Wie stellt sich eine 18-Jährige als Stapi an?

Weisse Indianerin übernahm die Geschicke der Stadt Zug

Lea Müller, am Mittwoch Stadtpräsidentin von Zug.

(Bild: mam)

Eine Baarerin regierte für einen Tag die Stadt Zug: Mit Lea Müller (18) sass am Mittwoch eine junge Frau auf dem Stuhl des Stadtpräsidenten und wälzte für Dolfi Müller Akten – wenn es die Medientermine zuliessen.

Sie müssen manches Blitzlichtgewitter überstehen und stehen unter öffentlicher Beobachtung: Top-Manager und Spitzenpolitiker. Das blüht am Mittwoch auch Lea Müller (18), die im Rahmen der Aktion «Girls take over» des Kinderhilfswerks Plan International den Stuhl und die Aufgaben von Stapi Dolfi Müller (62) übernimmt. Ihre Zeit ist rar – sie ist nur einen Tag im Amt.

Ein Medientermin jagt den nächsten

Als wir morgens anrufen und um einen Termin bitten, klingt sie wie ihr älterer Namensvetter, mit dem sie aber nicht verwandt ist: «Warten Sie, ich muss im Kalender nachsehen.» Beim Lokaltermin hat sie dann schon ein Radiointerview hinter sich, die Tageszeitung war eben zu Besuch und nun bereitet sie sich – hinter eindrücklichen Aktenbergen verschanzt – auf einen Video-Beitrag vor.

Im zentralplus-Video sagt sie, warum sie an der Aktion teilnimmt, mit der Mädchen und Frauen ermutigt werden sollen, wichtige Aufgaben in der Gesellschaft zu übernehmen.

Ansonsten recherchiert sie. Sie überarbeitet und kommentiert eine Auswertung eines Nachhaltigkeitsberichts. Mit dem «cercle indicateurs» vergleicht die Stadt Zug ihr Abschneiden in den Bereichen Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft mit jenem anderer Schweizer Gemeinwesen.

Regierungssitzung vorbereitet

Es sind Schulferien im Kanton Zug. Auch Dolfi Müller, dessen Telefon und Büro Lea Müller an diesem goldigen Herbsttag hütet, ist in den Ferien. «Es finden diese Woche keine Sitzungen statt», sagt Lea Müller. Deswegen war sie bereits in der vergangenen Woche bürgermeisterlich unterwegs – bereitete mit Dolfi Müller eine Stadtratssitzung vor. «Wir haben dabei über zwei, drei Punkte diskutiert», erzählt sie. «Danach konnte ich auch kurz an der Sitzung teilnehmen».

Politik: Ja, aber Freizeit muss sein 

Wäre das Amt der Stadtpräsidentin ein Berufsziel für Lea Müller? «Mir gefällt die Verantwortung und der Kontakt mit den Menschen, die das Amt mit sich bringt», sagt sie, «obwohl das auch grosse Herausforderungen sind.» Stapi zu sein sei eine zeitintensive Angelegenheit, habe sie bemerkt. «Der Stadtpräsident und die Stadträte opfern viel Freizeit, verbringen oft den Abend an einer Sitzung oder einem gesellschaftlichen Anlass.»

«Mir gefällt die Verantwortung und der Kontakt mit den Menschen, die das Amt mit sich bringt.»

Lea Müller, vorübergehend Stapi von Zug 

Sie interessiere sich auch für Politik, gehe immer abstimmen, sagt die Interims-Stadtmutter. «Aber», wiegelt die junge Frau ab, «Freizeit ist mir eben schon noch wichtig.» Die 18-Jährige, die in Allenwinden aufgewachsen ist und immer noch dort wohnt, spielt Unihockey bei den «White Indians» in Baar, tut dort bei den A-Juniorinnen und den Damen mit. «Und ich reise total gern», sagt Müller. Die Welt ist für sie noch zu entdecken.

Die Stadtpräsidentin sucht sich ihren Weg ins Leben

Lea Müller hat das KV bei der Stadt Zug absolviert und arbeitet nun bis Januar als kaufmännische Mitarbeiterin bei der Stadtkanzlei, ist aber damit beschäftigt, eine Anstellung für die Folgezeit zu suchen. Damit wird sie auch fortfahren, wenn sie den Stuhl des Stadtpräsidenten am Abend wieder räumt. «Ich mache Feierabend, wie sonst auch», sagt sie, «um 17.30 Uhr.»

Eins weiss sie aber ganz bestimmt: «Eine Frau könnte dieses Amt ohne Probleme übernehmen.» «Vroni Straub?», fragen wir mit Blick auf die mutmassliche christlichsoziale Kandidatin bei den Wahlen fürs Stadtpräsidium im kommenden Jahr. «Klar, auf jeden Fall», sagt Lea Müller und wendet sich wieder ihrer Arbeit hinter den Aktenbergen zu.

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