Yvette und Werner Imhof helfen von Littau aus

Das barmherzige Paar Littaus – oder vom «Geschäft» mit Kleiderspenden

Yvette und Werner Imhof in ihrer gemütlichen Küche.

(Bild: Daniela Herzog)

Kleider, Puppen, Kinderwagen, Spielzeug und und und – dank ihrer Kinderkleiderstube haben Yvette und Werner Imhof aus Littau schon hunderten von Kindern aus bedürftigen Familien geholfen. Doch ihre selbstlose Arbeit wird nicht von allen geschätzt.

«Diese Bäbis hier kommen in ein Kinderspital nach Bogotá. Eine liebe Frau, die gerne Babysachen strickt, hat mir geholfen, sie einzukleiden. Bäbis werden immer nackt abgegeben, aber ich verschenke doch keine nackten Bäbis.» Yvette Imhof sitzt neben ihrem Mann Werner Imhof in der gemütlichen Küche und zeigt ein paar Bilder aus einem kleinen, sorgfältig zusammengestellten Ordner. Die Unterlagen habe sie gerade eben für die Versammlung eines Müttervereins vorbereitet, um den Frauen ihre Kinderkleiderstube vorzustellen.

Viele Müttervereine würden zweimal jährlich eine Kinderkleiderbörse veranstalten, und was am Ende des Tages noch übrig bleibt, übernehmen die Imhofs gerne in ihre Kinderkleiderstube. Das Meiste ihrer Waren geht an bedürftige Familien aus der Region, an Sans papiers, Frauenhäuser, Vormundschaftsbehörden oder ans Paradiesgässli, mit welchem sie eine langjährige Zusammenarbeit pflegen. Seit ein paar Jahren stehen sie auch für die Aktion «2 x Weihnachten» des Schweizerischen Roten Kreuzes im Einsatz. Der lokale Bezug sei ihnen sehr wichtig. Was sie hier nicht an die Leute bringen, spenden sie ins Ausland.  

Gewissenhaftes Wohltäterpaar 

Voller Euphorie erzählt Yvette Imhof von ihren unzähligen Projekten; von der «Flüchtlingshilfe Erding» in Deutschland, wo sie sich gemeinsam mit ihrem Mann seit gut zwei Jahren engagiert, von den Reisen in die Ukraine mit der Organisation «Triumph des Herzens» oder nach Moldawien mit der Christlichen Ostmission.

«Ich habe mich selber vor Ort vergewissert, dass die Ware auch wirklich bei den Bedürftigen ankommt.»

Yvette Imhof

«Wir sammeln auch Kleider für Erwachsene, aber diese geben wir aus Platzgründen direkt weiter nach Osteuropa. Davon, dass die Ware auch wirklich bei den Bedürftigen ankommt, habe ich mich selber vor Ort vergewissert», betont Yvette Imhof und holt den Flyer einer Hilfsorganisation hervor, auf dem sie gemeinsam mit ihrem Mann abgebildet ist.  

Yvette Imhof vor den sorgfältig sortierten Kleiderkisten.

Yvette Imhof vor den sorgfältig sortierten Kleiderkisten.

(Bild: Daniela Herzog)

Über 70 und noch voller Tatendrang 

Werner Imhof nickt bestätigend, ergänzt dann und wann die Schilderungen seiner Frau und stellt klar: «90 Prozent der Arbeit macht meine Frau. Ich bin nur für den Transport und die Reparaturen verantwortlich.» Bis zu seiner Pensionierung war Werner Imhof als selbständiger Metallbauschlosser tätig. Er und seine Frau, die gelernte Kinderkrankenschwester ist, lieben Kinder über alles. Seit bald 50 Jahren nehmen sie deshalb immer wieder Pflegekinder bei sich auf.

Aus der eigenen ständigen Suche nach gebrauchten Kinderkleidern ist dann nach und nach die Kinderkleiderstube entstanden. Heute läuft das Meiste über Mund-zu-Mund-Propaganda. Werner Imhof, der seine Yvette schon aus der Schulzeit im Maihof kennt, unterstützt sie, wo er kann. Auch, wenn es darum geht, sich zu wehren und Grenzen zu setzen. 

Beide packen mit an.

Beide packen mit an.

(Bild: Daniela Herzog)

Stalldreck an den Stiefeln 

Dass nämlich nicht immer alles so rosig läuft, wie sie es sich wünschen, haben sie schon auf allen Seiten zu spüren bekommen. Da gibt es die gleichgültigen Kleiderspender, die kaputte und schmutzige Ware bringen, bis zum Stalldreck an den Stiefeln. Aber auch seitens der Empfänger sind die Ansprüche manchmal hoch.

«Ich bin kein Geschäft.»

Yvette Imhof

«Ich bin kein Geschäft», hört man dann Yvette Imhof auch mal sagen, wenn die Mütter zu spezifische Wünsche haben. Manche versuchen auch, so viele Kleider wie möglich einzupacken. Dem musste die 70-Jährige nun den Riegel schieben. Pro Familie, unabhängig von der Anzahl Kinder, verlangt sie nun einen Unkostenbeitrag von 20 Franken. 

«Wir sind keine Richter» 

Skeptische Reaktionen erleben die beiden auch immer wieder aus ihrem Umfeld. «Warum macht ihr das überhaupt? Es wird ja gar nicht geschätzt. Die haben ja alles.» Dem Kanon der Vorurteile versucht Werner Imhof mit einem bestimmten Gefühl zu antworten. 

«Wir müssen die Menschen in der Situation annehmen, wo sie stehen. Dort helfen, wo es Hilfe braucht.»

Werner Imhof

Für ihn sei einfach der Mensch wichtig, der in dem Moment vor ihm stehe und Hilfe brauche. Seien es nun Flüchtende aus Kriegsgebieten, alleinerziehende, mittellose Mütter oder Jugendliche, die in der Klemme sitzen. «Wir sind nicht Richter. Wir müssen die Menschen in der Situation annehmen, wo sie stehen. Dort helfen, wo es Hilfe braucht», so Werner Imhof.

Er gesteht aber, dass dies nicht immer einfach sei. Es gebe immer wieder solche, die einen ausnützten. Darunter sollten aber die wirklich Hilfsbedürftigen nicht leiden. Momentan kämen vor allem Familien mit Migrationshintergrund vorbei. Seine Frau vermutet, dass Schweizerinnen und Schweizer sich oft schämten. Sie wünscht sich, es würden sich auch mehr Schweizer Familien getrauen, sich bei ihr zu melden.

Werner Imhof kontrolliert jedes Puzzle auf Vollständigkeit und wickelt es in Kunststofffolie ein.

Werner Imhof kontrolliert jedes Puzzle auf Vollständigkeit und wickelt es in Kunststofffolie ein.

(Bild: Daniela Herzog)

Gegen Wegwerfgesellschaft 

Mit viel Wohlwollen und Liebe begegnen die beiden nicht nur ihren Mitmenschen, sondern auch den materiellen Dingen. Jedes Plüschtier wird gewaschen, jedes Bettchen aufgestellt, kontrolliert und falls nötig repariert. Jedes sprechende Bäbi wird auf auslaufende Batterien hin überprüft und mit neuen bestückt. Werner Imhof kontrolliert sogar jedes Puzzle auf seine Vollständigkeit: «Die Grösseren zähle ich durch und die Kleineren mache ich gleich selber, so habe auch ich den Plausch daran. Dann werden sie in Plastikfolie eingewickelt, damit nichts verloren geht.»

Dem Paar sei die heutige Wegwerfgesellschaft ein Graus. Sie stellen sich dem vehement entgegen. Was die anderen über sie denken, sei ihnen egal. Sie sehen sich auch nicht als Vorbilder. Die Arbeit macht ihnen einfach grosse Freude, und das spürt man.  

Weitere Einblicke in die Kinderkleiderstube in Littau von Yvette und Werner Imhof erhalten Sie in der Bildergalerie:

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