50 Fragen an... Moderator Röbi Koller

«Ich habe überhaupt nicht das Gefühl, ein Langweiler zu sein»

Bald 60, aber noch lange nicht müde, wie er sagt: Der in Zug aufgewachsene TV-Moderator Röbi Koller.

(Bild: lob)

Ob als Journalist, Autor oder vor allem als Moderator: Der in Zug aufgewachsene Röbi Koller ist aus der Schweizer Medienlandschaft nicht wegzudenken. Nun hat er seine Biografie verfasst – Zeit für ein 50 Fragen-Interview, fanden wir. Und haben unter anderem erfahren, dass er Todesanzeigen sammelt.

Nächsten Dienstag feiert Röbi Koller einen runden Geburtstag: 60 Jahre alt wird der Mann, der in der Sendung «Happy Day» an Samstagabenden Leute glücklich macht. Als wir uns zum Marathon-Interview in seiner Zürcher Wohnung treffen, werden wir kurzum gebeten, im Garten ein Bild von Röbi Koller und einem Aargauer Gemeindeammann zu machen, der gerade beruflich zu Besuch war.

Und nach dem Interview geht es gleich weiter zu Helene Fischer, verrät er. Der frühere Zuger st ziemlich busy – will er etwa langsam kürzer treten und nun viele Projekte noch unter einen Dach und Fach bringen?

1. Herr Koller, Sie werden Ende Monat 60 und haben Ihre Biografie verfasst – geht es in Richtung Ruhestand?

Nun, grundsätzlich sagt man ja schon, es gehe ab 60 in Richtung Pension. Aber ich bin ja selbstständig und kann selber entscheiden, wann ich aufhöre – und: «Happy Day» läuft noch gut und ich habe noch andere Projekte am Laufen – also nein, es sieht nicht nach Ruhestand aus.

2. Gibt es eine grosse Geburtstags-Sause?

Nein – die gab es schon für 30, 40 und 50 Jahre, jetzt hab ich genug. Ich werde ein kleines Fest machen, mit Verwandten, engen Freunden, und einen schönen Abend verbringen. So kann ich mich auch mehr den einzelnen Leuten widmen als bei einer grossen, lauten Party.

3. Was hat Sie dazu bewogen, eine Biografie zu schreiben?

Es war eigentlich keine Biografie geplant, sondern ein Buch über Taxigeschichten. Das hat aber nicht funktioniert, das Taxibusiness ist nicht mehr das, was ich meinte. Der Glamour und die speziellen Geschichten, die man vermeintlich – wie in Filmen oder Romanen – erleben kann, gibt es hier wohl nicht mehr. Also fing ich an, Geschichten über mich und meine Reisen zu schreiben. Und nun ist es eine Art Autobiographie.

4. Sie waren als Student in Zug Taxifahrer, ist das richtig?

Ja genau. Für die geplante Geschichte habe ich dann nochmals die Taxi-Prüfung in Zürich gemacht und Fahrten unternommen – die aber nicht so ergiebig waren, wie ich wollte.

5. In der NZZ am Sonntag war letztens in einer Kritik über Ihr Buch zu lesen, Sie selber wären ein zu langweiliger Kandidat für «Happy Day.»

Das hat jemand geschrieben, der selber eine wahnsinnig abenteuerliche Autobiografie geschrieben hat, habe ich dann herausgefunden. Das sagt mehr über den Journalisten als über mich. Wer es langweilig findet, soll es weglegen oder nicht kaufen. Mein Leben ist nicht sehr spektakulär, aber es hat trotzdem Geschichten, die vielschichtig sind, die man vielleicht nicht gekannt hat.

«Nett sein ist für mich grundsätzlich nicht anstrengend, ich bin ein positiver Mensch.»

6. Bereuen Sie im Nachhinein, nicht mehr von sich preisgegeben zu haben?

Nein. Bis jetzt habe ich viele Feedbacks von Leuten erhalten, denen das Buch sehr gut gefallen hat.

7. Würden Sie uns jetzt trotzdem etwas verraten, was im Buch nicht hätte stehen dürfen?

(Er lacht) Die Frage kommt immer wieder, aber leider nein. Schauen Sie, das sind kleine private Geschichten, die mit Details von Trennung und Scheidung zu tun haben. Das will ich einfach nicht erzählen, das hat unter den Beteiligten stattgefunden und wurde friedlich gelöst, mehr gibt es für die Öffentlichkeit nicht dazu zu sagen.

8. Sie machen im TV Leute glücklich, sind Botschafter der Hilfsorganisation Comundo, in Ihrer Freizeit singen Sie in einem Chor und bekochen fast jeden Freitag Ihre betagten Eltern. Ist es nicht anstrengend, immer nur nett zu sein?

Grundsätzlich ist es für mich nicht anstrengend, ich bin ein positiver Mensch und gebe in einer Begegnung als Erstes gerne einen positiven Impuls. Ich bin aber auch nur so lange freundlich, wie das Gegenüber auch freundlich zu mir ist. Wenn jemand das nicht erwidern will, ist auch bei mir bald mal fertig. Ich bin nicht einfach immer nett, nur weil das hier (zeigt sein Lächeln) eingefroren ist.

9. Haben Sie das Gefühl, ein Langweiler-Image zu haben?

Nein, um Gottes Willen! Das will ich natürlich überhaupt nicht. Ich glaube nicht, dass ich die erfolgreichste Samstagabend-Sendung machen würde, wenn ich ein Langweiler wäre. Die Leute haben Vertrauen in mich, wissen, dass ich gut mit Leuten umgehen und spannende Geschichten erzählen kann. Ich weiss aber, aus welcher Ecke das kommt, nämlich von Journalisten, die vor allem Sensationen und Aufreger als News betrachten.

Zur Person

Robert «Röbi» Koller ist 1957 in Luzern geboren und hat seine Jugendjahre in Zug verbracht. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder aus erster Ehe. Schon länger ist er in Zürich sesshaft, wo er 1981 seine Karriere bei Radio 24 gestartet hat. Seit 1988 arbeitete er auch für das Schweizer Fernsehen und moderierte unter anderem die Radiotalkshow «Persönlich» und TV-Sendungen wie «Quer», «SF-Spezial» oder «Club». Seit 2007 ist Röbi Koller Gastgeber der TV-Sendung «Happy Day» und des Radiotalks «Musik für einen Gast».

Auch Bücher über andere hat Koller schon geschrieben: Nun ist im Herbst sein eigenes mit dem Titel «Umwege» erschienen, in dem er auf sein Leben und seine Karriere zurückblickt.

10. Was ist das Fieseste, das Sie je über sich lesen mussten?

Naja, ich bin bisher von Kritik relativ verschont geblieben. Fies fand ich, als ein Feuilleton-Journalist über eine Kulturveranstaltung schrieb: «Ach, der redet ja Mundart, da kann man sich nicht so präzise ausdrücken wie auf Hochdeutsch.» Das ist nicht so, es ist einfach falsch. Zu der Zeit veranstaltete ich «Zürich Littéraire» mit Mona Vetsch. Von vielen Schriftstellern erhielt ich die Rückmeldung, es sei toll, dass jemand mal Fragen aus der Sicht und auch in der Sprache der Leser stelle. Man kann sich sehr wohl präzise auf Schweizerdeutsch ausdrücken – und auch unverkrampfter, wie ich finde.

Das war für Sie das Schlimmste?

Das mir jetzt gerade in den Sinn kommt. Solche Kritiken nerven mich vor allem, wenn man nicht auf den Inhalt schaut, sondern einen «Makel» findet, der eigentlich völlig unwichtig ist.

11. Was stört Sie an sich selber?

Etwas zunehmendes Gewicht zum Beispiel (lacht). Meine Haltung – es gibt Menschen, die haben eine gewisse Eleganz in jeder Bewegung. Die habe ich glaube ich nicht. Das ist eigentlich das, was mich am meisten stört. Aber dank des Fakts, dass ich mich immer wieder im Fernsehen anschauen kann – oder muss – kann ich daran arbeiten. Ausserdem bin ich teilweise auch ungeduldig; Anstehen kann ich beispielsweise nicht leiden. Man gewöhnt sich vielleicht auch an eine Vorzugsbehandlung wenn man in der Öffentlichkeit ist – und plötzlich hat man das Gefühl: «Das steht mir zu.» Obwohl es das natürlich nicht tut.

12. Was finden Sie toll an sich?

Ich kann gut auf Menschen eingehen, habe einen guten Umgang mit Leuten. Und auch die Fähigkeit, einen Draht zu Menschen zu finden, die sozial nicht die Einfachsten sind. Man kann sagen, ich wirke integrativ oder moderativ, gleiche also etwas die Extreme aus.

13. Wann sind Sie nicht nett?

Zum Beispiel, wenn ich jemanden von einer Hotline am Telefon habe. Kürzlich fragte ich, als ich nach 10 Minuten endlich jemanden dran hatte, ob der Berater meine Kundennummer brauche. Er antwortete schnippisch: «Ja! – Ich hab’ ja keine Kristallkugel.» Das geht überhaupt nicht.

14. Sie werden bestimmt oft von Leuten angesprochen – nervt Sie das?

Ja, praktisch jeden Tag. Nerven tut mich das eigentlich nicht, zu 99 Prozent sind das freundliche Begegnungen, die mir auch gut tun. Und die Bestätigung geben, dass etwas zurückkommt. Der Künstler auf der Bühne spürt das am Applaus, ich in diesen Begegnungen mit Leuten auf der Strasse. Wenn ich aber einmal nicht gut gelaunt bin und im Zug angesprochen werde, kann ich mich auch relativ «sec» abgrenzen. Das Recht nehme ich mir heraus – und die meisten Leute verstehen das.

15. Was macht Sie wütend?

Situationen, wie ich sie gerade geschildert habe, oder ganz allgemein, wenn ich für dumm verkauft werde. Vor allem die Werbung versucht das. Ich bekam von der SBB einmal ein angebliches «Geschenk», weil ich ein langjähriger GA-Besitzer bin. Das «Geschenk» entpuppte sich lediglich als kleiner Rabatt. Ich hätte aber zuerst etwas kaufen müssen.

«Die meisten Schauspieler sind schlechte Moderatoren – und umgekehrt.»

16. Was bringt Sie zum Schweigen?

Ganz dumme Argumente. Wenn Menschen dermassen abstrus argumentieren, dass ich mir denke, wenn ich jetzt dieser Person erklären müsste, wo Sie überall falsch liegt, müsste ich zu weit ausholen. Wenn zur No-Billag-Initiative zum Beispiel kommt: «Ich schaue Sendungen ja nur auf dem Computer.» Gehts noch?

17. Was zum Weinen?

Happy Day-Geschichten, immer. Mir kommen oft vor Rührung die Tränen, auch wenn sich jemand freut, auf einem Podest steht oder riesigen Applaus erhält. Es sind eigentlich fast nur Freudentränen. In traurigen Momenten – beispielsweise als ein guter Freund starb – kann ich eher nicht weinen, sondern verkrampfe mich irgendwie. Weinen ist für mich mehr Freude und Rührung.«Die meisten Schauspieler sind schlechte Moderatoren – und umgekehrt.»

18. Was zum Lachen?

Gute, unerwartete, schräge Wortspiele. Anagramme zum Beispiel. Das ist, wenn man die gleichen Buchstaben zu verschiedenen Wörtern kombiniert. Aus «Eichhof Bier» wird dann zum Beispiel «Frohi Cheibe». Super!

19. Apropos Lachen: Erzählen Sie uns einen Witz?

Für die Aufnahme benötigt auch Medienprofi Koller einige Takes. Dann ist es geschafft:


20. Vielen Dank. Nun zur «Heimat»-Frage: Sie leben schon lange in Zürich – wie stark sind Sie noch Zuger?

Das ist schwer zu sagen. Journalisten möchten von mir gerne ein «Label» haben: Zuger, Luzerner, Zürcher… In Zug habe ich im Alter von zehn bis 20 Jahren gewohnt, dort meine wichtigsten Jugendjahre verbracht. Das war sicher prägend, und Zug ist sicher der Ort, zu dem ich neben Zürich die grösste emotionale Verbindung habe.

21. Was hat Zürich, das Zug nicht hat?

Viel. Grösse, Urbanität, Kulturangebote, eine gewisse Anonymität, die ich schätze. Auch weniger soziale Kontrolle: Wenn ich in Zug jemanden besuche, kann es sein, dass ich tags darauf einen Anruf von einem anderen Freund bekomme, der mich fragt, warum ich nicht vorbeigekommen sei. Das finde ich einerseits sehr lieb, gleichzeitig ist es aber auch eine Art von Kontrolle, die ich nicht will.

22. Was hat Zug, das Zürich nicht hat?

Zug ist beschaulicher, hat eine sehr schöne Seepromenade. Und ist etwas intimer als Zürich.

23. Sie haben auch türkische Wurzeln – haben Sie dazu noch irgendeinen Bezug?

Meine Grosseltern haben als Schweizer in Istanbul gelebt, mein Vater ist dort geboren und aufgewachsen. Unterdessen habe ich keine Verwandten mehr dort. Nur noch das Grab meiner Urgrosseltern gibt es in Istanbul.

24. Kommen wir wieder etwas zu Ihrer Arbeit: Nach 30 Jahren im Medien-Sektor – haben Sie sich die eine oder andere «déformation professionelle» angeeignet?

Früher, als ich beim Radio war, hatte ich das Radio-Gerät ständig eingeschaltet und habe zugehört– und Stille war für mich ein No-Go. Das ging so weit, dass wenn ich zu Hause eine Schallplatte oder eine CD hörte, und ein Stück fertig war, ich mich gefragt habe, was jetzt los ist. Heute ist es eher so, dass ich ständig online die Medien verfolge. Ich muss immer dabei sein und wissen, was läuft.

25. Journalist, Autor, Moderator – was sind Sie mehr?

Am ehesten Moderator, aber als Moderator bin ich auch wieder Autor meiner Texte und muss recherchieren. Das spielt zusammen und ist für mich nicht zu trennen.

26. Was ist aus Ihrer Sicht die schwierigere Aufgabe: Den Club oder Happy Day moderieren?

(Atmet hörbar aus) Schwierige Frage. Es ist beides auf seine Art sehr anspruchsvoll, und ich befürchte, ich kann das nicht vergleichen. Der Club ist so etwas wie die Königsklasse der Gesprächssendungen. Ein Thema mit sechs Leuten zu diskutieren, die unterschiedliche Positionen haben, und das Gespräch dabei am Laufen zu halten, ist nicht einfach. Den Überblick zu behalten und darauf zu achten, dass jeder gleich viel zu Wort kommt. Das andere soll leicht aussehen, Leute unterhalten und überraschen. Alles ist live, und es darf nichts schiefgehen. Ein Teil ist TV-Business – Licht, Position, Wirkung – ein anderer ist die Empathie für die überraschten Personen. Ich kann die Schwierigkeiten aber unmöglich vergleichen.

«Bei Trash-TV schalte ich sofort weg.»

27. Eine Geschichte/ein Schicksal aus «Happy Day», welches Ihnen besonders geblieben ist?

Das sind zwei Todesfälle bei jungen Menschen, die mir immer wieder durch den Kopf gehen. In einem Fall wurde eine junge, schwer kranke Frau von uns überrascht. Sie starb kurz nach der Sendung. Im zweiten Fall überraschte ein junger Lehrling seinen Lehrmeister, weil er sich so gut um ihn gekümmert hatte. Kurz darauf kam die Todesanzeige des Jungen, ich glaube noch vor der Ausstrahlung. Das war sehr heftig. Auch wenn man weiss, dass jemand unheilbar krank ist, hegt man trotzdem Hoffnung. Solche Erlebnisse nehmen einen dann schon sehr mit.

28. Sie wurden mal in einer eigenen Sendung bei «Verstehen Sie Spass?» reingelegt. Sie haben anfangs souverän reagiert, wurden aber zusehends sprachlos. Wann haben Sie Lunte gerochen? Oder waren Sie eingeweiht und haben gut geschauspielert?

Nein, ich bin ein schlechter Schauspieler. Moderieren und Schauspielern, das sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Die meisten Schauspieler sind schlechte Moderatoren – und umgekehrt. Die feinen Nuancen in meinem Gesicht zwischen unsicher wirken und souverän sein wollen, das hätte ich niemals spielen können. Ich habe es erst ganz am Schluss gemerkt, dass es sich um einen Scherz handelte; ich dachte eher an eine Panne.

Der «falsche Vater» im Happy Day: So wurde Röbi Koller in «Verstehen Sie Spass» veralbert:

29. Eine heikle Szene/Debatte aus dem «Club»?

Hmm… Nein, ich könnte mich gerade an keine spezielle Szene erinnern. Ich war auch nicht so lange da und meine Moderationszeit dort ist auch schon wieder fast sechs Jahre her.

30. Gibt es ein Projekt in Ihrer Karriere, von dem Sie sagen: «Das hat mir am meisten Spass gemacht?»

Man sagt ja immer, das was man gerade macht sei das Beste. Ich kann hingegen sagen, wovon ich am meisten profitiert habe: Nämlich von den Live-Reportagen, bei denen ich zwölf Stunden oder länger live an einem Ort war – zum Beispiel in einem Gefängnis, im Zürcher Rotlichtviertel oder auf einem Berggipfel. 1990 bin ich als Moderator auf das Matterhorn gestiegen – ich bin also gleichzeitig geklettert und habe moderiert. Das Gefühl, als es geschafft war, war irrsinnig gut.

31. Wen möchten Sie unbedingt mal interviewen, haben es aber noch nie geschafft?

Hmm, Udo Lindenberg hätte ich gerne mal interviewt. Und ich würde gerne Persönlichkeiten in der Radiosendung «Musik für einen Gast» länger auf den Zahn fühlen – zum Beispiel Herbert Grönemeyer oder auch Helene Fischer. Sie kommt aus Sibirien, und ich fände es spannend, mehr über ihre Hintergrundgeschichte zu erfahren. Auch Keith Richards wäre ein Kandidat, aber er ist ein persönliches Idol. Ich kann mir vorstellen, dass bei einem Interview der Manager mit der Stoppuhr dasteht und nach ein paar Minuten wieder Schluss ist. Das wäre fast ein bisschen desillusionierend, darum ist es vielleicht gut, wenn es nicht zustande kommt.

«Einfach mal nichts zu tun, ist für mich extrem schwierig.»

32.  Mit wem wollen Sie unbedingt mal…

…ins Bett? (grinst)

Nein, im Lift stecken bleiben. Oder nie im Lift stecken bleiben?

Sehr gerne würde ich mit meiner Frau im Lift stecken bleiben. Auf keinen Fall möchte ich mit Herrn… im Lift stecken bleiben. Wie heisst er doch gleich, von der AFD?

Alexander Gauland?

Genau, Gauland. Mit ihm möchte ich nicht im Lift steckenbleiben. Marine Le Pen müsste auch nicht sein.

33. Wer ist der beste Moderator, den das SRF aktuell zu bieten hat?

Der sitzt Ihnen vis-à-vis (lacht). Nein, es gibt einige gute Kollegen. Nik Hartmann finde ich sehr talentiert und erfolgreich. Auch die Quizsendungen zu moderieren, finde ich nicht einfach – darum Hut ab vor Roman Kilchsperger, Sven Epiney und Susanne Kunz. Grossen Respekt habe ich auch vor den Sportreportern: Sie müssen knallharte Facts liefern, und wenn nur einer falsch ist, hat es tausende «Schiedsrichter» rundherum, die es besser wissen.

34. Bei welcher TV-Sendung schalten Sie sofort weg?

Bei Sendungen wie dem Bachelor. Oder Produktionen wie in der einen, in der sie Würmer essen… Dschungelcamp, genau! All diese Trash-TV-Formate. Gibt es nicht auch eine Art Nackt-Bachelor?

Das ist glaube ich eine Nackt-Datingshow..

Igitt, da schalte ich nicht weg, sondern nicht mal ein.

35. Meistens arbeiten Sie an verschiedenen Projekten gleichzeitig – wie schwierig fällt Ihnen das Nichtstun?

Sehr. Nichtstun gibt es für mich eigentlich nicht. Ein Psychologe meinte mal zu mir: «Mach mal nichts.» Ob er ein Nickerchen meine, oder ein Buch zu lesen, fragte ich zurück. Gemeint war aber einfach dazusitzen und absolut nichts zu tun. Ich glaube, das können die wenigsten – und ich gehöre definitiv auch dazu.

36.  Wie sieht denn bei Ihnen ein typischer Sonntag aus?

Den typischen Sonntag in dem Sinne gibt es bei mir nicht. Aber ich frühstücke ausgiebig mit meiner Frau, wir machen Spaziergänge, gehen ins Kino oder laden Freunde ein und kochen. Wichtig ist, dass wir mehr Zeit füreinander haben. Das kommt öfters zu kurz, weil wir beide beruflich sehr beschäftigt sind.

37. Stichwort Kochen: Sie fuhren regelmässig von Zürich nach Lugano, um für ein Nachtessen die Zutaten einzukaufen. Salami, Pilze, Pasta – Hand auf’s Herz: Gibt es das nicht auch in der Deutschschweiz?

Natürlich. Aber ich bin in den Zug gestiegen, um mal rauszukommen – das ist wichtig, wenn man das Büro zu Hause hat. Im 1.Klasse-Abteil nach Lugano hatte es zu den Zeiten, in denen ich zugestiegen bin, oft sehr wenig Leute. Ich konnte also in den drei Stunden Hin- und den drei Stunden Rückweg in Ruhe arbeiten. Und wenn ich schon in Lugano war, habe ich dort auch eingekauft.

«Zug ist sicher der Ort, zu dem ich neben Zürich die grösste emotionale Verbindung habe.»

38. Haben Sie sich auch schon mal überlegt, in den Süden zu ziehen?

Nein, kein Umzug ins Tessin. Nicht mal eine Ferienwohnung (grinst). Ich bin nicht jemand, der davon träumt, auszuwandern. Ich bin hier verwurzelt, mit einer Ausnahme eines Abstechers ins Welschland in der Kindheit habe ich immer im Umkreis von etwa 50 Kilometern gewohnt: Zug, Zürich, Baden. Das liegt einerseits an meinem Beruf – ich bin Moderator und rede Schweizerdeutsch, muss also hier Arbeit suchen – andererseits bin ich ein verwurzelter Mensch, der ein Beziehungsnetz und eine örtliche Vertrautheit schätzt. In Zürich fühle ich mich angekommen.

Röbi Koller am heimischen Esstisch während unserers Interviews.

Röbi Koller am heimischen Esstisch während unserers Interviews.

(Bild: lob)

39. Nehmen Sie sich auch immer ausgiebig Zeit fürs Kochen?

Nicht immer. Ich finde, ein guter Koch – im Haushalt, ich rede nicht von Chefköchen – muss auch aus den Resten im Kühlschrank etwas zaubern können. Spätestens wenn man Kinder hat, muss man das lernen. Jetzt, da ich nur noch mit meiner Frau zusammenwohne, kochen wir aber meistens gemeinsam das Abendessen.

40. Ihr Paradegericht?

Mit Mezzes kann man sicher gut «blöffen.» Also kleine, orientalische Platten, am Ende etwa zehn Stück, von denen sich jeder bedienen kann. Das ist natürlich an Farbenfroheit und Ausstrahlung nicht zu überbieten. Aber ich kann auch ein gutes Stück Fleisch oder einen Braten machen. Das Aufwändigste sind jedoch schon die Mezze. Dass ich sie zubereite, hat doch noch etwas mit der Istanbuler Vergangenheit meiner Familie zu tun.

41. Wein oder Bier?

Bier.

42. Eine Lieblingsmarke oder -sorte?

Ich mag sehr gern Weissbier. Oder auch Bier von kleinen Brauereien, da probiere ich gerne Neues aus: Chopfab, Vollmond, Amboss.

43. Was steht bei Ihnen auf dem Nachttisch?

Ein Stapel Bücher.

44. Was war das letzte Buch, das Sie gelesen haben?

«4-3-2-1» von Paul Auster. Es ist die Geschichte eines Mannes im New York der 60-er- und 70-er-Jahre. Auster erzählt diese Geschichte in vier Varianten und spielt mit Möglichkeiten, wie sie hätte verlaufen können.

«Ich sammle schon lange Todesanzeigen.»

45. Welche drei Dinge würden Sie aus einem brennenden Haus retten? Ihre Familie ist schon in Sicherheit.

Sind die Katzen auch in der Familie dabei?

Ja, die gehören natürlich zur Familie.

Dann, ganz blöd: den Computer. Da drauf ist mein Geschäft, mein Leben. Früher wären das eine Bibliothek und Fotoalben gewesen, heute ist praktisch alles auf der Harddisk drauf. Das meiste andere kann man ersetzen.

Also nur den Computer? Sie hätten noch zwei Dinge.

Gut, vielleicht auch ein paar Bilder. Wir haben ein bisschen Kunst hier, und die Bilder haben alle einen persönlichen Bezug. Also würde ich auch einige davon retten, soviel ich eben tragen könnte.

46. Glauben Sie an Gott?

Ich glaube an eine Instanz, eine höhere Macht. Ich bin katholisch erzogen worden und da ist immer noch das Bild vom alten Mann mit Bart geblieben. Eigentlich bin ich aber eher Pantheist, das heisst, die Natur als Ganzes ist eine Kraft, die für mich unergründlich ist. Voller Wunder. Das als Ganzes ist grossartig, und irgendetwas war da mal am Anfang – ich weiss aber nicht, was.

47. Ist altern für Sie ein Problem?

Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, es wäre alles locker. Bei 40 sagt man ja, es wäre das Alter der Jugend. 50 ist die Jugend des Alters – und mit 60 ist man definitiv nahe beim Pensionsalter, seien wir ehrlich. Die Strecke vor einem ist kürzer als die hinter einem, das muss man akzeptieren – ob es einem passt oder nicht.

48. Bereuen Sie etwas in Ihrem Leben?

Nein, eigentlich nicht. Es hätte zum Beispiel keinen Sinn, wenn ich sagen würde, ich würde meine erste Frau nicht mehr heiraten. Damals hat das für mich gestimmt.

49. Setzen Sie sich mit der Endlichkeit auseinander?

Ja logisch. Ich sammle schon lange Todesanzeigen, sammle aber auch Geburtsanzeigen. Die sind etwas farbiger.

Die Todesanzeigen, die sie sammeln, sind von…

…Leuten, die ich gekannt habe. Verwandte, Freunde oder auch Promis, mit denen ich zu tun hatte. Urs Widmer oder Cés Keiser zum Beispiel.

Daraus machen Sie was – ein Album?

Bisher bewahre ich Sie nur auf, aber ich habe mir vorgenommen, daraus ein Album zu machen, in welchem sich immer eine Todes- und eine Geburtsanzeige gegenüberstehen – als Symbol für den Anfang und das Ende des Lebens. Aber, wie sagt man so schön: Das spare ich mir für die Pension auf.

50. Wo stehen Sie in zehn Jahren?

Dann mache ich eben das Album. Ansonsten: Ich weiss es nicht. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich noch Fernsehen mache, ist eher klein. Wenn, dann vielleicht eine kleinere Sendung oder ein anderes Projekt. Aber ich werde sicher nicht mit 70 Jahren einfach nichts mehr machen. Kürzlich war ich an einem Konzert der «Rolling Stones» – die haben gezeigt, was in den Siebzigern noch geht.

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