Feuerwehr will alleine definitiv nicht mehr

Wann Zug das nächste Feuerwerk sieht, steht in den Sternen

Zuger Seefest

(Bild: Raphael Good)

Nach 50 Jahren führt die Freiwillige Feuerwehr der Stadt Zug kein Seefest mehr durch. Soll nun jemand anderer dieses Volksfest organisieren? Oder gibt es in Zug künftig ein Feuerwerk zum 1. August? Vieles ist denkbar, aber sicher ist nichts.

«Schade», sagt Seraina Koller, Geschäftsführerin von Zug Tourismus zum Entscheid der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Zug (FFZ). Die will ab sofort kein Seefest mit Feuerwerk mehr organisieren und durchführen (zentralplus berichtete).«Das war eines unserer Top-Events im Sommer», sagt Koller zum Anlass, der bei guter Witterung Zehntausende von Zuschauern an den Zugersee lockte.

Erst wenn es am Ufer keinen Sitzplatz mehr gibt, hat das Seefest richtig angefangen.

Erst wenn es am Ufer keinen Sitzplatz mehr gab, hat das Seefest richtig angefangen.

(Bild: liv)

Aus Sicht der FFZ könne sie den Entscheid aber nachvollziehen, sagt Koller. Der Aufwand sei enorm. «Und die Feuerwehr ist schliesslich kein Event-Veranstalter.» Tatsächlich wirkten jeweils alle aktiven, knapp 150, Zuger Feuerwehrleute am Volksfest mit. «Das Datum war auf all unsern Dienstplänen fest eingeplant», sagt Roman Jenny, der Präsident des Vereins FFZ.

FFZ trug viele Risiken alleine

Am Seefest äufnete die Feuerwehr jahrelang mit dem Betrieb der Festwirtschaft und früher auch dem Verkauf von Plaketten ein Kässeli für gesellschaftliche Aktivitäten. Der Anlass wurde zwar immer grösser, aber nicht unbedingt profitabler. Bei schlechtem Wetter, wie zuletzt 2016, legte die FFZ finanziell drauf – eine Defizitgarantie hat sie keine.

Die Stadt Zug hat zwar vor wenigen Jahren ihren Betriebsbeitrag auf 100’000 Franken jährlich verdoppelt, aber die Festwirtschaft sei auch so zuletzt nicht mehr rentabel gewesen. Dafür habe man über die Jahre «ausreichende Rückstellungen» gebildet, sagt Jenny. Das finanzielle Risiko sei aber nicht der Hauptgrund gewesen, dass die FFZ das Fest nicht mehr länger allein organisieren mag.

Die Feuerwehrmänner und -frauen der Freiwilligen Feuerwehr Zug (FFZ). Als Zuger Ortsfeuerwehr leisten sie ihre Dienste für den Verein unentgeltlich.

Die Feuerwehrmänner und -frauen der Freiwilligen Feuerwehr Zug (FFZ). Als Zuger Ortsfeuerwehr leisten sie ihre Dienste für den Verein unentgeltlich.

(Bild: Thomas Betschart)

Kernaufgabe ist Brände bekämpfen

Neben Haftungsfragen, die den Feuerwehrleuten auf dem Magen liegen, war die Personalsituation für den Entscheid verantwortlich. Leute fürs Organisationskomitee zu finden, wurde immer schwieriger. Der abnehmende Mannschaftsbestand, mit dem man das Fest für 20’000 Zuschauer durchführen musste, beeinträchtigte die Feuerwehr bei ihrer Hauptaufgabe – nämlich in der fraglichen Zeit auch noch Brände löschen zu können. Oder präziser: Fürs Feuer stand die FFZ immer bereit, hätte aber in den letzten Jahren bei einem Grossereignis im Extremfall den Festbetrieb am Seefest einstellen müssen.

Die FFZ in Aktion.

Die FFZ in Aktion.

(Bild: zvg)

Mit dem Entscheid hat die FFZ monatelang gerungen. Entscheidungsträger in Politik und Touristik waren über die Problematik im Bilde. «Stadtpräsident Dolfi Müller und ich haben uns massiv dafür eingesetzt, dass doch noch eine Lösung gefunden werden kann», sagt der zuständige Stadtrat Urs Raschle (CVP) auf Anfrage.

 «Vielleicht meldet sich ja noch ein Privater»

Urs Raschle (CVP)

Urs Raschle (CVP)

Namentlich habe man den Kontakt der FFZ zu professionellen Veranstaltern vermittelt. Gespräche hätten stattgefunden. «Jetzt ist der ganze Stadtrat tief enttäuscht, dass die lange Tradition der Seefeste zu Ende geht und wir in diesem Jahr vermutlich kein Feuerwerk sehen werden», sagt Raschle. Aber das gelte es zu akzeptieren. «Schliesslich ist es kein Anlass der Stadt, sondern ein Feuerwehrsfest.»

Eine Bewilligung fürs nächste Seefest, das in der Regel im Juni stattfindet, hat die FFZ noch nicht. Aber ein Nachfolger als Organisator ist derzeit ohnehin keiner in Sicht. «Vielleicht meldet sich ja noch ein Privater», sagt Raschle. Ansonsten sei eine Krise auch eine Chance. «Wir werden nun in aller Ruhe eine Auslegeordnung machen und uns überlegen, welche öffentlichen Feste wir uns in Zug wünschen und was wir von der Stadt aus dazu beitragen können», sagt Raschle. «Aber das geht nicht von heute auf morgen.»

Wer macht den Anfang für einen neuen Anlauf?

Die FFZ will zwar weiter Hand dazu bieten, ein Seefest mitzuveranstalten. Wer aber die Gründung eines neuen Trägervereins anstossen könnte, steht noch in den Sternen. «Das ist eine gute Frage», sagt Roman Jenny auf Anfrage.

Könnte etwa Zug Tourismus in die Bresche springen, wo die Organisation doch schon die 1.-August-Feier für die Stadt veranstaltet? «Nein, dazu haben wir weder die personellen Ressourcen noch die Mittel», winkt Seraina Koller ab. «Schon beim Nationalfeiertag stossen wir an unsere Grenzen.»

Verschiebedatum 1. August

Zwar werde man immer wieder gefragt, warum es am 1. August kein offizielles Feuerwerk in Zug gäbe, sagt Koller. Aber zu entscheiden, ob man das Seefest in einem anderen Rahmen durchführen wolle, oder allenfalls nur das Feuerwerk zu einem anderen Anlass zünde, sei nicht ihre Aufgabe. «Wir sind dazu da, Touristen nach Zug zu holen und bestehende Angebote zu präsentieren», sagt die Tourismusdirektorin.

Aus praktischer Sicht wäre eine Verschiebung des Feuerwerks zu einem anderen Anlass hin absolut denkbar: Abgebrannt wurde das Feuerwerk nicht von der FFZ, sondern die hatte dafür die spezialisierte Firma Hirt aus Wollerau angeheuert.

Seraina Koller hört nach drei Jahren bei Zug Tourismus auf.

«Wir haben weder Mittel noch Ressourcen»: Seraina Koller von Zug Tourismus.

(Bild: zvg )

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