Kanton Luzern und Bund sind sich nicht einig

Wegen starken Regenfällen drohen am Mittwoch Überschwemmungen

Die Reuss am Montagnachmittag – bereits sind zwei Drittel des Wehrs geöffnet.

(Bild: giw)

In Luzern könnte es in den kommenden Tagen zu Hochwasser kommen, für grosse Teile der Schweiz sind starke Regenfälle vorhergesagt. Besonders in der Nacht auf Mittwoch spitzt sich die Situation in Luzern wohl zu – glaubt man dem Bund. Doch die hiesigen Behörden widersprechen.

Noch tröpfelt es nur ab und an in Luzern – doch in den kommenden Tagen zieht ein Sturm auf. In vielen Teilen der Schweiz ist mit teils intensiven Niederschlägen und mit Regenmengen von 30 bis 100 Litern pro Quadratmeter zu rechnen. Die Hochwassergefahr steigt bis am Mittwochabend besonders entlang kleinerer Bäche und Flüsse an, schreibt unter anderem «Meteo News» in einer Mitteilung. Weil insbesondere kleine und mittelgrosse Gewässer bereits gut gefüllt sind, steige die Hochwassergefahr an.

Bereits im Verlauf des Montags überqueren teils kräftige Gewitter oder Regengüsse die Schweiz. Betroffen ist auch der Kanton Luzern. Nicola Möckli von Meteo News sagt, rein wettertechnisch sei ein Hochwasser auch im Bereich der Reuss möglich. Er rechnet mit 30 bis 50 Liter Regen pro Quadratmeter in der Region Luzern innerhalb der kommenden drei Tage. Meteo Schweiz geht gar von 60 bis 90 Litern aus.

Bund erhöht morgen wohl Warnstufe

Das sei eine bemerkenswert hohe Regendichte verglichen mit einem durchschnittlichen Ganzjahresniederschlag von 800 bis 1’000 Liter, sagt Möckli. Wie sich die genaue Gewässersituation in Luzern und Zug gestalte, sei im Detail schwierig zu sagen. «Teilweise ist man sehr gut für grosse Wassermengen gerüstet , an anderen Stellen eher weniger», sagt Möckli.

«Wir rechnen jedoch damit, dass ab morgen auch grössere Gewässer wie die Emme, Reuss und kleine Emme auf die erhöhte Gefahrenstufe zwei gesetzt werden.»
David Volken, Bundesamt für Umwelt

David Volken vom Bundesamt für Umwelt sagt, im Kanton Luzern werde sich die Situation voraussichtlich insbesondere in der Nacht von Dienstag auf den Mittwoch zuspitzen. Dann werden starke Gewitter über das Voralpengebiet ziehen und so für starke Zuflüsse in den Vierwaldstättersee sorgen. Bisher wurde lediglich für kleine und mittlere Gewässer in der Region eine Gefahrenmeldung ausgegeben.

«Wir rechnen jedoch damit, dass ab morgen Vormittag auch grössere Gewässer wie die Emme, die kleine Emme oder die Reuss auf die erhöhte Gefahrenstufe zwei gesetzt werden», sagt Volken, Experte für hydrologische Vorhersagen. Ganz auszuschliessen ist eine erhebliche Hochwasserwarnung für gewisse Flüsse zurzeit nicht. Volken geht davon aus, dass das Reusswehr deshalb im Verlaufe der nächsten Tage weiter geöffnet werden muss, um die Wassermengen bewältigen zu können.

Luzerner Rettungskräfte halten sich in Bereitschaft

Bei der Luzerner Polizei behält man die Situation im Auge. «Wir sind immer vorbereitet für mögliche Unwetter- und Naturgefahren», erklärt Medienchef Kurt Graf. Brennpunkte sind im Kanton insbesondere die Reuss und die Emme. Derzeit seien die Pegel der Flussgewässer steigend, aber noch sei keine Hochwassergefahr absehbar.

Sollte sich die Gefahr für Hochwasser zuspitzen, werde sich in der Einsatzleitzentrale ein spezialisiertes Team einfinden. Dazu gehören im Fall von Hochwasser die Feuerwehr, der Zivilschutz und der Rettungsdienst. «Während eines solchen Ereignisses geht es insbesondere darum, die Zufahrt für die Rettungskräfte zu den Hochwassergebieten sicherzustellen», sagt Graf. Eine ähnliche Taskforce wurde bereits Anfang Jahr eingesetzt, als «Burglind» übers Land zog. Da die Regenmengen langsam zunehmen, sei das Risiko insgesamt gut einschätzbar, an verschiedenen wichtigen Stellen bestehen in Luzern Messstationen für den Wasserpegel.

Kanton gibt bisher Entwarnung

Heinz Zurkirchen, Leiter der Werkdienste der Stadt Luzern sagt, derzeit seien Ab- und Zufluss beim Vierwaldstättersee noch im Gleichgewicht und die Gefahrenstufe wird als gering eingeschätzt. Beim Reusswehr seien derzeit 14 von 21 Fächern geöffnet. Sollten die Regenfälle stark zunehmen, wäre als nächster Schritt eine Öffnung des Längswehrs möglich, anschliessend noch die übrigen sieben Stirnwehr-Fächer. Das geschehe bei einem Pegelstand von 434,10 Meter – am Montagnachmittag lag dieser Pegel bei rund 433,65 Metern. Die Kompetenz hierzu hat der Kanton Luzern.

«Für uns ist alles im grünen Bereich», sagt Daniel Arnold, Projektleiter Naturgefahren beim Kanton Luzern. Momentan warte man ab, aber derzeit würden die anstehenden Regenfälle nicht besonders drastisch aussehen. Für alle Fälle bestehe ein Pikettdienst, der die Wettersituation und die Gewässer im Kanton im Auge behält.

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