Wie die Polizei mit feiernden Fussballfans umgeht

Wer sich zu sehr aus dem (Auto-)Fenster lehnt, wird bestraft

Vorne jubelt ein kroatischer Fan – hinten warten vier Polizisten.

(Bild: les)

Der Sieg Kroatiens im Penaltyschiessen gegen Dänemark löste bei den Fans Freudenstürme aus. Vor dem Schweizerhofquai und über die Seebrücke ertönte ein langes Hupkonzert. Die Polizei war mit über einem Dutzend Beamten vor Ort – zeigte sich jedoch gelassen. Das gilt auch für die Zuger Polizei.

Hupkonzerte und Autokorsos: An der Fussball-WM lassen die Fans ihren Emotionen freien Lauf. Während sich die Schweizer eher zurückhaltend zeigen und nicht für überschwängliche Euphorie bekannt sind, feiern andere Volksgruppen ihre Helden umso mehr. Diesen Sonntagabend hatten die heissblütigen Kroatien-Fans den dramatischen Einzug ins WM-Viertelfinale zu feiern.

Kurz nach Schlusspfiff ertönten in der Stadt Luzern bereits die ersten Huptöne. Und die Autos – meist mit kroatischen Fähnchen versehen – steckten sich gegenseitig an. So erklang während Minuten ein Hupkonzert in der Stadt. Denn die Autos fuhren nicht einfach durch Luzern hindurch, sondern wendeten am Bahnhof und beim Schweizerhofquai immer wieder und zogen ihre Kreise.

Polizei ist immer wieder vor Ort

Dies alles unter den Augen von rund 15 Polizisten. Diese markierten am Schwanenplatz und vor dem Schweizerhof Präsenz. Dies nicht zum ersten Mal. Auch nach den Partien Serbien gegen Costa Rica oder Kroatien gegen Argentinien war die Polizei mit einem Grossaufgebot vor Ort. «Wie im Vorfeld der Weltmeisterschaft angekündigt, toleriert die Polizei spontane Freudenkundgebungen, sieht sich aber nicht vom Auftrag entbunden, die Ordnung und vor allem die Sicherheit aufrechtzuerhalten», erklärt Polizeisprecher Urs Wigger auf Anfrage von zentralplus.

 

Nach dem Verhältnismässigkeitsprinzip würden geringfügige Verkehrsregelverletzungen toleriert, führt Wigger aus. Bei konkreter Gefährdung oder groben Verkehrsregelverletzungen werde interveniert und die Beteiligten müssten mit den entsprechenden Sanktionen rechnen. Konkret sah dies am Sonntagabend so aus: Hupen wurde geduldet. Als jedoch ein kroatischer Fan durch sein Dachfenster die Fahne schwenkte, wurde der Fahrzeughalter angewiesen, anzuhalten. Ob er eine Busse erhielt oder verzeigt wurde, konnte zentralplus vor Ort nicht erkennen. 

Konzept bereits zehn Jahre alt 

Warum macht die Luzerner Polizei solche Kontrollen? Ist man gerne Spielverderber und Spassbremse? Wigger verneint: «Es geht nicht darum, den Fussballfans die Freude zu nehmen. Im Gegenteil: Das angewendete Konzept der Polizei besteht schon seit mehreren Jahren und wird seit der Euro 2008 so umgesetzt.» Ziel sei es nicht, Freudenkundgebungen zu verhindern, sondern dafür zu sorgen, dass diese unfallfrei bleiben. «Dies ist bisher gelungen. Hatten wir doch glücklicherweise weder an vergangenen Weltmeister- noch an Europameisterschaften schwere Unfälle zu verzeichnen», sagt Wigger. Möglich wäre etwa, dass ein Fan, der aus dem Dachfenster seines Autos hinauslehnt, mit einer Fahne die unter Strom stehenden VBL-Leitungen berühren könnte. 

Dieser Polizist markiert Präsenz.

Dieser Polizist markiert Präsenz.

(Bild: les)

Wie viele Bussen verteilt werden, kann Wigger nicht sagen. «Über die Anzahl der ausgestellten Ordnungsbussen werden keine separaten Statistiken geführt.» Die Verzeigungen liessen sich aber pro Abend an einer Hand abzählen. Meist wegen Widerhandlungen gegen das Strassenverkehrsgesetz, wie Wigger erklärt.

Zuger Polizei hat’s ruhig 

Bereits im Vorfeld der WM hatte die Zuger Polizei mit einer Mitteilung ihre Nulltoleranz bei Hupkonzerten bekräftigt (zentralplus berichtete). Doch so ernst scheint es ihr dabei nicht zu sein. «Es gab für die Zuger Polizei bis jetzt keine Einsätze wegen unnötigem Lärm oder gefährlichen Fahrmanövern im direkten Zusammenhang mit der WM», sagt Sprecherin Sandra Peier. «Wir hoffen, dass die Fans die Spiele weiterhin geniessen können und bei ihren Feierlichkeiten Vernunft walten lassen und auf nicht fussballbegeisterte Bürger und die Nachtruhe Rücksicht nehmen.»

Vor dem Schweizerhof beobachten fünf Ordnungshüter das Hupkonzert.

Vor dem Schweizerhof beobachten fünf Ordnungshüter das Hupkonzert.

(Bild: les)

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