall aus 80 Metern Höhe – trauen Sie sich das zu? Doch an der Luzerner Määs gibt es nicht nur Adrenalinkicks zu erleben. Sie ist auch kulinarisches Wunderland und bietet überdies Budenzauber zwischen Herzen und Würsten, zwischen Socken und Ballonen. Die Top-10-Liste zum Inseli-Rundgang.
Vielen wird schon beim Zusehen bei den wilden Karussells und den würzigen Düften ganz übel. Andere, vor allem Kinder, können den Gang ans Inseli während der Määs kaum abwarten.
Es ist bis am 21. Oktober wieder Herbstmesse in Luzern, und die Menschen pilgern während 16 Tagen in Massen ans Inseli und auf den Bahnhofplatz. Doch was soll man da überhaupt machen? Planlos rumschlendern – oder doch gezielt zwischen Ballonverkäufer und Riesenrad das Wichtigste an all den Buden und Ständen erleben? Hier die 10 zentralplus-Tipps.
1. Der freie Fall
Zuerst zur entscheidenden Frage, die allen im Nacken hängt: Freier Fall aus 80 Metern Höhe vor Zuschauern – ja oder nein? Das ist nicht jedermanns Sache. Auf Bahnen wie den neuen «Spin-Tower» verzichte sie gerne, sagte Stadträtin Manuela Jost bei der Eröffnungsrede. «Ich habe in der Politik genügend Adrenalin.» Wagemutigen wie der zehnjährigen Emylou Johann aus Meggen ist dieses Highlight zum Preis von acht Franken hingegen bereits den Gang ans Inseli wert.
Denn auf diesem Trip können neu Nervenkitzel und Aussicht kombiniert werden: Bevor man ins grosse Nichts stürzt, gibt es eine 360-Grad-Rundumsicht, und man fühlt sich so klein. Dieser freie Fall lässt 24 Lebensmüde jeweils im Chor schreien – sehr laut schreien. Emylou: «Das war toll, ich würde sofort wieder rauf!» Obwohl Mami Anouk Johann fragt: «Hast du heut› früh nicht noch gemeint, dass du Höhenangst hast …?»
2. Der Kopfüberflug
Gleich nebenan gibt es zum vergleichsweisen Dumpingpreis von fünf Franken eine Schaukel, in der man leicht den Kopf verliert. Denn im «Ranger» fliegt man einmal um die ganze Achse und steht in der Höhe kopfüber im Karussell. Schlüsselbund und Handy gut in den Taschen versorgen …
3. Das Putschiauto
Die Putschiauto-Bahn ist nicht mehr das Zentrum der Messe wie vor 40 Jahren, als sie das Mekka der aufrisswilligen Singles im Bibelialter war. Dafür immer noch ein Ort der schnellen Fahrt und der heissen Rockmusik. Ab und zu hört man hier einen Freudenkiekser, weil man da endlich mal einen anderen anfahren kann. Wie man das so gerne oft bei der Parkplatzsuche machen würde. Das ist Stressabbau sondergleichen.
4. Das Riesenrad
Wer es gemütlich mag: Mit einer Höhe von 46 Metern ist das Riesenrad vor dem KKL das grösste der Schweiz. Wer am längsten über den anderen schweben will, bucht die VIP-Gondel. Die Fahrt für vier Personen kostet 120 Franken und dauert eine halbe Stunde. Im Preis inbegriffen ist eine Flasche Champagner. Jetzt weiss man auch, weshalb das Teil auf Neudeutsch «Swisswheel» heisst. Das klingt schwer, und 340 Tonnen wiegt das in der Nacht weithin leuchtende Schmuckstück – noch weiter, denn es ist 13 Meter höher als das letztjährige Riesenrad.
5. Die Wurst
Die Messe-Wurst muss vom Doggwiler-Stand sein, denn diese Luzerner Traditionsmetzger harren an der uralten Määs schon seit 49 Jahren aus. Bereits in der vierten Generation. Für Urs Doggwiler ist die Messe vorab Nostalgie: «Wenn ich gebrannte Mandeln, heisse Marroni, gebratene Würste rieche, erinnert mich das an die schönsten Erlebnisse meiner Kindheit.» Für seine Klientel ein weiterer Grund, in seine Würste zu beissen.
6. Die Churros
Churros sind ein spanisches Fettgebäck, einer der grossen Renner an den Ständen direkt am See. Und weil die frittierten Krapfen schon so schön kalorienhaltig und knackig braun sind, macht sich Zucker, Puderzucker oder gar eine Schoggi- oder Vanillesauce wunderbar darauf. Fettbombe? Ach was: herzhaft reinbeissen – und für einmal nicht an die Waage denken …
7. Das Lebkuchenherz
Diese Herzen sind zwar ein verdammt alter Zopf – aber sie gehen immer noch weg wie die Doggwiler-Würste. «Stammkunden schätzen die sehr», sagt Rosemarie, eine der drei Greber-Geschwister aus Sursee, die seit Jahren süsse Liebe verkaufen. «Einer kommt jedes Jahr und kauft für all seine Lieben in der Familie Herzen.» Wenn der kein grosses Herz hat.
8. Der billige Jakob
Es gibt ihn überall, den billigen Jakob, der stoisch mit einer über Stunden anhaltenden Leidenschaft irgendein Küchengerät anpreist. Ein Fossil aus einer vergangenen Zeit – um das sich aber stets viele Schaulustige versammeln. Und über die unglaubliche Redekunst in diesem «Speaker’s Corner» staunen. Wer sein Produkt Börner nennt, dann «Change your life!» draufschreibt – der kann nur grosse Töne spucken.
9. Die Socken
Dahingegen sind die Socken aus Bambus eine leise Sache. Und trotzdem einer der Renner, mit denen sich auch der Schreibende seit Jahren ausstattet. Verkäuferin Yvonne Camenzind ist zufrieden: «Es läuft uns wie geschmiert – obwohl es ja noch warm wie im Sommer ist und im Moment keiner an Socken denkt …»
10. Die Ballone
Sorgen die flauschigen Socken für Sein, geht es bei den Ballonen wohl nur um schönen Schein. Doch wie schön bunt die sind. Und welch ein Hingucker ist so ein fliegender Delfin – wenn man da nur gleich aufspringen und losfliegen könnte. Wo gibt es schon ein Flugzeug für zehn Franken …?
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