Luzernerin betreibt Tierarztpraxis auf vier Rädern

Dank ihr erhalten Hund und Katze ihre Impfung nun zu Hause

Tierärztin Bettina Fuhrer unterwegs zu einer Kundin mit Katze.

(Bild: Natalie Ehrenzweig)

Sie erspart mit ihrem Service Hunden und Katzen die stressige Reise in die Praxis. Die Luzerner Tierärztin Bettina Fuhrer erfüllte sich einen Traum und besucht die kranken Vierbeiner mit ihrer mobilen Praxis zu Hause. Ausser der Vierbeiner ist aus unerfindlichen Gründen nicht da.

Bettina Fuhrer parkiert ihr Auto, lädt die Waage und ihre Instrumente, die in einer Werkzeugkiste eingeordnet sind, aus, und geht die Treppe hoch. Hier wohnt seit kurzem Daniela Bueb mit ihrem Partner und ihren beiden Katzen June und Prinz, der Böbali genannt wird. Die zwei Tiere sollen heute geimpft werden. Ausserdem hat Böbali harten Kot und miaut, wenn er ins Katzenkistli muss und Junes Auge ist nicht in Ordnung.

«Wir haben auf einem deutschen Sender einen Tierarzt gesehen, der zu den Patienten nach Hause kommt. Da haben wir gegoogelt und Bettina Fuhrer mit ihrer mobilen Kleintierpraxis gefunden», erklärt Daniela Bueb. Der Vorteil sei, dass ihren Tieren der Stress der Fahrt zum Tierarzt erspart bleibe, denn: «Böbali ist eine Hauskatze. Er reklamiert von zu Hause bis zum Arzt und zurück.»

Wo bleibt die Katze June?

June scheint aber zu spüren, dass dies nicht ein gewöhnlicher Tag ist. Sie ist nämlich von ihrem nächtlichen Ausflug noch nicht zurückgekommen. Dafür ist Böbali da. Neugierig beäugt er die Tierärztin und tigert in der Wohnung umher. Mit einem Katzenguetzli nähert sich die Tierärztin dem Kater, der sich gnädig streicheln lässt. «Die meisten Katzen und Hunde sind nur kurze Zeit misstrauisch und entspannen sich nach dem Untersuch schnell wieder», sagt die 30-Jährige.

Bei Tieren, die schon beim Tierarzt schwierig zu untersuchen seien, sei es daheim oft umso schwieriger. «Denn zu Hause fehlt die Einschüchterung der Tierarztpraxis», meint die Veterinärin schmunzelnd.

Die mobile Tierärztin im Einsatz:

 

Bettina Fuhrer nimmt ihren Laptop hervor, erfasst die Eckdaten der Tiere und macht die Impfung parat. Doch erst wird Böbali gewogen. «Das brauche ich als Referenz für die Zukunft, so kann ich beobachten, wie sich sein Gewicht entwickelt», erläutert die Tierärztin.

Die Waage steht auf dem Boden, Böbali wird quasi fast im Vorbeigehen daraufgesetzt. Danach hält Daniela Bueb ihren Kater auf den Armen, während die Veterinärin ihm kurzerhand die Impfung verabreicht. Kurz miaut er, dann ist es schon vorbei und er zieht sich auf den Balkon zurück.

Nutztierärzte als Vorbild

Nach ihrem Studium arbeitete Bettina Fuhrer zunächst in der Kleintierklinik des Tierspitals Bern und seit drei Jahren ist sie in der Tierklinik Obergrund in Luzern engagiert, seit letztem Jahr noch im Teilzeitpensum. «Die Kombination von einer Teilzeitstelle in einer normalen Praxis und der mobilen Praxis finde ich ideal», sagt die Tierärztin.

Auch Meerschweinchen besucht Bettina Fuhrer:

 

Fuhrer erfüllt sich mit der mobilen Kleintierpraxis einen Traum. «Mir gefiel immer die Arbeitsweise von Nutztierärzten, die von Hof zu Hof gehen. Doch ich wollte das lieber mit Hunden und Katzen haben.» So kam ihr die Idee für «Vet on Tour», wie ihre mobile Praxis heisst. Sie schwärmt: «Es ist toll. Ich schätze die wechselnde Umgebung und die ruhige Atmosphäre auf den Hausbesuchen sehr.»

Eher nicht für Notfälle

Meistens wird Bettina Fuhrer fürs Impfen oder fürs Einschläfern von Tieren gerufen: «Notfälle kann ich meistens nicht behandeln. Man kann mich natürlich gern anrufen und ich berate telefonisch. Aber bei Notfällen sind oft weitere Abklärungen wie Röntgen notwendig, was ich zu Hause nicht anbieten kann».

Auch ältere Leute, die nicht mehr so mobil sind, profitieren von Bettina Fuhrers Arbeit, da sie sich den Weg mit ihrem Tier sparen können. Egal, aus welchem Grund sie gerufen wird: Sie beschäftigt sich ebenso viel mit den Menschen wie mit den Tieren, erst recht, wenn es um den Tod eines Haustieres geht.

Alles dabei, was der Vierbeiner braucht: Tierärztin Bettina Fuhrer.

Alles dabei, was der Vierbeiner braucht: Tierärztin Bettina Fuhrer.

(Bild: Natalie Ehrenzweig)

Während die Tierärztin bei Daniela Bueb ist, werden gleich verschiedenste Fragen rund ums Impfen und Entwurmen der Tiere geklärt. June ist immer noch nicht aufgetaucht. Die Frauen machen einen nächsten Termin ab, an dem Böbali den zweiten Teil seiner Impfung bekommen soll. Und gegen das Katzenkistli-Problem hat die Kundin verschiedene Optionen. «Kaffeerahm macht seinen Kot weicher. Oder man kann ihm eine Paste verabreichen, die ihm helfen kann», erklärt die Tierärztin der Katzenbesitzerin.

Liebevoll streichelt Daniela Bueb ihren Böbali: «Eigentlich bin ich eine Hundeliebhaberin. Die Tochter meines Partners hat sich eine Katze gewünscht. Diese bekam Junge, bevor wir sie kastrieren konnten. Und dann passierte, was ich nie erwartete: Ich verliebte mich in diese Tiere», erzählt sie lachend.

Für jeden Kanton eine Bewilligung

Daniela Bueb ist sehr zufrieden mit dem Besuch von Bettina Fuhrer: «So haben die Tiere viel weniger Stress, das ist super. Und es kostet auch nicht viel mehr als beim Tierarzt.» Fuhrer verlangt eine Hausbesuchspauschale, unabhängig davon, wie viele Tiere sie behandelt.

Sie deckt mit ihrem Service bisher die Urkantone, Luzern und Zug ab. «Ich brauche für jeden Kanton eine eigene Bewilligung, obwohl ich einen eidgenössischen Abschluss habe», erläutert die mobile Tierärztin. Vielleicht muss die Tierärztin bald mehr Bewilligungen einholen: «Ich werde sie gerne weiterempfehlen, ich habe schon Kolleginnen davon erzählt», so Daniela Bueb.

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