Alpenquai: Nach Bargeldverbot bleiben Schüler aus

Luzerner Kantischüler bestreiken ihre Mensa

Ein Schild vor dem Treibhaus macht auf den Streik der Schülerorganisation Alpenquai aufmerksam.

(Bild: giw)

In der Mensa der Kantonsschule Alpenquai dominieren derzeit die leeren Tische. Grund: Die Schüler können nur noch mit ihrer Schülerkarte bezahlen, nicht mehr mit Bargeld. Das ist zwar praktisch für die Betreiberin, doch nun bestreiken die Schüler die SV-Group.

«Mensa doof? Hier gut!» Dieses Schild steht derzeit zur Mittagszeit vor dem Luzerner Treibhaus im Tribschenquartier. «Exklusiv für Kantischüler, nur 10 Franken», so der Werbeslogan. Hintergrund ist ein Streik der Schülerorganisation im Alpenquai. Sie hat im nahen Konzertraum des Jugendkulturhauses diese Woche einen eigenen Mittagstisch organisiert. Im Innern spielen ein paar Jugendliche Tischfussball und rund zwanzig Kantischüler essen das heutige Protestmenü: Es gibt Älplermagronen.

Im Gespräch verraten die jungen Treibhaus-Besucher, weshalb sie heute auf Riz Casimir respektive auf Blumenkohl-Käse-Bratlinge für sieben Franken, die in der offiziellen Mensa angeboten werden, verzichten: «Wir können seit Neuem nur noch mit unseren Schülerkarten bezahlen», berichten sie. Aufladen kann man die Karten jedoch nicht mit Münz, es werden nur Noten akzeptiert. Damit man in der Mensa essen kann, müssen die Schüler folglich einen grossen Teil ihres Sackgeldes auf der Karte binden. Sprich, es ist weniger Geld frei verfügbar für Freizeit oder andere Verpflegungsmöglichkeiten.

Töggelikasten auf der Treibhaus-Bühne und ein Mittagsmenü bietet die alternative Mensa.

Töggelikasten auf der Treibhaus-Bühne und ein Mittagsmenü bietet die alternative Mensa.

(Bild: giw)

 

Essen und Preis stimmen

Verantwortlich für das Angebot in der Kanti ist die SV-Group (hier geht es zum Mensa-Test). Die Schweizer Gastronomiekette mit über 8’400 Mitarbeitern und 550 Betrieben führt die Mensa seit dem Auslagerungsentscheid des Kantons vor zwei Jahren. Auch die Standorte Reussbühl, Baldegg, Sursee, Willisau und Beromünster werden nicht mehr von der Kantonsschule selbst unterhalten. Über den neuen Betreiber haben die streikenden Schüler im Treibhaus nicht nur Schlechtes zu berichten.

Das Essen sei grundsätzlich lecker, das Preis-Leistungs-Verhältnis stimme bei den Menüs, so der Tenor der Befragten. Da habe eine Verbesserung stattgefunden gegenüber früher. In der Kanti-Mensa selbst sind gegen 12 Uhr die Ränge ziemlich leer. Dennoch sind viele Schüler offensichtlich nicht mit von der Partie beim Streik um die Ecke.

Chance, sich zu positionieren

Rektor Hans Hirschi ist über den Protest unterrichtet. «Vor vierzehn Tagen fand eine Aussprache zwischen Schülerorganisation, Mensa-Betreiber und der Schulleitung statt.» Das Gespräch sei erfolgreich und einvernehmlich verlaufen. Und offenbar konnten sich die Schüler erfolgreich durchsetzen: «Die SV-Group hat versprochen, dass neben den Schülerkarten zukünftig auch Debit- und Kreditkarten für die Bezahlung zugelassen sind.» Die SV-Group bestätigt, dass ab 8. Januar 2018 mit EC, Postcard und den wichtigsten Kreditkarten bezahlt werden könne. 

«Seit dem neuen Zahlregime sind weniger Schüler in der Mensa essen gegangen.»

Hans Hirschi, Rektor Kantonsschule Alpenquai

Zuvor müssten laut Hirschi noch neue Zahlterminals eingerichtet und Kabel verlegt werden. Die Gründe für die Umstellung auf die bargeldlose Bezahlung seien praktischer Art. Die Zahlung gehe schneller vonstatten, das System sei zuverlässiger und die Herausgabe von Retourgeld entfalle, so Hirschi. Wie lange es dauert, bis der Ausbau fertiggestellt ist, sei noch nicht klar. Der Protest findet laut Hirschi dennoch statt, weil sich die Schülerorganisation bereits vor dem Gespräch organisierte und eine Chance sah, sich politisch zu positionieren in der Schulöffentlichkeit.

Viele leere Tische zur Mittagszeit in der Mensa der Kantonsschule Alpenquai.

Viele leere Tische zur Mittagszeit in der Mensa der Kantonsschule Alpenquai.

(Bild: giw)

Viel Konkurrenz

Hans Hirschi, Rektor der Kantonsschule Alpenquai.

Hans Hirschi, Rektor der Kantonsschule Alpenquai.

(Bild: zvg)

Dass die Schüler mit ihrer Forderung nach mehr Zahlungsmöglichkeiten erfolgreich waren, ist offenbar auch im Interesse der Mensa-Betreiber: «Seit dem neuen Zahlregime sind weniger Schüler in der Mensa essen gegangen», sagt Hirschi. Während vor dem Wechsel beim Bezahlmodell im Schnitt täglich gegen 500 Leute in der Mensa gegessen haben, sind es laut Rektor Hirschi derzeit wesentlich weniger.

Grundsätzlich sei er mit der Mensa zufrieden und würde öfters selbst dort zu Mittag essen gehen. Hirschi sagt, dass die Nachfrage nach dem Mensa-Essen stark schwanke: «Wir spüren die grosse Konkurrenz von den vielen Verpflegungsmöglichkeiten in der Umgebung.» Zuweilen würden einzelne Schüler gar bis in den IKEA in Rothenburg gehen für das Mittagessen. Um die Ecke gibt es aber auch einen Bachmann, Migros, Kebab oder den Manor Solomarkt.

Hinzu kommt der Preisaufschlag bei den Snacks, den die Kantischüler nervt. Hat hier die Mensa aufgeschlagen im neuen Schuljahr? «Tatsächlich wurden einige Produkte im Preis erhöht in diesem Jahr.» Hirschi sagt, bei den Menüs lege der Kanton den Preis von sieben Franken fest. Freie Hand hat der private Anbieter jedoch bei den anderen Produkten.

Mensen sind nicht rentabel

Betroffen von den Preiserhöhungen sind laut SV-Group Nussstangen, Maxie Cookies und Donuts. Der Zuschlag betrage zwischen 20 und 80 Rappen. Will die SV-Group die Profitabilität der Mensa auf Kosten der Schüler erhöhen? «Nein, darum geht es definitiv nicht», sagt SV-Group-Sprecherin Manuela Stockmeyer. Grund für diese Erhöhungen sei eine Anpassung an marktübliche Preise, wie sie auch von lokalen Bäckereien oder Take-aways verlangt würden. Diese Anpassung wurde in allen Kanti-Mensen im Kanton Luzern gleichermassen vorgenommen.

Geht es der SV-Group darum, auf Kosten der Schüler mehr Geld zu verdienen? Kein Restaurantanbieter dieser Welt könne mit so einer marginalen Preiserhöhung die Profitabilität erhöhen, sagt Stockmeyer. «Dazu kann ich auch sagen, dass die Mensen aktuell nicht rentabel sind und durch Boykotte wie diese vor allem unsere Mitarbeitenden vor Ort sehr belasten.»

Kantischüler wehren sich in Reussbühl gegen Handyverbot

Seit diesem Schuljahr gibt es an der Kantonsschule Reussbühl in Luzern ein neues Handyreglement. Sehr zum Ärger der Lernenden, wie «20 Minuten» berichtet. Nach Aussagen eines Schülers dürfen die Handys nur noch im obersten Stock gebraucht werden. Früher gab es ein zeitlich geregeltes Handyverbot. Seit diesem Schuljahr ist es vom Rektorat örtlich definiert.

Nur im Obergeschoss, im Eingangsbereich des Ergänzungsbaus und draussen auf dem Schulhausareal dürfen die Geräte benützt werden. Die drei Areale seien zu klein, besonders am Mittag gebe es kaum genug Platz.

Dass selbst in der Mensa der Kanti Reussbühl ein Handyverbot gilt, begründet Rektorin Studer damit, dass die Mensa ein Ort für die Gemeinschaft und für Gespräche sei. Die ständige Ablenkung durch digitale Medien selbst während des Essens sei problematisch für die Gesundheit und die Konzentrationsfähigkeit.

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