Zuger Projekt steht im zweiten Jahr am Scheideweg

Foodsharing: Im Kühlschrank herrscht gähnende Leere

Im «Fair-Teiler» an der Kirchenstrasse 7 in Zug herrscht bis auf Flyer momentan gähnende Leere. Das soll sich ändern, hofft Jana Seinige.

(Bild: mbe.)

Mit viel jugendlichem Elan startete im Frühjahr 2016 das Zuger Foodsharing-Projekt. Doch in den Kühlschränken in Zug und in Cham, aus denen sich Interessierte bedienen sollten, herrscht gähnende Leere. Obwohl das Bedürfnis vorhanden wäre, steht das Projekt vor dem Scheitern – auch wegen Auflagen der Behörden.

In der Schweiz wird durchschnittlich ein Drittel aller Lebensmittel weggeworfen. Eine Lösung im Kampf gegen die Essensverschwendung heisst Foodsharing (Lebensmittel teilen). Dazu braucht es die Foodsaver (Essensretter), die das Essen bei Geschäften und Privaten abholen. Und natürlich «Kunden» – sprich die Öffentlichkeit, welche die abgelaufenen, aber noch ess- und geniessbaren Produkte regelmässig abholt und konsumiert.

Nach dem enthusiastischen Start vor eineinhalb Jahren (zentralplus berichtete) mangelt es bei Foodsharing Zug momentan an beidem. In den beiden «Fair-Teilern», respektive Kühlschränken, in Zug und in Cham, die von engagierten Foodsavern am Anfang immer wieder gefüllt und von Abnehmern geleert wurden, gibt’s momentan nichts zu holen.

Im Kühlschrank in der Jugendanimation Zug an der Kirchenstrasse herrscht gähnende Leere. «Weil zu wenig lief, haben wir beschlossen, die Kühlschränke temporär ausser Betrieb zu nehmen», erklärt Jana Seinige beim Treffen mit zentralplus.

Alles eine Zeitfrage

Die 42-jährige Hünenbergerin ist eine der Aktiven im 2016 gegründeten Verein Foodsharing Zug. Sie betreute zeitweise den Kühlschrank in Cham. «Ich habe aber eine eigene Firma, zwei Kinder und auch nicht so viel Zeit», sagt die Wirtschaftsinformatikerin.

Jerry Arnold aus Baar, der das Ganze vor zwei Jahren vorwärtsgetrieben hatte, ist für ein halbes Jahr im Zivildienst im Jura. Und die Kantonsschülerinnen, welche die Kühlschränke am Anfang betreuten, Geschäfte für Lebensmittel anfragten und auf Social Media kommunizierten, studieren jetzt und wohnen teilweise nicht mehr in Zug. Es fehlt also momentan an Man- und Frauenpower.

«Chamer Bäckereien erklärten uns, bereits eigene Lösungen für das Problem zu haben.»
Jana Seinige, Foodsharing Zug

Faktisch nur Gemüse und Früchte

Eine weitere Hürde: Die Hünenbergerin erklärt, das Projekt Foodsharing Zug habe strenge Regeln von den Zuger Behörden verordnet bekommen. «Wir dürfen nur teilen, was nicht gekühlt und nicht verderblich ist.» Damit fallen Milchprodukte weg, Fleisch ebenso. Das erlaubte Angebot besteht deshalb vor allem aus Gemüse, Früchten und Backwaren.

Zwei Kühlschränke in Zug

Die Zuger Regionalgruppe von Foodsharing hat momentan zwei Kühlschränke (sogenannte Fair-Teiler). Der eine befindet sich im Treffpunkt der Jugendanimation (jaz) an der Kirchenstrasse 7 in Zug; der andere im Lokal der Jugendarbeit Cham an der Hünenbergerstrasse 3. Daneben können aber auch Private auf der Internetseite von Foodsharing «Essenskörbe» anbieten. Wer «Foodsaver» werden und sich engagieren will, muss ein kleines Quiz ausfüllen.

Woher kommen die Produkte? In Zug durften die Foodsaver bisher zwei Mal pro Woche bei einem Geschäft Gemüse und Früchte abholen, die nicht mehr perfekt aussahen. In Cham macht ein Gemüsehändler ebenfalls mit. Angefragte Chamer Bäckereien fanden das Projekt laut Seinige alle eine tolle Idee. «Sie erklärten uns aber, bereits eigene Lösungen für das Problem zu haben», sagt Jana Seinige. Zum Beispiel nehmen Bauern altes Brot ab.

Die Detailhändler habe man noch nicht angefragt. «Zuerst müssen wir genug Abnehmer haben.» Es bringe ja auch nichts, die Kühlschränke zu füllen, wenn die Ware dann niemand abholt. «Es braucht deshalb mehr Läden und Leute, eine Art kritische Masse, ab der es läuft.»

Momentan läuft also wenig. Die Foodsaver machen das Angebot mit Flyern an Veranstaltungen weiter bekannt. Bereits vernetzt sind sie überdies mit «Zuger helfen Zugern».

 

Und was sagen Dritte? Die Leiterin der Jugendanimation Zug (juz), wo die Zuger Foodsaver Gastrecht geniessen, findet das Projekt immer noch eine gute Sache. Man stelle den Foodsavern den Platz für den Kühlschrank im Lokal an der Kirchenstrasse gerne weiterhin zur Verfügung, sagt Lisa Palak-Otzoup. Das Bedürfnis ist ihrer Meinung nach in Zug durchaus vorhanden.

«Wir hoffen, dass es weitergeht.»
Lisa Palak-Otzoup, Leiterin Jugendanimation Zug

Am Anfang sei Foodsharing gut angelaufen, so ihre Beobachtung. Nach Einschätzung der Jugendanimatorin steht und fällt das Gelingen mit dem Personenkreis, der sich um die Organisation kümmert. Und mit dem gefüllten Kühlschrank. «Wenn jemand kommt und es ist ein paar Mal nichts drin, kommt er halt nicht mehr.»

Ein solches Projekt brauche halt viel physisches und nicht nur virtuelles Engagement – sprich Zeit. «Wir hoffen, dass es weitergeht», sagt Lisa Palak-Otzoup. Gerade für Jugendliche sei Foodwaste ein wichtiges Thema.

Auf der Webseites von Foodsharing kann man auch Angebote von Privaten in der Umgebung finden.

Auf der Webseites von Foodsharing kann man auch Angebote von Privaten in der Umgebung finden.

(Bild: Screenshot)

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