Kanton stellt Littauer Schulanlage unter Schutz

Schulhaus Grenzhof: Stadtrat will Abriss notfalls vor Gericht erzwingen

Abreissen oder nicht? Das Schulhaus Grenzhof in Littau.

(Bild: zvg)

Der Kanton Luzern stellt das Littauer Schulhaus Grenzhof unter Denkmalschutz und stoppt somit die Abrisspläne der Stadt. Der Luzerner Stadtrat macht sich auf einen Gerichtsprozess gefasst – es sei denn, Regierungsrat Reto Wyss kippt den Entscheid seiner Dienststellenleiterin noch.

Ganz unerwartet kommt der Entscheid nicht: Die Schulanlage Grenzhof in Luzern-Littau wird in das kantonale Denkmalverzeichnis eingetragen. Damit stellt sich der Kanton gegen die Abrisspläne der Stadt Luzern, die eine Sanierung der zwei Gebäude aufgrund der hohen Schadstoffbelastung als unverhältnismässig betrachtet.

Die kantonale Dienststelle gewichtet allerdings den Denkmalschutz höher: «Die hohe architektonische Qualität des Gebäudekomplexes mit historischem, heimatkundlichen und wissenschaftlichem Wert rechtfertigt die Unterschutzstellung», so der am Montag veröffentlichte Entscheid. Die geschätzten Sanierungskosten von knapp 28 Millionen Franken seien zumutbar. Ein Neubau beim rund 700 Meter entfernten Schulhaus Rönnimoos würde rund 33 Millionen Franken kosten.

Reto Wyss könnte den Entscheid kippen

Die Dienststellenleiterin Hochschulbildung und Kultur, Karin Pauleweit, hat den Entscheid auf Antrag der kantonalen Denkmalkommission gefällt. Dieser ist allerdings noch nicht rechtskräftig, der Stadtrat hat bereits entschieden, dass er innert der Frist von 30 Tagen Beschwerde einreichen wird. Als nächste Instanz wird Regierungsrat Reto Wyss darüber befinden. Hält er am Entscheid seiner Dienststellenleiterin fest, wird das Schulhaus Grenzhof ein Fall fürs Gericht.

«Der Erhalt der Schulanlage Grenzhof ist für uns schlicht unverhältnismässig.»

Stadträtin Manuela Jost

Stadträtin Manuela Jost sagt: «Falls es bei diesem Entscheid bleibt, ziehen wir den Fall vors Kantonsgericht.» Der Stadtrat macht sich auf einen langwierigen Prozess gefasst, notfalls bis vors Bundesgericht.

Schadstoffe und schlechte Gerüche

Der Stadtrat gewichte historische und denkmalpflegerische Aspekte hoch, das habe man bei anderen Schulanlagen bewiesen. «Aber aufgrund der hohen Schadstoffbelastung und des baulichen Zustandes ist der Erhalt der Schulanlage Grenzhof für uns schlicht unverhältnismässig», sagt Jost.  

Eine Schadstoffsanierung und Anpassung an die Erdbebensicherheit würden wahrscheinlich Eingriffe erfordern, die einem Neubau gleichkommen. Seit mehreren Jahren plagen schlechte Gerüche in der Schulanlage Grenzhof Kinder und Lehrpersonen. Der Stadtrat stütz sich auf Experten und Erfahrungen aus anderen Städten, ein detailliertes Sanierungsgutachten wurde bis jetzt allerdings nicht erstellt. Ein solches würde rund 250’000 Franken kosten.

Die Schulanlage Grenzhof an der ehemaligen Stadtgrenze Luzern–Littau.

Die Schulanlage Grenzhof an der ehemaligen Stadtgrenze Luzern–Littau.

(Bild: Google Maps)

Öffentliches Interesse am Schutz

Die kantonale Dienststelle beurteilt das Schulhaus trotz allen Mängeln als «besonders schutzwürdiges Kulturdenkmal, an dessen Erhalt ein hohes öffentliches Interesse besteht». Das Bauwerk der Luzerner Architekten Friedrich E. Hodel und Hans U. Gübelin sei ein bedeutender Vertreter der gebauten Pädagogik der Nachkriegszeit, heisst es in der Begründung.

Die nötigen Anpassungen an die heutigen schulischen Bedürfnisse seien auch mit einer Sanierung möglich. «Insbesondere im Gebäudeinnern sind Anpassungen für einen zeitgemässen Schulbetrieb und zur Gewährleistung der Sicherheit möglich, ohne dass dadurch der Denkmalwert der Schulanlage entscheidend geschmälert würde.»

Stadtrat will nicht warten

Die Stadt Luzern hat im Juni 2018 entschieden, den Pavillon 2 der Schulanlage Grenzhof zu schliessen, da bei Luftmessungen erhöhte Werte von Naphthalin festgestellt wurden (zentralplus berichtete). Mit Rochaden und Zumieten von Räumen konnte der Schulbetrieb für das neue Schuljahr trotzdem sichergestellt werden.

Der Pavillon 1 der Schulanlage wird weiterhin genutzt, mittelfristig will der Stadtrat aber auch diesen schliessen und plant auf März 2020 auf dem Areal Rönnimoos einen provisorischen Bau, in dem alle Klassen des Schulhauses Grenzhofs unterrichtet werden können.

Dieser Plan sei durch den möglicherweise langen Streit nicht gefährdet, so Jost. «Wir können nicht warten und wollen beim Rönnimoos mit der Planung weiterfahren, wir haben dafür einen genehmigten Planungskredit.» Die Kommissionen werden in diesen Tagen über den Entscheid und das weitere Vorgehen informiert.

Und selbst wenn dereinst von höchster Instanz – das wäre das Bundesgericht – ein Abriss verhindert würde: «Über die Nutzung der Anlage Grenzhof müssste dannzumal entschieden werden. Sie müsste nicht zwangsläufig als Schulhaus genutzt werden», so Jost.

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