Knatsch um Jagdgebiet endet in finalem Akt

Adligenswiler Jäger: Konkurrenten strecken die Waffen

Die gibt es nicht zu jagen in Adligenswil: Gemse im Pilatusmassiv.

(Bild: gwa)

Um das Jagdrevier Adligenswil entbrannte in diesem Frühjahr ein persönlicher Konflikt zwischen zwei Lagern. Beinahe wäre es zur Versteigerung gekommen, die den bisherigen Pächtern viel Geld gekostet hätte. Die Geschichte mündete nun am Donnerstag in einen dramatischen finalen Akt.

Beinahe wäre es am Freitagvormittag zur Versteigerung um das Jagdrevier Adligenswil gekommen. Termin: 16 Uhr. Ort: Zentrum Teufmatt (zentralplus berichtete). Die bisherige Jagdgruppe hatte bereits eine Einladung an Freunde, verbündete Jäger sowie Jagdreviere und Medien parat, denn eine Steigerung ist öffentlich. Und man wollte die anonymen Bieter sehen und zeigen.

Vernunft siegt über Vergeltung

Dazu kam es letzten Endes doch nicht. Das sagt Lucas Collenberg, Geschäftsführer von Adligenswil: «Die Versteigerung wurde abgesagt, eine Gruppe hat ihr Gesuch im letzten Moment zurückgezogen.»

Die konkurrierende Jagdgesellschaft stammt mit einer Ausnahme nicht aus dem Kanton Luzern, sagte eine Quelle aus dem Umfeld der Jäger. Es seien Jäger aus Zug und weiteren Kantonen, möglicherweise auch aus dem Ausland. Nun habe die Vernunft vor der Vergeltung gesiegt, meint die Auskunftsperson gegenüber zentralplus.

Wie konnte es nur so weit kommen? Der Konflikt eskalierte, als sich die ursprüngliche Jagdgruppe von einem Mitglied trennte. Über die Gründe möchten die Adligenswiler Jäger nicht sprechen. Der Solidaritätseffekt gegenüber dem Ausgeschlossenen bewirkte, dass plötzlich zwei Gruppen entstanden und keine die Minimalzahl von sieben Pächtern erreichte. Das wurde zum Problem, denn das Revier musste neu ausgeschrieben werden. Das einzige von über 100 Luzerner Revieren stand am 1. April ohne Jäger da.

Mehrkosten von 20’000 Franken im Jahr

Um den ehemaligen Obmann Beat Bridel und die ursprüngliche Gruppe bildete sich im Frühjahr schnell eine achtköpfige Bietergruppe. Es sind langjährige Pächter oder solche mit Wohnsitz in den Reviergemeinden Adligenswil, Ebikon und Luzern. Doch sollte eine weitere Gruppe nun die Mindestanzahl von sieben Jägern zusammenbringen, kommt es zur Versteigerung.

Obwohl etwaige Mitbieter den Zuschlag aufgrund rechtlicher Bestimmungen auf keinen Fall erhalten würden, so könnten sie doch den Pachtzins um bis zu 50 Prozent in die Höhe treiben. «Das würde für uns in den nächsten acht Jahren insgesamt zu Mehrkosten von beinahe 20’000 Franken führen», sagte Bridel damals.

Die vier Personen um den ausgeschlossenen Jäger fand keine drei weiteren Gesellschafter –  und verzichtete auf eine Bewerbung. Zur nicht geringen allgemeinen Überraschung kam es trotzdem zu einem Angebot von Bewerbern mehrheitlich ausserhalb des Kantons Luzern. Die Gruppe und ihre Namen sind der hiesigen Jägerschaft nicht bekannt. 

Wie man in Adligenswil Jagdpächter wird

Gejagt wird im Kanton Luzern in Jagdrevieren. Diese werden von sogenannten Jagdgesellschaften verwaltet und pachten das jeweilige Gebiet. Damit man als Pächter infrage kommt, sind zwei Bedingungen zu erfüllen: Die Jagdgesellschaft muss in Adligenswil aus mindestens sieben und maximal 14 Jägern bestehen. Zudem muss das Pachtangebot mindestens 4’704 Franken erreichen, was dem Schatzungswert des Jagdgebietes entspricht. Der Pachtzins ist jährlich zu entrichten.

Kanton prüft Gesuche

Die kantonale Dienststelle Landwirtschaft und Wald führte die Prüfung der beiden Gesuche durch. Der erste Versteigerungstermin war auf den 13. April angesetzt, wurde aber zweimal nach hinten geschoben, bis schliesslich der 19. Mai als definitives Datum festgelegt wurde.

Es gab offenbar Auskunftsbedürfnisse zu den Bewerbungsunterlagen der auswärtigen Bewerber, insbesondere zu deren Jagdberechtigung, erklärt eine glaubwürdige Quelle: «Wenn man solche Angaben aus Ungarn oder Tschechien holen muss, dauere es halt länger.»

Mietbieter strecken schliesslich die Waffen

Noch ein Tag vor der Steigerung waren die unbekannten Bieter entschlossen, den Gang zur Auktion anzutreten und den Pachtzins nach oben zu drücken. Am Donnerstagabend dann der Anruf. Die Nachricht über den Rückzug erfuhren die Adligenswiler Jäger bereits gestern Abend: aus erster Hand von einem der ehemaligen Pächter. Die Mitbieter haben die Waffen gestreckt.

Wie kam es zum Sinneswandel bei den auswärtigen Bewerbern? Vermutlich aus der Einsicht, dass die damit verbundene Publizität dem eigenen Ansehen nicht dienen dürfte. Mit einer Verspätung von beinahe zwei Monaten steht nun fest: Adligenswil hat wieder eine Jagdgesellschaft, die sich mehrheitlich aus der bisherigen Gruppe zusammensetzt unter dem neuen Obmann Erhard Jauch.

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