Bestialischer Auftragsmord in Emmenbrücke

Killer feuerte acht Schüsse ab – und erstickte sein Opfer mit einem Kissen

Das Opfer schläft, als der Freund seiner Mitbewohnerin mit dem geladenen Revolver vor ihm steht.

(Bild: Symbolbild: Adobe Stock)

Vor sieben Jahren kam es in Emmenbrücke zu einem selten bestialischen Mord: Das Opfer schläft, wird abrupt aus dem Schlaf gerissen, als man ihm den Lauf eines Revolvers in den Mund schiebt. Doch selbst nach acht Schüssen lebt der Mann noch – zuletzt wird er erstickt. Nun muss sich der Auftragsmörder vor dem Luzerner Kriminalgericht verantworten.

Acht Schüsse. Den ersten in den Mund. Vier weitere folgten, vor dem fünften stand das Opfer auf. Nur der siebte Schuss verfehlte sein Ziel. Da das Opfer – rücklings liegend und röchelnd – noch lebte, drückte man ihm ein Kissen auf den Kopf. So lange, bis das Opfer kein Lebenszeichen mehr von sich gab.

Es ist eine Geschichte, die einem die Blässe ins Gesicht treibt, den Schauer über den Rücken laufen lässt und die Medien von Bestien schreiben lässt. 2011 kam es in Emmenbrücke an der Neuenkirchstrasse zu einem auch für internationale Verhältnisse besonders skrupellosen Mord.

Freundin will Mitbewohner aus der Wohnung «entfernen»

Der Beschuldigte Darko*, ein gebürtiger Serbe, der damals 32 Jahre alt ist, lernt im Oktober 2011 die 27-jährige Jasmina kennen. Jasmina arbeitet zu diesem Zeitpunkt als Prostituierte und ist von Kokain abhängig. Ihre Wohnung in Emmenbrücke teilt sie mit zwei Männern. Auch mit Amaru, einem abgewiesenen nigerianischen Asylbewerber, der sich sein Geld durch den Handel mit Kokain verdient.

Jasmina und Darko gehen eine Beziehung ein. Mehrmals beteuert sie ihrem Freund, dass die Stadt sie kaputt mache und er ihre einzige Hoffnung sei, vom Kokain loszukommen. Sie erklärt ihm, dass sie Amaru loswerden möchte. So beginnen die beiden Pläne zu schmieden …

Mit dem Revolver im Hosenbund zum Tatort

Am Sonntagabend, dem 13. November 2011, kurz nach 21 Uhr, erreichen Darko und Jasmina die Wohnung von Jasmina und Amaru, «[…] um dort den seiner Freundin missliebig gewordenen Amaru aus der Wohnung zu entfernen», wie es in der Anklageschrift heisst.

Zu diesem Zweck greift Darko nicht nur auf seine zwei stämmigen Kollegen zurück, die ihn und Jasmina bei der Tat unterstützen. Darko nimmt einen Revolver der Marke Arminius, den er vor und während der Autofahrt mit acht Patronen lädt. In seinen Hosentaschen hütet er noch weitere. Den geladenen Revolver versteckt er in seinem Hosenbund.

Jasmina öffnet die Tür zu ihrer Wohnung in Emmenbrücke. Sie läuft ins Nebenzimmer, wo sie den dritten Mitbewohner ablenkt. Darko läuft ins Wohnzimmer, zieht seine Jacke aus und hängt sie über einen Stuhl. Amaru schläft auf dem Sofa. Nichtsahnend.

Opfer setzt sich auf und spuckt Blut

Die drei Männer stellen sich vor dem Sofa auf. Darko geht noch näher ans Sofa. Zieht seinen Revolver aus der Tasche. Amaru wird abrupt aus dem Schlaf gerissen. Darko fordert ihn auf, aufzustehen. Als er dem nicht nachkommt, schiebt Darko den Lauf seines Revolvers in seinen Mund. Er spannt den Abzugshahn der geladenen Waffe. Wenig später drückt Darko ab. Zu seiner Überraschung ist Amaru jedoch nicht tot. Amaru setzt sich auf und spuckt Blut. Während 20 Sekunden verharrt er so.

Darko stellt seine Waffe auf das Fernsehmöbel. Er überlegt, wie er weiter vorgehen kann. Sein Kollege nimmt die Waffe, da er fürchtet, dass Amaru die Waffe ergreifen könnte. Seine Worte: «Willst du, dass er uns erschiesst?»

Darko nimmt die Waffe, feuert weitere Schüsse auf das Opfer ab. Mit der blossen Absicht, dem Leben des bereits durch den ersten Schuss erheblich verletzten und stark blutenden Opfers ein Ende zu setzen.

Opfer muss nach vier Schüssen aufstehen

Das Opfer sitzt aufrecht auf dem Sofa, als ihn drei weitere Schüsse durchschlagen. Darko befiehlt Amaru, aufzustehen, und dirigiert ihn in die linke Ecke des Wohnzimmers. Amaru steht mit dem Rücken zu seinem Mörder, der vier weitere Schüsse auf ihn abfeuert.

Darko schiesst seine Trommel leer. Acht Patronen, acht Schüsse auf das Opfer. Lediglich der siebte Schuss verfehlt sein Ziel und prallt gegen die Zimmerwand. Amaru liegt nun rücklings auf dem Boden, er röchelt. Darko ergreift ein Kissen, drückt es seinem Opfer ins Gesicht. So lange, bis dieser kein Lebenszeichen mehr von sich gibt.

Mutter und Grossonkel als Komplizen

Seine Kollegen sind bereits geflüchtet, nun machen sich auch Darko und seine Freundin Jasmina, die die ganze Zeit im Nebenzimmer verharrt hat, aus dem Staub. Sie verlassen den Tatort zu Fuss und laufen Richtung Sprengi. Darko ruft seine Mutter an, damit sie ein Fluchtfahrzeug organisiert. Darko und Jasmina fahren mit dem 2er-Bus bis zum Sonnenplatz.

Der Grossonkel von Darko, der ihm zuvor den Revolver überreicht hat, kreuzt mit dem Fluchtfahrzeug auf. Die drei fahren nach Herisau, in die Nähe von Darkos Wohnort. Die Waffe samt den abgefeuerten Patronenhülsen wirft er in einen Entwässerungsschacht. Seine Mutter sollte die Waffe später holen.

Den Pass am Tatort vergessen

Im Eifer des Gefechts vergass Darko jedoch seine Jacke, die er auf dem Stuhl im Wohnzimmer des Tatortes hinterlegt hat. Nur wenige Stunden nach der Tat, am frühen Montagmorgen um 5.22 Uhr, wird Darko zur Fahndung ausgeschrieben.

Die Mutter von Darko informiert am Montagmorgen die Kantonspolizei St. Gallen. Die Polizei soll zu ihr kommen. «Etwas Schlimmes ist passiert.» Kurz darauf werden Darko und Jasmina von der Kantonspolizei Appenzell Ausserrhoden festgenommen.

Darko trug mehrmals geladenen Revolver bei sich

Darko gibt den Mord im Wesentlichen zu. Einen Tag nach der bestialischen Tat befand sich Darko in Untersuchungshaft – rund 274 Tage. Seither ist er in der interkantonalen Strafanstalt Bostadel in Menzingen untergebracht. Diesen Donnerstag steht die Gerichtsverhandlung an, Darko muss sich vor dem Luzerner Kriminalgericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft fordert 18 Jahre, unter Anrechnung der erstandenen Untersuchungshaft sowie des vorzeitigen Strafvollzugs. Das Verfahren gegen Jasmina läuft separat.

Mehr als einmal soll der Mörder übrigens eine Waffe – zum Teil geladen, auf jeden Fall immer mit Munition dabei – bei sich getragen haben. Zudem konsumierte er von 2006 bis 2011 in Serbien jährlich rund 300 bis 400 Gramm Heroin und dealte mit Heroin und Kokain. Aufgrund Verjährung wurden diese Verfahren jedoch eingestellt.

Auch die Einreisevorschriften hat Darko, der über einen biometrischen Pass verfügte, mehr als einmal verletzt. Er hielt sich knappe 100 Tage illegal in der Schweiz auf.

* Zum Schutz der Betroffenen wurden die Namen geändert. Es handelt sich um zufällig gewählte Vornamen.

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