Ein Hauch von Luxus für die umgebaute Jugi

Zugs Jugendherberge ist erwachsen geworden

Schlicht sind sie, die neuen Doppelzimmer.

(Bild: wia)

Die Zuger Jugendherberge wurde aufgemotzt. Der 80er-Jahre-Charme fast restlos abgestreift. Stattdessen kommt die neue Jugi charmant und chic daher. Brauchts denn so viel Komfort in der Budgetbleibe? Ja, ist der CEO überzeugt.

Zug hat eine Jugendherberge?, mögen Sie vielleicht denken. Na und ob. Seit 30 Jahren suchen Budgetreisende das Haus auf, das zwischen Geleisen, Bossardarena und Restaurant Brandenberg ein eher unauffälliges Dasein fristet. Und weil 30 Jahre eine Menge Zeit ist, wurde die gesamte Jugendherberge während der letzten vier Monate saniert.

«Wichtigster Grund jedoch ist die Hindernisfreiheit. Zwar war das Gebäude schon vorher für Rollstuhlfahrer zugänglich, doch haben wir einige Schlaf- und Badezimmer angepasst und auch den Lift so saniert, dass er nicht nur mit Schlüssel nutzbar ist», erklärt Aldo Buffoni, der Projektleiter der Sanierung, während er mit uns eine Tour durchs Haus macht. Und natürlich hat man das Haus mit der Sanierung an heutige Bedürfnisse angepasst. «Massenschläge sind heute nicht mehr Usus. Darum haben wir diese in kleinere Räume, respektive in Familienzimmer umgewandelt», erklärt er.

Ein wenig 80er-Jahre-Charme gefällig? Der Schriftzug am Haus ist noch der alte.

Ein wenig 80er-Jahre-Charme gefällig? Der Schriftzug am Haus ist noch der alte.

Offener, freundlicher und ein wenig Postschalter like

Chic ist es geworden. Vom ehemaligen Achtziger-Charme ist nur wenig übriggeblieben. Etwa der runde Schriftzug aussen am Haus oder die Treppenhäuser. Offener sei es geworden, klärt uns Buffoni auf. Und ergänzt lachend: «Früher wähnte man sich beim Empfang an einem Postschalter.» Heute kann dieser ohne weiteres mit einer Hotelreception mithalten. «Wichtig ist, dass sich die Gäste willkommen fühlen.» Und das ist gelungen.

Der Empfangsbereich kann durchaus mit einer Hotelreception mithalten.

Der Empfangsbereich kann durchaus mit einer Hotelreception mithalten.

(Bild: wia)

Der Esssaal ist hell und freundlich. Immer wieder trifft man auf Holzelemente, die dem Haus Wärme verleihen. Es handelt sich um deutsches Eichenholz, erklärt uns Buffoni. Der Stiftung für Sozialtourismus, welche für den Bau von Jugendherbergen zuständig ist, sei es wichtig, langlebige und stabile Materialien zu verwenden, so der Projektleiter, während wir in den ersten Stock hochsteigen.

Auch die Betten, die im Zuge der Sanierung ausgewechselt wurden, sind aus Eichenholz. Schlicht sind die Zimmer gehalten, es gibt keinen unnötigen Firlefanz.

Die alten Esssaal-Lampen finden ein neues Zuhause

Ein verglaster Lichtschacht bildet das Zentrum der Etagen. Buffoni erklärt: «Der Schacht war schon vorher da, doch die Verglasung mussten wir aus feuerpolizeilichen Gründen anbringen. Sonst würden sich im Falle eines Brands alle Etagen im Nu mit Rauch füllen.» Im Schacht hängen über mehrere Etagen die alten Lampen des Esssaals. Gediegen sieht das aus. Und so gar nicht nach Recycling.

Der Lichtschacht wurde neu verglast und mit den alten Esssaal-Lampen ausgestattet.

Der Lichtschacht wurde neu verglast und mit den alten Esssaal-Lampen ausgestattet.

(Bild: wia)

Da stellt sich doch glatt die Frage, ob eine solch elegante Unterkunft noch den Namen Jugendherberge verdient. Fredi Gmür, CEO der Schweizer Jugendherbergen, sagt: «Tatsächlich ist es eine sichtbare Tendenz, dass die Gäste einen gewissen Standard erwarten. Massenschläge sind out, man will heute mehr Komfort.» Das Reisen habe sich grundsätzlich verändert. Früher sei man tendenziell in der gesellschaftlichen Klasse geblieben, in die man hineingeboren worden sei. Habe jemand eine Ferienwohnung gehabt, habe er auch später seine Ferien in der Ferienwohnung verbracht.

«Heute ist das anders. Man schläft einmal in einer SAC-Hütte, geht ein anderes Mal ins Wellnesshotel und wieder ein anderes Mal campen. So hat sich auch die Kundschaft bei uns verändert.» Seien es früher Backpacker gewesen, die in Jugendherbergen übernachtet hätten, kämen heute oft Einzelreisende oder Paare, seltener auch international Reisende. «Und so kommen wir immer mehr weg von den Null-Mehrwert-Zimmern.»

Der Komfort hat seine Grenzen. Denn eng ist es in den Viererzimmern nach wie vor.

Der Komfort hat seine Grenzen. Denn eng ist es in den Viererzimmern nach wie vor.

(Bild: wia)

Mehr Doppelzimmer, mehr Komfort

So habe man festgestellt, dass vor dem Umbau in Zug zu wenig Doppelzimmer zur Verfügung standen. Das habe man nun geändert. Nun gibt es ausschliesslich Zimmer mit sechs, vier oder zwei Betten.

Was heisst das fürs Reisebudget? Muss man nun in Zug mehr für die Jugi-Übernachtung zahlen? «Im 6-Bett-Zimmer übernachtet man nach wie vor für 35 Franken inklusive Frühstück. Der Preis für die Doppelzimmer ist von 45 auf 49 Franken pro Person gestiegen», sagt Gmür.

Und wer schläft eigentlich in der Zuger Jugendherberge? Findet auch hie und da ein ausländischer Geschäftsmensch den Weg in die Jugi? «Bisher kaum, insbesondere, weil es vermutlich am nötigen Komfort fehlte.» Es seien häufig Schulklassen, die hier im Lager weilten, aber auch ausländische Handwerker, die temporär in Zug arbeiten, würden gelegentlich unter der Woche in der Jugendherberge nächtigen. «Der Anteil an Schweizer Gästen überwiegt. 20 Prozent sind europäische Gäste, und wenige aus Übersee.»

Alsbald widmet sich Gmür wieder den Gästen, die für die Eröffnungsfeier hergekommen sind. Viele Menschen stehen mittlerweile draussen auf der Terrasse, welche auf die grosszügige Wiese führt. Auch das Aperobuffet, welches heute aufgetischt wurde, entspricht offensichtlich den gehobenen Komfortansprüchen. Lagertee gibt es an diesem Tag ganz sicher keinen.

Mehr Bilder von der umgebauten Jugendherberge finden Sie in unserer Slideshow:

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