8 kryptische Jobtitel – und was dahintersteckt

«Bürgenstock wants you!»: Doch wer soll diese Jobs verstehen?

Ein Luxusresort sucht Dich! – 150 Stellen hat der Bürgenstock bis zur Eröffnung im August zu besetzen.

(Bild: zvg/Montage zentralplus)

Wissen Sie, was ein «Executive Pastry Chef» ist? Oder ein «Set-up-Crew-Mitarbeiter»? Wir haben uns durch die offenen Stellen des neuen Luxusresorts auf dem Bürgenstock geklickt, haben Erklärungen gesucht – und bewerben uns lieber nicht.

«Das grösste Luxusresort in Europa sucht Dich!», heisst es. Mich? Seid ihr da sicher? Angeblich fehlen der Luxus-Anlage auf dem Buckel des Bürgenstocks einen Monat vor Eröffnung noch 150 Fachkräfte (zentralplus berichtete). 400 Hotelzimmer, 68 Suiten und 12 Restaurants betreiben sich nicht von alleine. Nun ja, gut … ein Blick in die Jobspalte des Bürgenstock-Resorts kann nicht schaden.

Der erste Gedanke: Kein Wunder findet ihr niemanden, diese Jobs versteht kein Mensch. Oder sie sind dermassen mikrospezialisiert, dass man weltweit rekrutieren muss.

Da wird nicht einfach ein Koch gesucht, sondern ein «Malaysischer Spezialitäten-Koch». Kein einfacher Spa-Mitarbeiter, sondern ein «Spa Front Office Agent». Und nicht ein gemeiner Küchenchef, sondern ein «Chef de Cuisine für das Health Living». Die Jobtitel geben einen guten Einblick in die Welt von Wellness, Sterneküchen und den Ansprüchen der Gutbetuchten.

Nach einem kurzen Durchklicken der 52 Jobprofile möchten wir uns zwar immer noch nicht bewerben, aber dennoch helfen. Wäre schade, wenn Bewerbungen einzig aufgrund von Missverständnissen ausblieben. Darum: acht kryptische Job-Bezeichnungen und was dahintersteckt:

1. «Spa Front Office Agent»: «Agent» tönt wichtig, «Spa Front Office» wirkt mächtig. In Wirklichkeit geht’s um Banalitäten: Terminplanung, Beratung, Kundenbindung bis hin zu täglichen Aufräumarbeiten.

2. «Chef de Rang»: Aha, eine Position mit Rang und Namen? Exakt: In der Hierarchie üblicherweise zwar noch unter dem Maître d’Hôtel und dessen Stellvertreter, aber doch mit einiger Verantwortung: Man ist für eine Servicestation samt Mannschaft verantwortlich. Man empfängt, platziert, betreut anspruchsvolle Gäste, gewährleistet den reibungslosen Service und ist für eine angenehme Umgebung verantwortlich.

3. «Executive Pastry Chef»: Excusez-moi? Gibt es in der Süsswarenabteilung so was wie eine Gewaltenteilung? Exekutive, Legislative … wie auch immer: Hier wird also ein Chef-Bäcker mit ausführender Gewalt gesucht? Gar nicht so falsch: Als Executive Pastry Chef verantwortet man die Patisserie für sage und schreibe zwölf Betriebe. Dafür hat man beträchtlichen Handlungsspielraum, indem man das Patisserie-Angebot nach Belieben gestaltet. Aber Achtung: Es könnte sein, dass die angepeilte Resort-Zielgruppe viel Zeit und Musse in den Verzehr von Süssigkeiten investiert – und daher einigermassen anspruchsvoll ist.

4. «Set-up-Crew-Mitarbeiter»: Wir naiven Journis denken da an ein dynamisches Team mit flotten Frisuren, das sich nach jedem geleisteten Gedankenblitz lässig High Fives zuklatscht und um die Wette strahlt. Die Wirklichkeit tönt so: «Diese anspruchsvolle Aufgabe umfasst hauptsächlich den gesamten Auf- und Abbau der verschiedenen Seminar- und Konferenzräume nach Angaben des Gastes.» 😒

Um die letzten Stellen zu besetzen, geht das Resort auf Jobtour durch Europa:

 

5. «Valet»: «Und was machen Sie so?» – «Valet.» (Lächeln und Schweigen) Nur schon für diese eine Situation müsste man diesen Beruf erlernen: ein kurzes Wort nur, um eine beliebte Verlegenheitsfrage beiseitezuwischen. Mit «stummer Diener» oder «Kammerdiener» wird der Beruf übersetzt. Man könnte ihn auch einfach «Page» oder «Hotelboy» nennen. Auf dem Bürgenstock wird also so ein Valet gesucht, um Gäste zu begrüssen, Gepäckstücke zu transportieren oder die Edelkarrosse adäquat zu parkieren.

6. «Spezialitäten-Köche»: Hier werden Meister der thailändischen, malaysischen, libanesischen, iranischen, indischen und chinesischen Küche für die beiden Restaurants «Spices» und «Sharq» gesucht. Man muss natürlich authentisch kochen können, aber genauso neue Gerichte kreieren.  Und Obacht: Man sollte dabei das «Frontcooking vor dem Gast» beherrschen.

7. «Demi-Chef de Partie»: Eine 50-Prozent-Stelle? Ein Leben als Teilzeitchef in luftiger Höhe? Nichts ist, es handelt sich um einen 100-Prozent-Küchenjob in der Produktion der Gerichte. Der «Demi-Chef de Partie» ist der stellvertretende Postenchef. Eine gute Gelegenheit, sich die Hierarchie der Küche wieder mal vor Augen zu führen: Nach der Ausbildung arbeitet man zuerst als Commis de Cuisine (so einer wird auch noch gesucht), danach kommt die Position als (Demi-) Chef de Partie und dann vielleicht mal Sous Chef und die Krönung als Chef de Cuisine (dieser wird für das Waldhotel gesucht).

8. «Restaurant Shiftleader»: Wenn wir das richtig verstanden haben, eine «Leader»-Position zwischen normalem Kellner und dem Restaurant-Manager. Man führt und verantwortet ein kleines Service-Team – und besitzt «fundierte Kenntnisse über Wein, Spirituosen, internationale Cocktails, Kaffee und Tee».

PS: Fairerweise müssen wir hier noch festhalten, dass auch ganz handfeste und selbsterklärende Stellen ausgeschrieben sind: Barkeeper, Sommelier, Masseur oder Mitarbeiter Technik.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von John Player
    John Player, 30.07.2017, 12:05 Uhr

    Vermutlich einfch alles Jobs mit krüppeln bis zum umfallen für einen miesen Lohn. Mit anderen Worten: Moderne Sklaven. Wer will sich das noch antun?

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