Verkehrschaos im Brüggli, Bussenorgie in Oberwil

Parksituation bei Zuger Badis droht zu eskalieren

Gesichert mit Kette und Schloss: Leerer Parkplatz an der Chamerstrasse in Zug.

(Bild: mam)

Wegen einer 30-jährigen Bestimmung öffnet die Zuger Stadtregierung für Brüggli-Gäste den Parkplatz an der Chamerstrasse nur noch am Wochenende. Die Absperrung führte dazu, dass Autofahrer ihren Wagen am 1. August einfach auf dem Feld nebenan parkierten. Und auch bei der Badi Oberwil griff die Polizei durch. Nun hat die Stadt eine Notlösung gefunden.

Alle wollen baden. Und weil viele Zuger Badefreunde ihre Liegestühle, Badeenten und Sonnenschirme mitnehmen wollen, kommen sie mit dem Auto. Gerade beim Brüggli hat sich die Parksituation in der letzten Zeit derart verschärft, dass der Stadtrat nun eine Sonderregelung eingeführt hat. Doch was ist genau das Problem?

Wir schreiben den 31. Juli, es ist 33 Grad warm, am kommenden Tag haben fast alle frei. Viele Leute sind in den Ferien, wenige zeigen sich auf der Strasse. Doch in der Badeanlage Brüggli herrscht Hochbetrieb. Und wie immer ist der Parkplatz zwischen TCS-Camping und neuer Lorze voll. Mehr als das: Jeder denkbare Flecken am Strassenrand ist zugeparkt und einige Autos stehen auch auf der Liegewiese.

«Ich verstehe einfach nicht, warum der grosse Parkplatz an der Strasse abgesperrt ist», sagt eine junge Frau beim Lokaltermin. Dort hätte es doch reichlich Platz.» Sie hat ihr Vehikel aufs verdorrte Gras auf dem Badegelände gesetzt, bleibt aber in der Nähe, sagt sie – falls die Polizei auftaucht.

Andere Autofahrer hätten ausserdem gar die linke, der Korporation gehörigen Wiese, annektiert. «Der Bauer, der das Land bewirtschaftet, hatte gar keine Freude daran. Nicht zuletzt warnte er davor, dass die heissen Motoren auf dem trockenen Gras im schlimmsten Fall zu einem Brand führen können», sagt der zuständige Stadtrat Urs Raschle auf Anfrage.

Weide wurde Parkplatz

Das Problem der genannten Frau ist, dass sie anno 1989 noch ein Baby war. Und nicht mitbekommen hat, dass der Zuger Stadtrat damals beschloss, an Wochenenden das Parkieren von Autos auf einer Wiese in seinem Besitz zuzulassen. Aber eben nur dann.

Weil der Parkplatz an der Strasse abgesperrt bleibt, nutzen Besucher die Badewiese.

Weil der Parkplatz an der Strasse abgesperrt bleibt, nutzen Besucher die Badewiese.

(Bild: mam)

Über die Jahre ist aus dem Behelfsparkplatz an der Chamerstrasse eine feste Einrichtung geworden. Die Wiese, die irgendwann überbaut werden soll, wurde eingezäunt, zum Teil gekiest. Irgendwann stellte die Stadt Zug bei grossem Andrang und schönem Wetter auch noch Securitas-Wächter an die Chamerstrasse, die darüber entschieden, wer zum Camping-Platz und zur Badeanlage Brüggli fahren darf und wer nicht. Wer auf dem Behelfsparkplatz parkieren soll und wer nicht.

«Düstere Stimmung»

Bis im vergangenen Jahr eine Beschwerde bei der Stadt einging – denn ältere Stadtzuger haben die Bestimmung von 1989 nicht vergessen. Seit Anfang 2018 regelt die Stadtegierung deshalb die Verkehrssituation am Zuger Badestrand wieder vorschriftsmässig und sperrt den Parkplatz unter der Woche ab.

Die Sache kochte zu Ferienanfang über, als viele das Brüggli auch unter der Woche besuchen wollten, aber der Parkplatz am See im Nu voll war und sie den Behelfsparkplatz an der Chamerstrasse mit Ketten und Schlössern gesichert vorfanden. Zudem hatten in der ersten Woche der Schulferien Securitas-Wächter vorübergehend auch werktags Stellung bezogen, um den Verkehr am Brüggli zu regeln.

Dass der Parkplatz auch am 1. August geschlossen blieb, der wohl ein Feiertag, nicht aber ein Sonntag ist,  sorgte für zusätzlichen Missmut bei den Badegästen. Die Polizei war dauerpräsent und verteilte erst Bussen – dann Wegweisungen.

«Die Sache ist nicht so einfach.»

Urs Raschle, Stadtrat (CVP)

Die «Zuger Zeitung» thematisierte den Knatsch vor einiger Zeit und der frühere Leiter des TCS-Campings rapportierte, dass das Brüggli über die Jahre hinweg immer beliebter geworden sei, unter den Besuchern der Badeanlage nun aber eine «düstere Stimmung» herrsche. Ein leitender Angestellter der Stadt Zug gab den Frustrierten den wohlmeinenden Tipp, doch einfach auf die nächsten öffentlichen Parkplätze auszuweichen.

Streit mit den Wächtern

Das Problem ist nur: Es gibt in der Nähe keine Parkplätze, die tagsüber zugänglich sind. Im Stierenmarktareal können Brüggli-Besucher zwar wohl werktags an Abenden parkieren. Der Parkplatz liegt jedoch in einem Kilometer Entfernung. Vor allem für die Brüggli-Besucher, die mit Bergen von Badeutensilien und Familienpicknick-Beiträgen anreisen, ist das eine ziemliche Distanz.

Kühltaschen, Grillgerät: Viele Besucher bringen schwere Gerätschaften an den Badestrand.

Kühltaschen, Grillgerät: Viele Besucher bringen schwere Gerätschaften an den Badestrand.

(Bild: mam)

Es droht ein Rechtsstreit

Die Stadtregierung ist sich des Problems bewusst. Und kennt auch ein Gerücht, das ebenfalls zur Zuspitzung der Lage beigetragen hat. Berufspendler, so erzählt man sich, hätten den Behelfsparkplatz an der Chamerstrasse unter der Woche immer öfter als Gratisabstellplatz für ihr Vehikel benützt und seien dann von dort aus mit dem Bus oder zu Fuss an ihren Arbeitsplatz gelangt.

Stierenmarkt: Hier kann man unter der Woche parkieren – aber erst am Abend.

Stierenmarkt: Hier kann man unter der Woche parkieren – aber erst am Abend.

(Bild: mam)

Die Sachlage sei «nicht so einfach wie gedacht», sagt der zuständige Stadtrat Urs Raschle (CVP) gegenüber zentralplus. Natürlich hätte man nach Eingang der Beschwerde den Stadtratsbeschluss von einst abändern können und den Parkplatz an der Chamerstrasse auch unter der Woche freigeben können, sagt er.

Auf dem Stierenmarktareal darf jetzt tagsüber parkiert werden

«Doch alle Sicherheits- und Verkehrsänderungen müssen seit Januar 2015 auch von der kantonalen Sicherheitsdirektion unterschrieben werden», so Raschle. Gegen die dann wieder vor Verwaltungsgericht rekurriert werden kann, was ein jahrelanges Gezänk und eine Blockade der Situation mit sich bringe. «Deshalb habe ich mich entschieden, die Entscheidung des Stadtrates aus den 1980er-Jahren wieder konsequent umzusetzen», sagt der städtische Innenminister.

Weil damit das der Hitze geschuldete Parkplatz-Problem noch nicht gelöst ist, hat der Stadtrat beschlossen, die Parkplätze auf dem Stierenmarkt auch tagsüber zu öffnen. «Jedenfalls bis Ende der Sommerferien», so Raschle.

«Bussenorgie» in Oberwil

Für alle, die keine Lust haben, mit viel Material den Weg vom Stierenmarktareal bis zum Brüggli zu gehen, denen rät Raschle: «Wenn man Gummiboote, Sonnenschirme et cetera braucht, dann kann man nach Oberwil ins Tellenörtli oder Trubikon fahren, dort hat man näher einen Parkplatz.»

Doch auch dort sind Parkierende nicht gefeit vor Bussen. Rund 40 Autos wurden am 1. August auf dem zugeparkten Schulhausplatz in Oberwil gebüsst. Raschle bestätigt, dass es zu dieser «Bussenorgie» kam. Die Krux: Auf dem Schulhausplatz darf gemäss städtischem Gesetz wohl an sechs Sonntagen während der Sommerferien parkiert werden. Bloss ist der 1. August ja «nur» Feier- und nicht Sonntag…

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