Mobilitätsforscher tritt im Chamer Lorzensaal auf

Zug hat noch Luft nach oben, wenn es um die Mobilität der Zukunft geht

Markus Maibach versucht vorauszusagen, wie es auf den Schweizer Strassen in Zukunft aussehen wird.

(Bild: sib)

Was für Fahrzeuge werden in Zukunft die Zuger Strassen bevölkern? Müssen wir in Zukunft das Auto teilen? Fragen wie diese nahm Mobilitätsforscher Markus Maibach am Mittwoch im Chamer Lorzensaal unter die Lupe. Und dies ausgerechnet im Autokanton Zug.

Luzernerstrasse in Cham Richtung Bärenplatz, 11.15 Uhr: Der Verkehr kommt nur äusserst zähflüssig voran. Es ist die alte Leier. «Wie soll das in Zukunft nur weitergehen?», fragt sich manch ein Chamer.

«Der Verkehr und die zurückgelegten Distanzen werden immer mehr, während die Wege konstant bleiben», sagt auch Markus Maibach. Er ist Ökonom und Organisationsberater beim Forschungs- und Beratungsunternehmen «Infras».

Reges Interesse an Mobilität von morgen

Am Mittwoch tritt er im Rahmen der Veranstaltung «Cham Bau 018» im Lorzensaal auf. Unter dem Titel «Mobilität der Zukunft: Chancen und Herausforderungen für die Region» präsentiert er verschiedene Ansätze, wie der Verkehr von morgen aussehen könnte.

«Ich rechne damit, dass im Jahre 2040 die Hälfte der Busse elektrisch herumfahren werden.»

Markus Maibach, Ökonom und Organisationsberater bei «Infras»

Der Event stösst auf reges Interesse. «Mit über 200 Anmeldungen können wir sogar einen Rekord für die Veranstaltungsreihe präsentieren», sagt der Chamer Gemeinderat und Bauchef Rolf Ineichen.

Maibach erklärt, dass in den Städten der Motorisierungsgrad sinke. «In den ländlichen Gebieten hingegen ist weiterhin der gegenteilige Trend zu beobachten», so Maibach.

Das Auto soll geteilt werden

Maibach präsentiert Zahlen: Ein Fahrzeug steht 95 Prozent der Zeit still. Oder: Ein Fahrzeug im Stau befördert im Schnitt nur 1,1 Personen. Vermutlich verursachen sie einem «Mobilitätsfuturisten» wie ihm graue Haare.

In den nächsten zwei Wochen in Zug unterwegs: der selbstfahrende Shuttle-Bus.

Sieht so die Zukunft aus? Der selbstfahrende Shuttle-Bus in Zug.

(Bild: zvg)

Damit solche Zahlen in Zukunft nicht mehr in der Statistik erscheinen, preist Maibach die «sharing economy». Alles soll geteilt werden, auch das Auto. Doch er ist sich bewusst, dass dies auch im Kanton Zug nur funktionieren kann, wenn der Wille der Bevölkerung vorhanden ist.

Wie überzeugt man den Autokanton?

Wenn man bedenkt, welch schweren Stand Uber in der Schweiz hat, dürfte es nicht einfach sein, im Autokanton Nummer eins der Schweiz den Leuten das Autoteilen schmackhaft zu machen. Trotzdem ist Maibach überzeugt, dass Uber «ein Modell der Zukunft» ist. «Zumal die Prognosen für die Schweiz ein weiteres Verkehrswachstum voraussagen», wie er festhält.

Vom Auto geht es weiter zum Bus. «Ich rechne damit, dass im Jahre 2040 die Hälfte der Busse elektrisch herumfahren werden», sagt Maibach. Doch wo werden die Busse der Zugerland Verkehrsbetriebe (ZVB) «nächtigen»? Die Zuger Regierung hat unlängst ein Projekt vorgelegt, das vorsieht, den neuen Hauptstützpunkt der ZVB inklusive Busdepot beim jetzigen Standort an der Aa zu errichten.

«Ein grosses Busdepot und grosse Busse wird es immer brauchen, ob nun im Zentrum oder in der Peripherie.»

Markus Maibach

Auf die Motion, den Stützpunkt an den Stadtrand ins Göbli zu verlegen, trat die Zuger Regierung nicht ein (zentralplus berichtete). Doch macht aus Sicht von Markus Maibach ein zentrales Busdepot überhaupt noch Sinn im Hinblick auf die Zukunft? Denn die Technik für selbstfahrende Busse steht bereits. Die ZVB führte vor gut zwei Monaten Testfahrten mit einem selbstfahrenden Shuttle in der Stadt Zug durch.

«Grosse Busdepots braucht es immer»

«Das ist genau eine der Fragen, welche die ZVB umtreibt», sagt Maibach. «Ein grosses Busdepot und grosse Busse wird es jedoch immer brauchen, ob nun im Zentrum oder in der Peripherie.» Dass plötzlich nur noch kleine, selbstfahrende Busse hintereinander herfahren, wie man es von den Tests kenne, werde nicht passieren. Schliesslich sei dies aber eine politische Frage, fügt er hinzu.

Sieht um einiges unscheinbarer aus als das KKL in Luzern, kostet aber annähernd so viel: Visualisierung des neuen Busdepots.

Die Visualisierung des neuen ZVB-Busdepots.

(Bild: zvg)

Die politische Frage sowie die Frage des Wollens ziehen sich wie ein roter Faden durch die Präsentation von Maibach. So auch, wenn es um die vernetzte Mobilität geht: «Man kann schon so vieles im Bereich Mobilität mieten. Doch erst, wenn die Intelligenzen zusammengehängt werden, wird es günstig. Dafür müssten jedoch alle auf die Daten zugreifen können.» Dabei sei die Frage wiederum: «Wollen wir das?»

Infrastruktur ist noch nicht «intelligent»

Stellt sich noch die Frage, wie gut der Kanton Zug gerüstet ist für die Zukunft der Mobilität. «Wir bauen zwar die Infrastruktur dazu wie den Mobilitäts-Hub in Rotkreuz», sagt Maibach dazu. Jedoch sei die Infrastruktur noch nicht so «intelligent».

Auch gebe es noch viel Potenzial nach oben, wenn es um den Aufbau einer Velokultur geht, wobei es dabei nicht nur um Fahrradwege gehe. Und: «Das Velo und der Mensch sind die einzigen Komponenten im Mobilitätskosmos, die nicht zu automatisieren sind», betont Maibach.

Nach der Präsentation wieder draussen an der Sonne, steht der Verkehr an der Luzernerstrasse immer noch. Nur die Velofahrer haben freie Bahn.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von RomanAmbuehl
    RomanAmbuehl, 30.05.2018, 21:12 Uhr

    Leider sowohl sprachlich («Velokontur» statt «Velokultur» / «Potential nach oben» ) als auch inhaltlich (Uber ist nicht dasselbe wie Carsharing) schwacher Artikel über einen spannenden Vortrag mit
    Sprengkraft.
    Beispiel gefällig?
    «Eines der effektivsten Mittel zur Steuerung der Verkehrsmenge ist die Anzahl Parkplätze.» (Gruss an den Postplatz nach Zug!)
    Interessant für Bauherren könnte das Angebot Mobility Flex: (Ja, ich bin Genossenschafter. Nein, ich bekomme keine Provision.) https://www.mobility.ch/de/neuen-standort-eroeffnen/mobility-flex/fuer-wohnueberbauungen/

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