Stadt musste nachbessern – und vergraulte Hündeler

Hundewiese in Luzern: Trotz positiver Erfahrungen bleiben die Fronten

Kurt Imhof lässt keine Gelegenheit ungenutzt, die Hündeler auf seine IG Hundewiese aufmerksam zu machen.

(Bild: pze)

Der Streit um frei laufende Hunde schlug in Luzern hohe Wellen. Seit 15 Monaten dürfen sich am Churchill-Quai Vierbeiner ohne Leine vergnügen – sehr zum Ärger gewisser Anwohner. Die Behörden stellen nun der Hundewiese ein gutes Zwischenzeugnis aus – wobei das lange nicht alle so sehen.

Gross war das Knurren, als die Stadt im letzten Jahr den hiesigen Hunden mehr Freilauf gewähren wollte. Auf der Wiese beim Churchill-Quai wurde für einen zweijährigen Pilotversuch die Leinenpflicht für die Vierbeiner aufgehoben (zentralplus berichtete). Dafür arbeitete die Stadt mit der IG Hundewiese zusammen, einem Zusammenschluss von Hündelern und ihren Freunden, die eine Wiese suchten, wo ihre Liebsten sich austoben durften.

Doch die Initianten trafen auf unerwartet heftigen Widerstand. Zuerst waren es einzelne Anwohner, die um die Sicherheit von Kindern, Senioren und behinderten Menschen fürchteten. Der Streit wurde immer intensiver und emotionaler (zentralplus berichtete). Schlussendlich schaltete sich die Politik ein, sogar mit rechtlichen Schritten wurde gedroht (zentralplus berichtete).

Trotz aufgeregter Gegnerschaft installierten die Behörden die Wiese im Frühling 2017. Die Churchill-Wiese besteht nun seit 15 Monaten. Zeit, zu fragen: Was wurde aus den Sorgen der Anwohner?

Kinderspielplatz sorgt für Bedenken

Bei der damaligen Gegnerschaft «IG Churchill» ist man noch immer besorgt. Pascal Kalbermatten äusserte sich im Streit öfters zu den Bedenken der Anwohner. Er sagt zum Stand heute: «Das Risiko für Unfälle ist weiterhin hoch, da die Hundewiese nicht eingezäunt ist.»

Die Hunde kennen sich am Churchill-Quai.

Am Churchill-Quai dürfen die Hunde ohne Leine sein.

(Bild: pze)

Kalbermatten ist auch besorgt über den Kinderspielplatz, der neben der Hundewiese entstehen soll. Dadurch vergrössere sich das Sicherheitsrisiko zusätzlich. Schwerwiegende Vorfälle gab es bisher nicht, doch Kalbermatten merkt an: «Es ist bedenklich, dass seitens der Stadt Luzern wahrscheinlich erst gehandelt wird, nachdem ein schwerwiegender Unfall passiert ist.»

Stadt musste Anpassungen vornehmen

Die Behörden schätzen das Risiko der Hundewiese deutlich kleiner ein. Das bestätigen auch die Zahlen seitens der Polizei: Im Jahr 2017 gab es aus dem Churchill-Quai neun Anzeigen wegen Verstössen gegen das Hundehaltungsgesetz – im ersten Halbjahr 2018 nur noch eine. Dabei gehe es um Hunde, die ausserhalb der Hundewiese nicht angeleint waren. Mediensprecher Urs Wigger sagt denn auch: «Aus Sicht der Polizei gilt der Churchill-Quai nicht als einer der Brennpunkte in der Stadt Luzern.»

«Man trifft kaum mehr Leute, tagsüber ist man teilweise ganz alleine.»

Kurt Imhof, Mitgründer IG Hundewiese

Auch Cornel Suter, Leiter der Stadtgärtnerei, sieht die ganze Sache positiv. Dennoch musste die Stadt nachbessern, wie er auf Anfrage bestätigt. «Wir haben Hecken verlängert und die Informationstafeln textlich angepasst.»

Kurt Imhof, Mitgründer der IG Hundewiese, ist mit seinem Hund fast täglich vor Ort. Er erklärt: «Die Hecken waren teilweise zu wenig dicht gebaut. Die Hunde konnten so durch die Hecken gelangen.» Dies habe die Stadt aber verbessert, so Imhof.

In Zug wurde Hundewiese geschlossen

Die Wiese sei trotz Nutzung als Hundewiese in gutem Zustand. Das ist nicht selbstverständlich, in der Stadt Zug war die Freilaufzone zu beliebt. Weil die Hunde unerwartet stark buddelten, erlitt der Rasen grossen Schaden. Die Wiese musste kurzerhand für eine Sanierung geschlossen werden.

Davon könne in Luzern aber keine Rede sein, sagt Stadtgärtner Suter. Er merkt an: «Die betroffene Fläche wurde ja bereits vor dem Pilotprojekt öfters als Hundewiese benutzt.»

Gewisse Hundehalter kommen nicht mehr

Ohnehin wird die Hundewiese – entgegen den Befürchtungen – nicht überrannt. Die Nutzung nahm kaum zu, sagt Kurt Imhof: «Man trifft kaum mehr Leute, tagsüber ist man teilweise ganz alleine.»

«Die kritischen Stimmen sind bis auf etwa zwei Personen zurückgegangen.»

Kurt Imhof, IG Hundewiese

Stadtgärtnerei-Leiter Suter bestätigt diesen Eindruck. Man könne nicht von einem Anstieg sprechen, sagt er. Zwar seien neue Hundehalter auf die Wiese aufmerksam geworden, «dafür sind uns aber auch Hundehalter und Hundehalterinnen bekannt, welche wegen der neuen, eingeschränkten Nutzung auch nicht mehr kommen».

Das heisst konkret: Früher seien zum Teil alle drei Teilwiesen des Churchill-Quai-Areals für den Auslauf der Hunde verwendet worden. «Nach der Einschränkung auf einen Abschnitt haben sich gewisse Hundehalter bei uns beschwert und verlauten lassen, dass sie nicht länger die Wiese auf dem Churchill-Quai nutzen werden», so Suter.

Bleibt die Wiese bestehen?

Trotz der positiven Erfahrungen der Stadt – noch ist nicht entschieden, ob die Hundewiese bestehen bleibt. Suter sagt: «Im Frühling 2019 werden die Ergebnisse ausgewertet und anschliessend entschieden, ob die Hunde-Freilaufzone definitiv eingerichtet bleibt, Anpassungen notwendig sind oder ob die Zone wieder aufgehoben wird.»

Ebenfalls offen ist die Eröffnung der geplanten Freilaufzone beim Richard-Wagner-Museum. Dort läuft, nachdem Einsprachen aus der Nachbarschaft eingegangen sind, noch immer das Baubewilligungsverfahren (zentralplus berichtete).

Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


1 Kommentar
  • Profilfoto von Ineichen Evelyne
    Ineichen Evelyne, 06.09.2019, 13:32 Uhr

    Das Theater um das kleine Stück Freiheit für die Hunde, genannt «Hundewiese» ist einfach unglaublich.

    Seit Jahren gehe ich beim Richard-Wagner Museum spazieren. Bis jetzt habe ich noch keinen Zwischenfall erlebt. Die Hundehalter nehmen die Hunde auf Zuruf sofort an die Leine, nehmen Rücksicht auf andere Spaziergänger und andere Hunde. Das Baden mit den Hunden ist herrlich, die Leute haben Freude und kommen miteinander ins Gespräch. Nirgends gibt es so viel Gleichgesinnte, wie unter den Hundebesitzern.

    Die haltlosen Einsprachen sind reine Willkür und das Verhalten ist klar und deutlich gegen die Hundebesitzer gerichtet. Selbstverständlich gibt es auch unter den Hundehalter schwarze Schafe und diese werden am besten auf ihr Fehlverhalten durch einen Hundeführer seines Gleichen aufmerksam gemacht. Meistens enden solche freundliche Hinweise mit Verständnis, wenn anfänglich auch zähneknirschend.

    Kritische Stimmen: In Zug sei die Hundewiese geschlossen worden, weil die Hunde stark puddelten, erlitt der Rasen grossen Schaden. Gesuchte Argumente, die ebenfalls haltlos sind. Bei Events, wo die Rasenflächen an den schönsten Standorten grossen Schaden nehmen, wird mit keinem Wort darüber gesprochen. Über Schäden an den wunderschön gepflegten Wanderwegen, die durch die Mountainbiker an den unglaublichsten Orten verwüstet werden, wird nicht gesprochen. Ältere Menschen und Kleinkinder können sich auf allen Wald- und Wanderwegen nicht mehr sicher fühlen, da sie durch eBike-Fahrer mit Tempo 45/h gefährdet sind. Darüber wird nicht gesprochen.

    Churchill-Quai: Aus einem grossen Stück Kuchen, dass für jedermann zugänglich ist, ein kleines Stück Freiheit für die Hunde zu realisieren, darüber debattiert man schon Jahre.

    Kalbermatten ist ernsthaft besorgt wegen des naheliegenden Kinderspielplatzes. Das Sicherheitsrisiko (welches?) würde dadurch vergrössert. Schwerwiegende Vorfälle seien allerdings nicht bekannt! Kalbermatten erwartet wohl nur bösartige Bestien………Zu diesem Thema appelliere ich an die Hundebesitzer sowie ich an die Eltern appelliere, ihre Kleinkinder nicht einfach unbeaufsichtigt auf die Hunde loszulassen. Wenn alle ein bisschen gegenseitigen Respekt und ein gesundes Mass an Toleranz walten lassen, müsste es doch gehen. War es nicht einmal so, die Welt gehört doch allen Lebewesen. Die Intoleranz und der gegenseitig fehlende Respekt und die Rücksichtnahme der Menschen hat die heutige Situation wachsen lassen. Passt Mal schön auf, dass alles nicht eines Tages eskaliert. Wir sind nicht mehr allzu weit weg davon. Und genau diese arme Gesellschaft will in lebensbedrohlichen Situationen von Hunden gerettet werden. Da kann ich nur sagen, bravo!

    Eine langjährige Kynologin

    👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
Apple Store IconGoogle Play Store Icon