Ewig-Baustelle in Luzern Nord nimmt Gestalt an

Endlich soll Leben ins rot-blau verhüllte Haus einziehen

Auffällig eingerüstet: Das Haus an der Hauptstrasse 37 in Reussbühl.

(Bild: ida)

In Reussbühl wundern sich die Quartierbewohner vermehrt über ein rot-blau verhülltes Mehrfamilienhaus. Seit November 2015 umschliesst ein Gerüst das Gebäude: Was hinter dem Vorhang geschieht, erscheint vielen rätselhaft. Der Eigentümer der Liegenschaft klärt nun auf und macht Versprechen, die reichlich utopisch erscheinen. 

Schauplatz Luzern Nord, Hauptstrasse 37: Autos fahren vorbei, ein Bus hält an, Passanten steigen aus. Ins Auge sticht an dieser Stelle ein rosafarbenes Haus, geziert mit grünen Fensterläden, umgeben von mehreren kleinen Balkonen. Doch davon ist wenig zu sehen. Seit zwei Jahren umschliesst schon ein Gerüst das Haus, rot-weiss gestrichene Absperrungen deuten auf die Baustelle hin – versteckt hinter einem blau-roten Vorhang.

Nachbarn, Spaziergänger und Vorbeifahrende fragen sich, was in dem leer stehenden Gebäude vor sich geht. Zwei Passanten, die beide im Quartier wohnen, äussern sich vor Ort zu der Baustelle, wo es einfach nicht vorwärtszugehen scheint: «Es ist ruhig. Man hört eigentlich nie was. Nur das Gerüst steht schon lange da», bemerkt einer.

Ein Bauarbeiter, der sich an diesem Tag auf der Baustelle befindet, meint, dass das Haus einer Totalsanierung unterzogen worden sei. Das Gebäude, das sich aus der Hauptstrasse 35 und 37 zusammensetzt, sei aussen komplett erneuert. Doch nur die rechte Hälfte glänze auch innen mit neuem Charme. Doch wem gehört die Liegenschaft? Was passiert da genau? Und wurde das Haus tatsächlich einer Totalsanierung unterzogen? Viele Fragen ranken sich um das Gebäude.

Objekt für 4,45 Millionen verkauft

Bis Juli 2017 war die Liegenschaft in Besitz von Promaxima, einer Schweizer Immobilienanlagegesellschaft, die eine Totalsanierung mit Dachausbau veranlasste. Die Liegenschaft wurde dann an den damaligen Mitbesitzer Hans Peter Buchschacher überschrieben. «Das Objekt wurde zum Preis von 4,45 Millionen Franken im Juli 2017 verkauft», heisst es in einem Geschäftsbericht von Promaxima.

Hanspeter Buchschacher, Rechtskonsulent und Immobilienexperte, der derzeitige Besitzer der Liegenschaft, nimmt in einem persönlichen Telefongespräch mit zentralplus Stellung. «Es hat sich mehr um eine interne Verschiebung gehandelt als um einen wirklichen Verkauf», meint er. Seine persönlichen Absichten seien, die Kleinwohnungen vermieten zu können. Für die beiden im Studios im Erdgeschoss wolle man Architekten oder Künstler finden, für die oberen Wohnobjekte Privatmieter. «Unser Ziel ist es, das Gebäude zu halten, das heisst, zu vermieten», so Buchschacher.

Das Mehrfamilienhaus, eine Ewig-Baustelle

Gemäss einem Bewohner aus dem nahe liegenden Quartier befanden sich im Gebäude bis vor zwei Jahren noch Wohngemeinschaften, die von Studenten, Musikern und anderen Künstlern bewohnt wurden. «Es ist schade, dass man diese rausgeworfen hat.» Mit Blick aus seinem Wohnzimmer verfolgt er die Geschehnisse des Gebäudes nun schon seit Jahren. Während die eine Hälfte des Mehrfamilienhauses renoviert wurde, steht die zweite Hälfte des Gebäudes so da, eingezäunt, gerüstet und umhüllt.

«Ich bin verwirrt, total verwirrt.»

Ein Quartierbewohner

Hie und da sähe man einen Handwerker auf dem Gerüst stehen, doch sonst rege sich nichts. Keine Leute, die ein- und ausgehen, das Mehrfamilienhaus scheint wie ausgestorben zu sein. Der Bewohner zeigt sich sichtbar aufgewühlt und kann die Geschehnisse, die da vor sich gehen, nicht richtig einordnen. «Ich bin verwirrt, total verwirrt», sagt er.

Kurzerhand tätigt er eigenhändig Recherchen und bemerkt, dass es von Zeit zu Zeit einen Besitzerwechsel der Liegenschaft gab. «Es ist, wie es ist. Immobilien werden gemischt und gemischt», zeigt er sich gefasst, wenn auch mit etwas Bedauern in der Stimme.

Das eingezäunte Haus von hinten. Oben links sieht man die katholische Kirche von Reussbühl.

Das eingezäunte Haus von hinten. Oben links sieht man die katholische Kirche von Reussbühl.

(Bild: ida)

Baubeginn war im November 2015

René Küenzi, stellvertretender Ressortleiter Baugesuche der Stadt Luzern, gibt Auskunft über die vermeintlich schleierhaften Geschehnisse vor Ort. Im August 2015 wurde eine Baubewilligung für den Umbau des Mehrfamilienhauses an den Eigentümer der Liegenschaft erteilt, drei Monate später wurde mit dem Bau begonnen. «Aktuell befindet sich das Gebäude wohl noch im Bau. Also das heisst, wir haben bis anhin keine Meldung erhalten, dass die Bauarbeiten abgeschlossen sind», so Küenzi. Eine umfassende Totalsanierung des Gebäudes wurde durch die Stadt Luzern bewilligt. Trennwände wurden durchbrochen, Fenster, Fassade und Dach erneuert. 15 Kleinwohnungen beherbergt das Mehrfamilienhaus nun.

Vor der Totalsanierung des Mehrfamilienhauses gab es eine Café-Bar, die jedoch Anfang 2015 eingestellt wurde. Ob es wieder einen Gewebebetrieb gibt, bleibt offen. Laut Küenzi von der Stadt Luzern wurde zwar eine Umnutzung der Studios durch den Eigentümer der Liegenschaft beantragt, jedoch keine Bewilligung erteilt.

Enger Zeitplan bis zur Enthüllung des Hauses

Auf Nachfrage, bis wann die Bauarbeiten von der Liegenschaft abgeschlossen sind, zeigt sich Buchschacher zuversichtlich. «Bis Ende November soll am Gebäude der letzte Feinschliff vollzogen werden.» Sobald wie möglich soll auch das Haus von Gerüst und Umhang befreit werden.

Dieser Zeitplan scheint hochgegriffen zu sein. Auch ein Bauarbeiter vor Ort nimmt Stellung und meint, dass es noch einen guten Monat bis zur tatsächlichen Beendigung der Totalsanierung dauere. Doch dann sollen neue Mieter dem Wohnhaus neues Leben einhauchen. 

Aktuell ist eine Sanierung im Gange, wie lange diese noch dauerhaft, ist offen.

Aktuell ist eine Sanierung im Gange – wie lange diese noch dauert, ist offen.

(Bild: ida)

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