Über 40 Bäume in Baar weg

Pappelallee fällt Tangente zum Opfer

Der Fussgängerweg wird nur noch von Baumstümpfen gesäumt.

(Bild: lob)

Wer in den letzten Tagen auf dem Fussgängerweg beim Neufeld in Baar spaziert ist, dürfte nicht schlecht gestaunt haben: Die Pappelallee, welche bis vor Kurzem noch die Südstrasse säumte, ist nur noch eine Aneinanderreihung von Baumstümpfen.

«Mir ist das sofort aufgefallen, denn vorher haben die Bäume die Sicht auf die Strasse verdeckt», meint eine Dame, die gerade mit ihrem Hund spaziert. Ihre Kollegin pflichtet ihr bei. Wo vorher die Bäume den Fussgängerweg von der Strasse klar getrennt haben, verschwimmt jetzt zwischen dem nun beinahe nackten Streifen Grün und der befahrenen Strasse die Grenze zusehends.

Vor Ort in Baar hat zentralplus Passanten auf die Rodung angesprochen – die Reaktionen fielen gemischt aus. Einem älteren Herrn beispielsweise fällt das neue Landschaftsbild erst auf, als er konkret auf die übriggebliebenen Baumstümpfe aufmerksam gemacht wird.

 

Hier an der Südstrasse in Baar standen die gerodeten Bäume.

Hier an der Südstrasse in Baar standen die gerodeten Bäume.

(Bild: Google Maps)

Rodungen sind Teil des Projekts Tangente

Aber wieso mussten die über 40 Bäume gefällt werden? Dass sie krank waren, ist schnell ausgeschlossen. Stattdessen teilte die Baudirektion des Kantons Zug im Februar 2017 mit, dass im Zuge des Bauprojektes Tangente Zug–Baar Bäume an der Südstrasse gefällt werden würden. Eigentlich liegt die Südstrasse abseits der eigentlichen Neubaustrecke; dass Arbeiten auch dort vorgenommen werden, wird mit Platzbedarf begründet. «Unter anderem soll an dieser Stelle die Wanne der Südtrasse verbreitert werden», gibt Bruno Christen, Projektleiter in Sachen Tangente Zug–Baar, zu Protokoll.

Der entstandene Raum wird in Zukunft einerseits in Form einer zusätzlichen Spur in Richtung Autobahn genutzt werden. Andererseits wird auch die geplante neue Unterführung unter der Zugerstrasse, laut Christen ein «zentrales Element für die Tangente», Platz benötigen. Im Verlauf der letzten Woche sind deshalb die geplanten Rodungen ausgeführt worden.

«Wieder ist Lebensraum für Tiere und ein Stück Natur zerstört.»

Barbara Beck-Iselin, Vizepräsidentin Alternative – die Grünen Zug

Informationen zum Bauprojekt Tangente Zug–Baar

Die Tangente Zug–Baar, auch als Sicht- und Lärmschutz konzipiert, ist wie folgt geplant: Sie verläuft vom Knoten Süd- /Weststrasse, direkt beim Autobahnanschluss Baar, auf der bestehenden Südstrasse zum Knoten Zugerstrasse. Dort beginnt die eigentliche Neubaustrecke. Sie führt über die Knoten Industriestrasse und Inwilerriedstrasse zum Knoten Rigistrasse. Weiter führt die Tangente über den 370 Meter langen Tunnel Geissbüel. Der Baustart für die Vorarbeiten ist am 4. Juli 2016 erfolgt. Im Juni 2017 werden die eigentlichen Bauarbeiten beginnen, die Eröffnung ist für 2021 geplant.

Gebiet um Tangente soll wieder grün werden

Wie sehen Zuger Naturschützer die Rodungen? André Guntern, Präsident von Pro Natura Zug, erläutert, dass diese Teil des Projekts Tangente seien. Die Details stünden schon lange fest, aber durch die Ausführung letzte Woche seien nun erste Resultate augenfällig. «Natürlich ist das ganze Bauprojekt ein relativ grosser Eingriff in die Natur», so Guntern weiter. Allerdings sei man von Pro Natura schon während des Planungsprozesses eingebunden gewesen und habe mit der Baudirektion verhandelt. Nach Beendigung des Bauprojektes seien auch Massnahmen geplant, um betroffene Gebiete wieder zu begrünen. Bei den Grünen Zug herrscht indes grosses Bedauern über die Baumfällungen: «Mit dem Riesenprojekt der Tangente ist so viel Lebensqualität verloren gegangen, und die Situation um die Baustellen herum ist auch gefährlich für die Velofahrer und Fussgänger», betont Grünen-Vizepräsidentin Barbara Beck-Iselin. Zu den Massnahmen nach Beendigung des Baus äussern sich die Grünen ebenfalls eher kritisch: Auch ein später erfolgender Ersatz würde Jahrzehnte brauchen, bis der Lebensraum ersetzt sei.

Versprochen werden die späteren Begrünungsmassnahmen jedenfalls auch in einer Medienmitteilung des Kantons: «Die neuen Strassen werden von zahlreichen landschaftspflegerischen Massnahmen wie Bachöffnungen, Bepflanzungen und Dämmen begleitet. Sie nehmen in ausreichendem Masse Rücksicht auf das Grundwassergebiet zwischen Baar und Inwil.» Ob diese Massnahmen konkret auch beim Neufeld in Baar geplant sind, ist noch nicht bekannt.

 

Der Bauplan Tangente Zug-Baar.

Der Bauplan Tangente Zug–Baar.

(Bild: Kanton Zug)

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