Fragwürdiges Sponsoring der SBB-Polizei

Subventions-Bschiss wirft Wellen zu Emmer Bobfahrer

Billi Meyerhans posiert mit seinem neuen Schlitten vor seinem Bauernhaus in Emmen.

(Bild: les)

Die SBB-Bahnpolizei hat die Finanzkontrolle im Haus. Wie beim Postauto-Skandal sollen Leistungen falsch erfasst worden sein. Auch Sponsoringaktivitäten stehen im Fokus. Die Spur führt nach Emmen.

Die Postauto-Affäre sorgte schweizweit für grosses Aufsehen. Die eidgenössische Finanzkontrolle stellte grosse Ungereimtheiten fest – rund hundert Millionen an Subventionsgeldern wurden abgezwackt. Nun flattert der nächste Fall ins Haus. Er betrifft die SBB-Bahnpolizei. Der Vorwurf geht in eine ähnliche Richtung wie beim Subventionsbetrug der Postauto AG: Über Jahre sollen Leistungen falsch erfasst worden sein, wie der «Tagesanzeiger» diesen Donnerstag berichtet. 

Unter die Lupe werden auch die Sponsoring-Aktivitäten der SBB-Cops genommen. Womit die Geschichte zu Pius «Billi» Meyerhans in Emmen führt. Der 51-jährige Landwirt ist ein passionierter Bobfahrer. Sein Team – in welchem mit FDP-Nationalrat Marcel Dobler aus St. Gallen auch ein prominenter Politiker sitzt – wurde von der SBB-Bahnpolizei finanziell unterstützt.

Alles begann mit einem Teambuilding-Event 

Meyerhans kann es kaum glauben, dass die Sponsoringaktivitäten nun in den medialen Fokus geraten. «Es ist ein völliger Witz. Haben wir eigentlich keine anderen Probleme?», sagt er auf Anfrage von zentralplus. Der Bobfahrer ist für seine direkte Art bekannt.

«Angefangen hat alles mit einem harmlosen Teambuilding-Event der Bahnpolizei auf meiner Anstossbahn», erklärt er. Auf seinem Hof in Emmenbrücke hat er eine solche Trainingsanlage installiert und bietet ab und zu solche Anlässe an. Dort kam der Kontakt mit den Verantwortlichen zustande. Bei der Transportpolizei arbeiten über 190 Polizisten. Sie sind zwar wie richtige Polizisten vereidigt, haben aber nicht dieselben Kompetenzen.

So sieht die Anlage von Meyerhans aus:

 

Am Event bei Meyerhans war auch der Chef der Bahnpolizei, Jürg Monhart, dabei. Dieser ist mittlerweile zurückgetreten – laut den SBB hat dies nichts mit den laufenden Untersuchungen zu tun. Doch gegen Monhart werden heftige Vorwürfe erhoben. So soll er Privates und Berufliches nicht strikt getrennt haben. So habe er etwa seiner Schwester einen Job bei der Bahnpolizei verschafft und das Curling-Team einer Mitarbeiterin gesponsert.

«Vergleicht man es mit dem Postauto-Skandal, bewegen wir uns in Dimensionen von 1 zu 10’000’000.»

Billi Meyerhans, Bob-Pilot

Und eben das Bob-Team von Billi Meyerhans. «Monhart war ein flotter Typ», sagt er. Was aktuell ablaufe, sei eine «öffentliche Hetzjagd». Denn die Beträge an ihn seien absolut vernachlässigbar. Die genauen Zahlen will Meyerhans nicht kommunizieren, sagt aber: «Vergleicht man es mit dem Postauto-Skandal, bewegen wir uns in Dimensionen von 1 zu 10’000’000.»

Dennoch war die Bahnpolizei auch auf dem Dress der Bobfahrer präsent. Meyerhans dazu: «Wir haben das Logo für ein Foto kurzerhand aufgeklebt.» Es handelt sich dabei um einen Badge, wie man ihn von jeder Militäruniform kennt. «Auf unseren Dress aufgedruckt wurde das Logo nie», sagt Meyerhans.

Das Bobteam trägt das Logo der SBB-Bahnpolizei auf der Brust. Billi Meyerhans (ganz rechts) und FDP-Nationalrat Marcel Dobler (Zweiter von rechts) sind die Aushängeschilder des Teams.

Das Bobteam trägt das Logo der SBB-Bahnpolizei auf der Brust. Billi Meyerhans (ganz rechts) und FDP-Nationalrat Marcel Dobler (Zweiter von rechts) sind die Aushängeschilder des Teams.

(Bild: zvg)

Das Sponsoring wurde vor über einem Jahr beendet. Die SBB begründen dies mit ihren Governance- und Compliance-Auflagen. Das sind interne Regeln, welche sich Unternehmen selbst geben. Diesen entsprach das Sponsoring offenbar nicht.

«Zu alt? Schwachsinn!»

Billi Meyerhans ist eine spezielle Figur im Schweizer Bobsport. Mit 48 Jahren gab er sein Debüt im Weltcup. Dass er damit viel zu alt für Leistungssport sei, kann er nicht mehr hören: «Seit 20 Jahren wird mir dieser Schwachsinn immer wieder eingeredet.» Die Leidenschaft sei nach wie vor gross (zentralplus berichtete).

Nebst der Athletik stehe beim Bobsport aber noch etwas anderes im Vordergrund. Das Management und das Generieren von Sponsoren sei ebenso wichtig und eine Herkulesaufgabe, erklärt er. Ansonsten könne man sich kein gutes Material leisten, habe keine guten Anschieber, der Erfolg bleibe aus und man werde noch unattraktiver.

Genau in diesem Bereich gelang «Billi» ein Husarenstück. Sein Team ist nicht als gewöhnliche Bobmannschaft unterwegs, sondern als A-Team in Anlehnung an die bekannte TV-Serie. 

 

 

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