Beispiel aus anderer Stadt zeigt, was möglich ist

Bäume statt Beton: So will Luzern der Hitze beikommen

So sieht's an der neuen Hundefreilaufzone am Churchill Quai aus.

(Bild: pze)

Weniger Bäume, mehr Beton: Das trägt dazu bei, dass es in den Städten oft heisser ist als auf dem Land. Die Stadt Luzern prüft aktuell, wie sie der Hitze Herr werden kann. Das kann von begrünten Dächern bis hin zu baulichen Massnahmen für eine bessere Durchlüftung der Stadt reichen.

Das Thermometer steigt zurzeit verlässlich über 30 Grad. Besonders in der Stadt brütet die Hitze zurzeit heftig. Das spürt zum Beispiel, wer am Nachmittag an einer besonnten Bushaltestelle warten muss oder in einer engen, zubetonierten Gasse unterwegs ist.

Dass es in den Städten wärmer wird als auf dem Land, ist keine neue Erkenntnis. Aber eine, welche die Stadt zum Handeln bewegt. Bis nächsten Sommer sollen konkrete Massnahmen auf dem Tisch liegen, um auf die Hitze zu reagieren. Nicht nur, weil die Hitze gesundheitliche Folgen haben kann, sondern auch die Produktivität der Wirtschaft sinkt.

«Dieser Sommer zeigt, dass es wirklich relevant ist, dass wir auf die Hitze und Trockenheit reagieren», sagt Sibylle Sautier, Projektleiterin und Mitarbeiterin beim Umweltschutz der Stadt Luzern. «Denn man kann nicht warten, bis die Klimaschutzstrategie wirkt. Selbst wenn heute der Ausstoss sämtlicher Treibhausgase gestoppt werden könnte, würde die Temperatur wegen der Trägheit des Klimasystems noch Jahrzehnte lang ansteigen.» Das Engagement initiiert haben die Grünen mit einem Vorstoss, der im April vom Stadtparlament überwiesen wurde.

Der Bund liefert Vorschläge

Spruchreife Vorschläge zur Klimaanpassung liegen noch keine vor. «Zurzeit machen wir eine Auslegeordnung», sagt Sautier. Ein externes Büro stellt aktuell verschiedene Daten zusammen und liefert die Basis für die weiteren Schritte. Betrachtet werden dabei etwa die Zahl der Hitzetage, die Trockenperioden oder die Tropennächte. «Zudem münzen die Experten die Studien des Bundes auf die Stadt Luzern um.» Das heisst: Sie sollen aufzeigen, welche Vorschläge des Bundes auch für die Stadt Luzern von Interesse sind.

Ein gemütlicher Spaziergang am Carl-Spitteler-Quai entlang dem Vierwaldstättersee.

Ein gemütlicher Spaziergang am Carl-Spitteler-Quai entlang dem Vierwaldstättersee.

Ein weiteres Puzzleteil, das bis Ende Jahr entstehen soll, ist eine Stadtklimaanalyse. «Das wird wahrscheinlich eine Karte sein, die aufzeigt, wo Hitzeinseln bestehen, wo es kühler ist und wie der Wärmeaustausch geschieht», sagt Sibylle Sautier. Eine Karte, welche in Bildern aufzeigt, wo die Stadt besonders gut durchlüftet ist. Ob das auf Ebene der einzelnen Quartiere, Strassen oder gar Ecken geschieht, ist noch offen und hängt wesentlich vom Budget ab. Der Stadtrat rechnete im Rahmen der Antwort auf die Motion im April damit, dass für die externe Beratung zwischen 50’000 und 100’000 Franken fällig werden. 

«Wir werden bestimmt nicht einfach alle Strassen aufreissen und Bäume pflanzen können.»

Sibylle Sautier, Umweltschutz der Stadt Luzern

Doch ist nicht von vornherein klar, dass es warm wird, wo Beton dominiert, und kühl bei Wasser und mit viel Grün? Das streitet Sautier nicht ab. «Klar ist, dass dunkle und versiegelte Flächen oder enge Gassen die Stadt erhitzen, während Bäume, Kies und Wiesen eher kühlend wirken. Doch die Temperatur- und Durchlüftungsverhältnisse räumlich darzustellen und mit Fakten zu hinterlegen, bringt bei Vorschlägen zu Massnahmen zur Klimaanpassung für Planer und Politik stichfeste Argumente statt nur ein loses Bauchgefühl.»

Die Stadt ideal durchlüften

Aufgrund der Daten will die Stadt definieren, wie sie künftig gegen die Hitze vorgeht. Was möglich sein könnte, zeigt das Beispiel Sitten. Die Stadt im Wallis experimentiert bereits mit kühlenden Methoden. So setzt sie zum Beispiel auf begrünte Dächer oder Alleen statt Parkfelder und Betondächer. Auch die Stadt Zürich hat bereits eine Klimaanalyse gemacht und ihre Schlüsse daraus gezogen, besonders im Baubereich. So weist sie zum Beispiel darauf hin, dass geeignete Baumaterialien die Abwärme von Gebäudehüllen reduzieren könnten. Zudem sollen geschlossene Gebäuderiegel möglichst verhindert werden, damit die Stadt ideal durchlüftet wird.

Auch in Luzern wäre solches denkbar, sagt Sibylle Sautier. Wie die Massnahmenvorschläge für die Stadt Luzern aussehen, muss sich noch zeigen. Klar ist, dass die Klimaanpassungsstrategie auch in Luzern viele räumliche Auswirkungen haben wird. Die Erkenntnisse daraus sollen in die Revision der Bau- und Zonenordnung einfliessen und deshalb bis Ende Jahr vorliegen.

Bis nächsten Sommer will die Stadt für alle Bereiche konkrete Massnahmenvorschläge erarbeitet haben. Sibylle Sautier stellt aber bereits klar: «Wir werden bestimmt nicht einfach alle Strassen aufreissen und Bäume pflanzen können, nur weil das die Stadt kühlen würde. Aber die Massnahmen können bei laufenden Projekten berücksichtigt werden und dafür sorgen, dass es in der Stadt sicher nicht noch heisser wird.»

So bleibt es in der Wohnung kühl

Bei Hitzetagen und Tropennächten kann es in den eigenen vier Wänden schnell ungemütlich heiss werden. Die Umweltberatung hält folgende Tipps parat, um die Hitze in der Wohnung einzudämmen:

  • Richtig lüften: Am besten öffnet man die Fenster nur von spätabends bis frühmorgens, sodass die kühle Nachtluft in die Wohnung strömt und sich auch die Wände abkühlen. Am Morgen die Fenster wieder schliessen.
  • Abdunkeln: Nicht nur die Fenster sollen zu bleiben, sondern auch die Storen. Denn trifft die Sonne direkt aufs Fenster, wärmt sich die Wohnung wie ein Treibhaus auf. Die Storen am besten leicht schräg stellen.
  • Alles abschalten: Nicht nur der Backofen heizt ein, auch Elektrogeräte wie Computer, Lampen oder Fernseher produzieren Abwärme. Am besten alles vom Stromnetz kappen, wenn es nicht gebraucht wird. Wer es sich leisten kann, sollte an heissen Sommertagen auch aufs Kochen, Bügeln oder Backen verzichten.
  • Trick 77: In der Wohnung feuchte Tücher aufzuhängen, kann bei trockener Wärme von Vorteil sein. Denn wenn sie trocknen, wird der Luft Wärme entzogen und es entsteht Verdunstungskälte, schreibt die Umweltberatung. Nicht zu empfehlen bei schwülwarmer Luft.
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