In Luzerns Zentrum gibt's kreative Starthilfe

Die kleine «Kunsti», die kaum einer kennt

Die Werkschau an der Kunstschule Luzern ist bereit.

(Bild: zvg)

In Luzern gibt es die altehrwürdige, 140 Jahre alte Kunsthochschule. Und dann gibt es eine kleine Kunstschule, von der kaum einer Notiz nimmt. Der Leiter nennt die Gründe für das Schattendasein – und sagt, wieso man trotzdem zu wenig Platz hat.

Absolventinnen des gestalterischen Vorkurses präsentieren an einer Werkschau ihre Abschlussarbeiten – nichts Ungewöhnliches. Doch halt: Bei der Ankündigung handelt es sich nicht um die altehrwürdige Hochschule Luzern – Design und Kunst, sondern um die «Kunstschule Luzern». Diese liegt weder in der Viscosistadt noch in der Sentimatt, sondern im Luzerner Tribschenquartier.

Die private Schule, die auch Ableger in Chur, Rapperswil und Winterthur hat, zog vor zwei Jahren ziemlich unbeachtet von Zug nach Luzern (zentralplus berichtete). Sie ist an der Unterlachenstrasse 5 in den Räumen der ehemaligen Farbmühle beheimatet. Diese war ebenfalls eine private Gestaltungsschule, die 2014 dichtmachen musste.

«Dass wir als Schule wahrgenommen werden, ist nicht so einfach», sagt Schulleiter Alanus Lüber Oesterle. Darum sei die Werkschau am kommenden Wochenende umso wichtiger, auch für die Wertschätzung der Schüler (siehe Box). Sie würden seit Tagen für die Präsentation ihrer Arbeiten üben. «Das ist unser didaktischer Anspruch», sagt Oesterle.

Vorbereitung auf die Berufslehre

Die Kunstschule bietet keine eigentlichen Studiengänge, sondern zwei gestalterische Grundlagenjahre an: einerseits einen Vorkurs als Vorbereitung auf eine gestalterische Berufslehre – etwa, wenn man danach Grafiker, Polygrafin, Fotograf oder Maskenbildnerin werden will.

Werkschau und Tag der offenen Tür

Am Samstag und Sonntag, 9. und 10. Juni, zeigt die Kunstschule Luzern von 13 bis 17 Uhr die Abschlussarbeiten des gestalterischen Vorkurses und des Propädeutikums (Unterlachenstrasse 5). Besucher können die Werke anschauen, mit Studenten und Lehrerinnen fachsimpeln und erhalten Einblick in den Alltag der Schule.

Zum anderen gibt’s ein sogenanntes Propädeutikum. Dieses besucht man als Vorbereitung für die Hochschule, sei es für ein Grafik-, Illustrations- oder Game-Design-Studium in Luzern, Bern oder Zürich. Daneben gibt’s Freizeitkurse für Kinder und Erwachsene – etwa Comiczeichnen, Fotografieren oder Malen.

Totale Begriffsverwirrung

Alanus Lüber Oesterle gibt zu, dass seine Schule in Luzern noch wenig bekannt ist. «Es ist schwierig für uns, weil wir kein Studium, sondern ein gestalterisches Grundlagenjahr bieten.» Am Standort Luzern komme erschwerend hinzu, dass man im Schatten der grossen Kunsthochschule stehe, die ihrerseits ebenfalls einen gestalterischen Vorkurs für das spätere Studium anbietet.

Dazu kommt ein begriffliches Wirrwarr: Der Vorkurs an der Hochschule entspricht dem Propädeutikum an der Kunstschule. «Das ist die totale Verwirrung», sagt Oesterle lachend.

Aufbau für die Werkschau in Winterthur:

 

Tag 2 👨🏼‍🎨 #werkschau2018 #aufbau

Ein Beitrag geteilt von Kunstschule (@_kunstschule_) amJun 5, 2018 um 8:32 PDT


 

Seine Kunstschule verfolge mit dem Grundlagenjahr ähnliche Ziele wie der Vorkurs an der Hochschule, biete aber andere Inhalte und setze andere Ziele. «Zu uns kommen vor allem junge Leute, die eine gestalterische Berufslehre starten wollen», sagt er. Von den rund 20 Absolventen dieses Jahr wechseln nur drei an die Hochschule, der Rest startet eine gestalterische Lehre.

Nur schon in der Grösse ist die private Kunstschule ein Zwerg: Der gestalterische Vorkurs der Hochschule Luzern ist im Vergleich mit rund 100 Studenten fünfmal grösser. Alles in allem studieren an der Abteilung Design und Kunst 800 Studenten.

Nachfrage ist da

Trotz Defiziten bei der Bekanntheit kann sich die Kunstschule in Luzern nicht über mangelndes Interesse beklagen. Mit 20 Teilnehmern sei man in den jetzigen Räumen überbucht, drei Studenten hätten sogar nach Rapperswil ausweichen müssen. «Die Nachfrage ist da, insgesamt haben wir an allen Standorten 85 Schüler», sagt er.

Die private Kunstschule ist in den Räumen der ehemaligen Farbmühle zuhause.

Die private Kunstschule ist in den Räumen der ehemaligen Farbmühle zuhause.

(Bild: zvg)

Luzern ist der kleinste Standort, die Schule hätte gern mehr Platz, sucht aber die Nähe zum Bahnhof. Da sei es schwierig, etwas Zahlbares zu finden, so Oesterle. Sieben Studenten sind aus Luzern, der grössere Teil reist aus umliegenden Gemeinden und Kantonen an. Alle Schüler haben zudem 24 Stunden Zugang zu ihren Ateliers.

Man muss es sich leisten können

Die Schule finanziert sich über Schulgelder, Subventionen erhält sie keine. «Noch keine», wie Oesterle sagt. Aber er hofft eher auf Stiftungen als auf die öffentliche Hand. Man muss sich die Schule leisten können: Monatlich fallen Kosten von 1083 Franken an, im Jahr sind das 13’000 Franken. Dazu kommen persönliche Materialkosten.

Da ist der Vorkurs an der Hochschule im Vergleich günstig, zumindest, so lange man im Kanton Luzern oder einem Vereinbarungskanton wohnt: 800 Franken pro Semester. Wer von einem anderen Kanton kommt, zahlt 8000 Franken plus 2000 Franken Materialkosten.

Die Kunstschule Luzern ist zwar klein und unbekannt, aber immerhin wird es bald die einzige Kunstschule auf städtischem Boden sein. Denn ab 2019 wird die Abteilung Design und Kunst der Hochschule komplett ins Viscosiareal nach Emmen zügeln (zentralplus berichtete).

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