Steinhausen im Dunkeln: Das Festival ging weiter

Stromausfall: «Das Waldstock war nicht schuld»

Blick über den Zaun auf das Waldstock-Gelände.

(Bild: Aline Suwald/Urs Lang)

Am Donnerstag spätabends lag das Dorf Steinhausen im Dunkeln. Ein Kurzschluss an einer Starkstromleitung sorgte für sofortige und ungewünschte Nachtruhe. Gerade, als das Waldstock-Festival so richtig im Saft war. Ein Schelm jedoch, wer glaubt, das Openair sei schuld gewesen am Stromausfall.

23 Uhr, die Kurzfilme am Waldstock sind vorbei, die letzte Band des Abends, «Nadamas», dreht noch einmal so richtig auf. Jedenfalls für einige Minuten. Denn kaum sind die Zuschauer vor der Bühne so richtig warmgetanzt, macht es zack. Ton weg. Licht weg. Ein Raunen geht durch die Menge. Der plötzliche Stromausfall geht übers Festivalgelände hinaus, ja er legt das ganze Dorf Steinhausen für Stunden lahm.

Wie die Zuger Polizei am kommenden Morgen mitteilte, sei es zwischen zwei Trafostationen zu einem Kurzschluss bei einer Starkstromleitung gekommen. Dieser habe zu einer Druckwelle im unterirdischen Leitungskanal geführt, worauf zwei schwere Betondeckel einer Schachtabdeckung mehrere Meter durch die Luft katapultiert worden seien (zentralplus berichtete).

In der Nacht waren nicht nur Festivalgänger wach

Dabei wurde zwar niemand verletzt, doch mussten 18 Angehörige der Feuerwehr Steinhausen sowie Mitarbeitende des Wasser- und Elektrizitätswerks Steinhausen und der Zuger Polizei eine ordentliche Nachtschicht einlegen, um den Strom wieder zum Laufen zu bringen. Das passierte dann gegen 3 Uhr in der Früh, wie Bruno Burkhard, der Betriebsleiter des zuständigen Elektrizitätswerks West, auf Anfrage sagte.

«Das Waldstock war nicht schuld am Stromausfall, das Problem lag an einem ganz anderen Ort.»

Bruno Burkhard, Betriebsleiter Elektrizitätswerk West

Burkhard, der in der Nacht ebenfalls auf Achse war, erklärt: «Mittels Netzumschaltung konnten wir die Kunden wieder mit Strom versorgen. Die Behebung des effektiven Problems erfolgt nächste Woche.» Und er ergänzt: «Das Waldstock war nicht schuld am Stromausfall, das Problem lag an einem ganz anderen Ort.»

Wider Erwarten führte der abrupte Stromausfall nicht zum Ende des ersten Festivalabends. Tobias Glauser, Präsident des Waldstock, erklärt: «Wenige Augenblicke nach dem Stromausfall setzten die Notstromaggregatoren ein, welche für ein Minimum an Licht auf dem Gelände sorgten.» Daraufhin gab es für die Festivalverantwortlichen und die Gäste nur eins: abwarten. «Wir konnten selber nicht viel machen und den Gästen auch nicht kommunizieren, wie lange der Ausfall dauert. Dies, obwohl die Zusammenarbeit mit den Behörden grossartig war», sagt der OK-Präsident.

Alle jubelten ob der plötzlichen Helligkeit

Nach einer Stunde wurde wieder Licht. «Alle jubelten und hatten Freude, dass es wieder hell wurde. Zum Glück war die Band noch da und erklärte sich bereit, noch einmal aufzutreten.» Einige Gäste hätten sich zwar bereits aus dem Staub gemacht – der Freitag sei für viele schliesslich ein Arbeitstag – dennoch hätten sich die meisten Leute nicht sonderlich gestört am fehlenden Strom. «So wurde die Stimmung während des Konzerts und nachher in den Bars nochmals ziemlich gut», sagt Glauser.

Und dies, obwohl der Strom noch ein zweites Mal ausgestiegen sei. Nicht nur an Licht und Musik fehlte es während dieser stromlosen Phasen, auch der ganze Küchenbetrieb funktionierte nicht. Und das ist nicht zuletzt der grossen Trockenheit geschuldet: «Normalerweise betreiben wir den Grill mit Gas. Da jedoch im Kanton Zug ein absolutes Feuerverbot herrscht, sind heuer Elektrogrills im Einsatz.» Einmal habe man laut Glauser zudem Lebensmittel von den Kühlschränken in grössere Kühlwagen umgeschichtet, um deren Haltbarkeit zu gewähren.

«Anfangs waren wir natürlich besorgt, ob wir schuld daran sind, dass das Dorf lahm liegt.»

Tobias Glauser, Präsident des Waldstock Festivals

Hatte die Waldstock-Crew denn nicht Angst, dass das Openair schuld sei am flächendeckenden Stromausfall? «Doch, klar. Anfangs waren wir natürlich besorgt, ob wir schuld daran sind, dass das Dorf lahm liegt. Gerade als wir merkten, dass der Ausfall nicht nur das Festival betrifft. Nach dem Kontakt mit den Behörden war aber sofort klar, dass es sich um ein grösseres Problem handelt.»

Man will für den Notfall gerüstet sein

Nun hat das Elektrizitätswerk West zwar eine Zwischenlösung gefunden, um die Gegend mit Strom zu speisen. Hat Glauser dennoch Angst, dass sich das Szenario vom Donnerstag in den kommenden Tagen wiederholen könnte?

«Uns wurde kommuniziert, dass die weitere Stromversorgung kein Problem darstellen sollte.» Sollte es wider Erwarten doch zu Problemen kommen, müsste man sich halt etwas ausdenken, so Glauser. «Etwa, indem wir Generatoren für die Spitzenzeiten einsetzen, um die wichtigsten Programmpunkte abdecken zu können», sagt der OK-Präsident. Und er klingt dabei ziemlich entspannt.

Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


0 Kommentare
    Apple Store IconGoogle Play Store Icon