Endlich wird die ZHB Luzern renoviert

Die Bücherwürmer feiern das Ende des Wartens

Daniel Tschirren verkauft ein altes Bild.

(Bild: Marlis Huber)

Am Samstag strömte das Publikum ein letztes Mal für die nächsten zwei Jahre in die Bibliothek im Vögeligärtli. Dort gabs alte Drucke, Postkarten, Literatur und jede Menge Erleichterung.

Bevor die Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern (ZHB) saniert und umgebaut wird, lud die Bibliothek am Samstag Nachmittag mit einem vielseitigen Programm zum grossen Finale ein. Nach 30 Jahren Diskussionen rund um Erweiterungsbauten, Sanierung und Abriss ist das in der Tat ein Grund zum Feiern.

«Jetzt ist es unwiderruflich», sagte der ZHB-Bibliotheksdirektor Rudolf Mumenthaler erleichtert, «am 4. Dezember fahren die ersten Baumaschinen auf.» In ausgelassener Bummel- und Schmökerstimmung schlenderten die zahlreich erschienenen Luzerner durch die offenen Räume und liessen sich von den Akkordeonklängen von Kathrin Wuethrich beschwingen.

Sogar die alte Schreibmaschine fand neue Besitzer.

Sogar die alte Schreibmaschine fand neue Besitzer.

Alte Zettelkästen und Schreibmaschinen zum Schleuderpreis

Dort, wo die ehemalige Theke für die Ausleihe war, herrschte für einmal Flohmarktstimmung. Feil geboten wurden alte Bilder, Möbel, Postkarten, alte Drucke der Diebold-Schilling-Chronik, alte Bücher und vieles mehr. Auch eine alte Schreibmaschine und ausgediente Zettelkästen waren für wenig Geld zu haben. Im Lesesaal I fanden verschiedene Lesungen mit Schweizer Autoren statt, unter anderen waren der Krienser Autor Heinz Stalder und der Luzerner Pablo Haller zu hören.

Der Autor Heinz Stalder mit Ina Bruecker von der ZHB.

Der Autor Heinz Stalder mit Ina Bruecker von der ZHB.

(Bild: Marlis Huber)

Im Podiumsgespräch um 15 Uhr stellten sich Rudolf Mumenthaler und der Vizedirektor Daniel Tschirren den Fragen von Stefan Eiholzer, Redaktionsleiter vom Regionaljournal Zentralschweiz. «Die moderne Bibliothek erfüllt heute ganz vielfältige Aufgaben und ist zudem eine wichtige Partnerin für Universitäten und Fachhochschulen», meinte Daniel Tschirren.

Zum Schluss gaben Max Christian Graeff und Christov Rolla der ZHB die musikalisch-humoristische Ehre. Er frage sich manchmal, ob Bibliothekare überhaupt ein Leben ausserhalb von Zettelkästen und Bücherregalen haben, meinte der gut gelaunte Max Christian Graeff.

Neue Bibliothek in altem Glanz

«Der Katalogsaal wird nach der Sanierung in altem Glanz erstrahlen.» Das meint Mumenthaler wörtlich, denn das Gebäude steht seit 2015 unter Denkmalschutz. «So wird es im Katalogsaal eine Theke ganz im Stile der 1950er-Jahre geben, auch die Beleuchtung wird entsprechend sein.» Auch die Leselounge wird weiterhin mit allen wichtigen Zeitungen und Zeitschriften im grossen Katalogsaal beheimatet sein.

Provisorium bis Frühjahr 2020

Eröffnet wird die ZHB im ersten Quartal des Jahres 2020. Bis dann bietet die Bibliothek im Provisorium an der Murbacherstrasse 21 ihren Service an. Dort gibt es einen reduzierten Dienst mit Rechechierstationen, Beratung und einem kleinen Leseplatz mit Zeitungen und Zeitschriften. Bereits am 27. November wird dort der Betrieb aufgenommen.

Der baulich aufwendigste Teil der bevorstehenden Sanierung ist der Umbau des ehemaligen Büchermagazins in eine moderne fünfstöckige Freihandbibliothek für rund 80’000 Bücher. Denn dieser Gebäudekomplex entlang der Hirschmattstrasse muss komplett ausgehöhlt werden und stellt hinsichtlich der Baustatik eine besondere Herausforderung dar.

Was das Bibliotheksteam besonders freut: Die neue Bibliothek bekommt ein eigenes Café unmittelbar beim Eingangsbereich (zentralplus berichtete). «Damit sollen auch Menschen Eingang in unser Haus finden, die sich sonst vielleicht nicht getrauen würden», sagt Mumenthaler.

Kathrin Wuethrich bespielt die Räume der ZHB.

Kathrin Wuethrich bespielt die Räume der ZHB.

Alte Zettelkästen stehen zum Verkauf

Alte Zettelkästen stehen zum Verkauf

(Bild: Marlis Huber)

Die Betreiber von Quai 4 stellten sich an diesem Festtag mit Speis und Trank gleich selber vor. Die Sondersammlung wird nach dem Umbau gleich beim Eingang rechts, dort wo bis jetzt der Lesesaal II war, untergebracht sein und insbesondere Platz dafür bieten, wertvolle Kulturgüter auszustellen. Und nicht zuletzt wird der grosse Lesesaal I auf die heutigen technischen Bedürfnisse aufgerüstet werden und insgesamt werden 100 zusätzliche Arbeitsplätze angeboten. 

30 Jahre wurde geplant und verworfen

1985:  Aufgrund von Platzmangel wird eine Erweiterung geplant: ein unterirdisches Magazin im Vögeligärtli und zwei pavillonartige Gebäude an der Franken- und Murbacherstrasse. Da Parkplätze aufgelöst werden müssten und Bäume gefällt, regt sich Widerstand gegen das Vorhaben.

1992: Der Regierungsrat stoppt die Planung des Erweiterungsbaus aufgrund schlechter Finanzlage des Kantons. Wegen Platzmangel wird der Altbestand bis 2005 ins Staatsarchiv an der Bruchstrasse ausgelagert.

1995: Notwendigste bauliche Massnahmen werden vorgenommen: Der Umbau des Vortragssaals in einen zweiten Lesesaal, Aufstellung der Zeitschriften im Publikumsbereich und die Instandstellung von technischen Anlagen.

2010: Parlament heisst Pläne der Regierung für eine ZHB-Sanierung für knapp 19 Millionen Franken gut.

Dezember 2011: Eine dringliche CVP-Motion verlangt, die Planung auf Eis zu legen und ein Neubauprojekt aufzugleisen. Der Kantonsrat stellt sich hinter diese Motion. Die Stadt und die Denkmalpflege wehren sich gegen die Abrisspläne mit der Lancierung einer Initiative.

2014: Die Stadtbevölkerung nimmt die Initiative an.

2015: Die ZHB steht unter Denkmalschutz.

2016: Das Parlament spricht 20 Millionen Franken für die Sanierung der ZHB. Der Voranschlag für das Budget 2017, mit einer Erhöhung des Steuerfusses, wird durch ein Referendum der SVP blockiert. Und damit auch der für im Februar geplante Umbau der ZHB.

Mai 2017: Das Luzerner Stimmvolk nimmt das Referendum an bzw. lehnt den Voranschlag für das Budget 2017 ab. Luzern ist weiterhin in einem budgetlosen Zustand.

September 2017: Der Luzerner Rat spricht die Baufreigabe für den Umbau aus. Am 4. Dezember 2017 werden die ersten Baumaschinen auffahren.

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