Neuer Verein lanciert Luzerner Bundesfeier

«Nichts gegen das Velofest, aber …»

CVP-Nationalrätin Andrea Gmür präsidiert den Verein, der hinter der neuen 1.-August-Feier steht.

(Bild: jal)

Ein neuer Verein bringt den Nationalfeiertag auf den Luzerner Europaplatz, mit Bundesrätin Doris Leuthard als Gastrednerin. Initiiert hat das Ganze die städtische CVP. Die Stadt will sich finanziell nicht am Anlass beteiligen – Nationalrätin und Vereinspräsidentin Andrea Gmür reagiert ernüchtert.

Rösti und Bratwurst, Nationalhymne und Festbänke, Doris Leuthard und Tobi Gmür: Der Europaplatz in Luzern wandelt sich am 31. Juli zum Schauplatz einer grossen Bundesfeier (zentralplus berichtete).

Der neu gegründete Verein «31/07» will den Geburtstag der Schweiz auch in Luzern im grossen Stil feiern. Und liess sich für die erste Ausgabe nicht lumpen: Festrednerin wird Bundespräsidentin Doris Leuthard (CVP), Hauptgig der Luzerner Tobi Gmür (siehe Box).

Mit der Feier will der Verein eine «längerfristige Tradition begründen», wie Präsidentin und CVP-Nationalrätin Andrea Gmür am Donnerstagvormittag sagte. Denn der Anlass soll in Zukunft jedes Jahr über die Bühne gehen. In den letzten Jahren fanden in einzelnen Quartieren zwar immer kleine Feiern statt, aber nichts im grossen Stil. zentralplus hat bei der Präsidentin des neuen Vereins, Andrea Gmür, nachgehakt.

zentralplus: Andrea Gmür, wieso braucht die Stadt Luzern eine Bundesfeier?

Andrea Gmür: Wir bedauern seit Längerem, dass in einer Stadt mit 80’000 Einwohnern, mit vielen Touristen und einer nationalen und internationalen Ausstrahlung am Nationalfeiertag einfach nichts stattfindet. Immer mehr feiern wir Schweizer Halloween oder das Oktoberfest – unsere eigene Kultur wird hingegen in den Hintergrund gedrängt. Ich finde es daher wichtig, die eigene Kultur und Tradition wieder in den Fokus zu rücken.

zentralplus: Bundesfeiern sind nicht gerade der Renner – vielerorts klagen Veranstalter über immer weniger Besucher. Wieso soll das in Luzern anders sein?

Gmür: Wir rechnen mit rund 2’000 Besuchern und ich bin diesbezüglich sehr zuversichtlich. Wir haben ein attraktives Programm für Familien, für Jugendliche, für alle. Die Lokalität auf dem Europaplatz, mitten in der Stadt, ist zudem ideal.

zentralplus: Wie wird der Anlass finanziert?

Gmür: Wir haben ein Budget von 60’000 Franken. Rund die Hälfte davon haben wir bereits durch lokale Sponsoren zusammen. Wir hoffen, den Rest auch noch einzubringen.

Auch das Luzerner KKL erhält Subventionen von Zug in Höhe von knapp einer Million Franken.

Festgelände: Die Feier findet auf dem Europaplatz vor dem KKL statt.

(Bild: Urs Wyss/KKL Luzern)

zentralplus: Es wird die erste «offizielle» Feier in Luzern: Wie ist die Stadt involviert?

Gmür: Leider gar nicht. Wir haben sie zwar angefragt, aber der Stadtrat will an der Tradition festhalten, dass es keine offizielle Feier gibt. Entsprechend beteiligt sich die Stadt nicht daran. Natürlich sind wir schon ein wenig enttäuscht und hoffen, dass die Stadt längerfristig doch noch einen Beitrag leistet. Nichts gegen das Velofest: Wenn wir aber nur schon einen Zehntel des Betrages bekämen, der dafür ausgegeben wurde (der Anlass kostete 200’000 Franken, Anm. d. Red.), wäre ein grosser Teil unseres Budgets abgedeckt.

Das Programm

Die 1.-August-Feier findet am 31. Juli auf dem Europaplatz vor dem KKL statt. Der Anlass startet um 16 Uhr mit der Festwirtschaft und einem Familien- und Kinderprogramm. Um 19.30 Uhr spielt die Mundart-Coverband Feel Good Inc., eine Combo von vier Jazzstudenten. Um 20 Uhr wird Bundespräsidentin Doris Leuthard (CVP) eine Rede halten, gefolgt von der Nationalhymne. Anschliessend tritt der Luzerner Tobi Gmür auf. Die Feier dauert bis um 00.30 Uhr. Feuerwerk wird es keines geben.

Im Vorstand des Vereins «31/07» sind neben CVP-Politikern auch Vertreter des KKL, Luzern Tourismus, Pro Juventute und die Schifffahrtsgesellschaft Vierwaldstättersee. Finanziell unterstützt wird der Anlass von lokalen Firmen, darunter 4B, Schurter, Meyer Stahl, Casino Luzern, Bucherer, Embassy und Luzerner Kantonalbank.

zentralplus: Ist eine Bundesfeier überhaupt noch zeitgemäss?

Gmür: Ja, nicht nur zeitgemäss, sondern auch ein Bedürfnis. Das sieht man jeweils bei den Auslandschweizern, die den Nationalfeiertag ausgiebig feiern. In der Schweiz selber schätzen wir das, was wir haben, meist zu wenig und jammern stattdessen auf hohem Niveau. Deshalb ist die Feier eine Gelegenheit, dem Gegensteuer zu geben und uns einmal pro Jahr auf unsere Wurzeln zu besinnen, dankbar Rückschau zu halten und gleichzeitig offen für die Zukunft und Neues zu sein.

zentralplus: Der Stadtrat hat 2010 gesagt, der Bedarf nach einer Feier sei nicht vorhanden. Die CVP hat nun etliche Partner und die Bundespräsidentin ins Boot geholt. Wie ist das gelungen?

Gmür: Für uns war von Anfang an klar, dass wir beim ersten Mal jemanden haben müssen, den die Leute gerne sehen und hören. Entsprechend gross war die Freude, als Mitte Januar die Zusage von Bundesrätin Doris Leuthard eingetroffen ist. Damit war es nicht schwierig, Partner ins Boot zu holen. Zudem ist die Idee einer Bundesfeier sofort überall auf offene Ohren gestossen.

zentralplus: Es gibt zwar keine offizielle Feier in der Stadt, aber es gibt Quartiere, die kleine Anlässe etabliert haben. Mit der neuen Feier konkurrieren Sie diese.

Gmür: Nein, denn wir feiern am 31. Juli und die meisten dieser Anlässe sind am 1. August. Das eine schliesst das andere nicht aus, es ist eine Ergänzung, keine Konkurrenz.

zentralplus: Luzern hat bereits mehrere Stadtfeste. Zwei Tage vor dem 31. Juli endet zudem das Blue Balls Festival: Braucht die Stadt wirklich noch ein Fest mehr?

Gmür: Eine Bundesfeier ist nicht einfach «ein Fest mehr», sondern eine besondere Gelegenheit und für Luzern eine grosse Ehre, unter Anwesenheit der Bundespräsidentin den Geburtstag der Eidgenossenschaft feiern zu können.

«Das Parteibuch spielt gar keine Rolle.»

zentralplus: Die CVP Stadt hat das Fest initiiert. Die Rednerin ist von der CVP, mit Guido Graf ist der offizielle Kantonsvertreter von der CVP, mit Franziska Bitzi Staub auch jene von der Stadt. Welche Rolle spielt das Parteibuch beim Anlass?

Gmür: Die Feier ist von uns initiiert und es arbeiten viele Leute von der CVP mit. Aber das Parteibuch spielt gar keine Rolle, wir freuen uns, wenn alle von links bis rechts am Anlass teilnehmen. Dass die offiziellen Vertreter von der CVP sind, ist Zufall. Wir haben Mitte Februar den gesamten Stadtrat eingeladen, doch alle ausser Franziska Bitzi werden dann leider in den Ferien weilen. Den ersten Kontakt mit dem Kanton wegen unserer Bundesfeier hatte ich mit dem jetzigen Regierungspräsidenten Marcel Schwerzmann. Dass Guido Graf im Juni neuer Regierungspräsident wird, ist ebenfalls Zufall. Es würde uns sehr freuen, wenn weitere Regierungsräte an unserer Feier teilnehmen würden.

zentralplus: Aber wird die Feier so zu einer Werbeplattform für die Partei?

Gmür: Wenn es für uns Werbung ist, freut uns das. Aber es geht in erster Linie um ein unkompliziertes, fröhliches Volksfest. Getragen wird der Anlass ja vom parteiunabhängigen Verein «31/07».

zentralplus: 2010 brachte die SVP genau dieselbe Idee ins Gespräch. Haben Sie die Idee geklaut und waren einfach besser darin, die Feier tatsächlich auf die Beine zu stellen?

Gmür: Nein. Seitens CVP feiern wir unseren Nationalfeiertag bald seit Jahrzehnten mit einem Gottesdienst und einem 1.-August-Brunch. Seit Längerem haben wir uns intern einen grösseren Anlass überlegt. Zu dem Thema habe ich übrigens bereits 2014 einen Leserbrief geschrieben, den ich mit folgendem Satz geschlossen hatte: «Begründen wir 2015 mit einer unvergesslichen 1.-August-Feier in der Stadt Luzern eine neue Tradition.» Nun hat es halt zwei Jahre länger gedauert …

zentralplus: Also war es kein bewusster Entscheid, die SVP als ursprüngliche Initiantin der Idee aussen vor zu lassen?

Gmür: Nein, keinesfalls. Wir wollen nicht ausschliessen, sondern integrieren. Alle Parteien sind herzlich zum Fest eingeladen.

zentralplus: Welchen Bezug haben Sie persönlich zum Nationalfeiertag am 1. August?

Gmür: Oft ist es natürlich ein Ferienzeitpunkt. Letztes Jahr war ich beispielsweise im Tessin. Aber egal, wo ich bin, ich feiere den 1. August immer und überall, es ist für mich ein wichtiger Tag.

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