Neue Luzerner Fasnachtsregeln funktionierten

Trotz Rekord: Fasnächtler mussten kaum in Einbahn guuggen

Die Luzerner Polizei zieht nach dem Fasnachtsauftakt eine positive Bilanz.

(Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Die enormen Menschenmassen an der Fasnacht waren eine ernste Bewährungsprobe für die neuen Sicherheitsmassnahmen. Trotz Rekordaufmarsch: Die Regeln haben funktioniert, die Stadt und das Fasnachtskomitee sind zufrieden. Verbesserungspotenzial gibt’s beim Sanitätskonzept.

Auch wenn noch nicht ausgeguuggt, der letzte Holdrio noch lange nicht gestürzt ist – eins kann man jetzt schon sagen: Es war eine Rekordfasnacht. Frühlingshaft warm und mit jeweils Zehntausenden Besuchern an den Umzügen am Schmudo und Güdismontag (zentralplus berichtete). Am Dienstagabend steht als letzter Höhepunkt der Monstercorso an.

Die Scharen auf den Strassen stellten das neue städtische Sicherheitskonzept ein erstes Mal arg auf den Prüfstand. Wir erinnern uns: Die Stadt hat in Zusammenarbeit mit der Polizei und dem Fasnachtskomitee vier neue Massnahmen ergriffen, die aus einer sogenannten Crowd-Management-Analyse hervorgingen. Die da wären:

  • Temporärer Einbahnverkehr auf dem Rathaussteg: Ist das Gedränge zu gross, kann die Brücke von der Bahnhofstrasse her gesperrt werden. Dafür wurde extra ein Bogen installiert: Leuchtet dieser, herrscht auf der Brücke Einbahnverkehr.
  • Fluchtwegbeschilderung: Unter der Egg und auf dem Kapellplatz gibt es neue beleuchtete Fluchtwege.
  • Besserer Besucherfluss Unter der Egg: Im Bereich der Rathaustreppe wurden «Freihaltezonen» geschaffen, in der nichts mehr im Weg stehen darf – sogar der Marronistand musste temporär weichen.
  • Sanitätskonzept: ein neuer Sanitätsposten in der Rössligasse und mobile Samariterpatrouillen.

Neue Regeln in extremis

Das tönt auf dem Papier alles gut, doch wie haben sich die Massnahmen in extremis bewährt? Bruno Spörri, Sprecher des Luzerner Fasnachtskomitees, zieht ein rundum positives Resümee. «Es hatte viel mehr Leute als in den Vorjahren, aber gerade Unter der Egg konnte man die Dichte merklich minimieren. Das war ganz wichtig, denn es ist nun mal ein Magnet», sagt der Wey-Zünftler. Die neuen Regeln haben für ihn also funktioniert, obwohl sie für die Besucher nicht direkt spürbar gewesen seien.

«Es war eine sehr gute und sehr friedliche Fasnacht.»

Bruno Spörri, Wey-Zunft

Spörri war die ganze Fasnacht über auf den Gassen unterwegs und hat sich regelmässig mit der Polizei ausgetauscht. Eingeschränkt habe er sich durch die Massnahmen in keiner Weise gefühlt – im Gegenteil: «Es ist gut, wenn man weiss, dass Sanität und Krankenwagen stets in der Nähe sind», sagt er.

Aus seiner Sicht wurde auch die zeitweise Sperrung des Rathausstegs respektiert – auch weil das im Vorfeld gut kommuniziert wurde, glaubt Spörri.

Alles in allem sagt er: «Es war eine sehr gute und sehr friedliche Fasnacht, Aggression habe ich keine gespürt.» Gerade am Montagabend hätten sich die Leute lange draussen aufgehalten – auf der anderen Seite hätten die Restaurants etwas unter dem guten Wetter gelitten.

Keine wüsten Szenen

Auch Mario Lütolf, Leier Stadtraum und Veranstaltungen in Luzern, hat vom närrischen Treiben in den Gassen einen Augenschein genommen. Und vor Ort beobachtet, wie sich die neuen Massnahmen bewährten. Er sagt: «Am Samstag und Montag war gewaltig viel los, aber die Besucher haben die Massnahmen verstanden und es gab keine wüsten Szenen. Die Signalisation hat funktioniert.»

Zum einen sei das Einbahn-Regime auf dem Rathaussteg auf gute Akzeptanz gestossen, sagt er. Das habe das Feedback von Polizisten ergeben, welche für die Massnahmen verantwortlich waren. Und es freut ihn auch, dass man die einseitige Sperrung der Brücke trotz Rekordaufmarsch nur gerade während gut fünf Stunden durchsetzen musste: drei Stunden am Rüüdigen Samstag und zwei Stunden am Güdismontag.

 

Der Rathaussteg wird während der Fasnacht zeitweise zur Einbahnstrasse.

Der Rathaussteg wird während der Fasnacht zeitweise zur Einbahnstrasse.

(Bild: jal)

Mario Lütolf führt die Akzeptanz auf die gute Kommunikation im Vorfeld zurück: «Man konnte von den Massnahmen in den Medien Kenntnis nehmen und die Besucher waren nicht überrascht.» Zudem sei auch der Aufruf zur gegenseitigen Rücksichtnahme unter Fasnächtlern gehört worden.

Zufahrt für Rettungswagen zu eng?

Besonders wichtig war für den Stadtraumverantwortlichen die grössere Freihaltefläche Unter der Egg. Sie bedeutet zwar einen Eingriff in die bewährten Strukturen, doch das sei nicht zu vermeiden gewesen, so Lütolf. «Dass es dort eng wird, gehört zur Fasnacht, aber die Massnahmen haben dazu beigetragen, den Besucherfluss besser zu gewährleisten», resümiert Lütolf. Der dortige Marronistand-Betreiber musste über die Fasnacht provisorisch auf den Bahnhofplatz zügeln, wo er laut Lütolf gar gerne länger bleiben würde.

«Wir werden überprüfen, ob die richtige Menge an Säcken am richtigen Ort stand.»

Mario Lütolf, Stadt Luzern

Verbesserungspotenzial ortet er beim Sanitätskonzept. Zwar sei man mit dem neuen Sanitätsposten in der Rütligasse und den Patrouillen nahe am Geschehen und könne kleinere Fälle rascher ambulant behandeln. «Aber wir müssen die Zufahrtssituation für Rettungsfahrzeuge analysieren», sagt Lütolf. Die Rütligasse ist stark bevölkert und eng, aber eine andere Lösung sei nicht so einfach zu finden. Eine Alternative könnte die Zufahrt über den parallel verlaufenden Löwengraben sein. «Wir werden uns etwas einfallen lassen», sagt Lütolf.

Das ist die Freihaltefläche unter der Egg.

Das ist die Freihaltefläche unter der Egg.

Braucht’s mehr Entsorgungsstellen?

Auch bei der Abfallentsorgung muss die Stadt sicher nochmals über die Bücher. Dieses Jahr hat man statt der bisherigen, privat organisierten «Dräksäke» erstmals eigene Entsorgungssäcke aufgestellt (zentralplus berichtete). «Wir werden mit den Verantwortlichen überprüfen, ob die richtige Menge an Säcken am richtigen Ort stand», sagt Lütolf. Allenfalls müsse man das Angebot weiter verdichten und optimieren. «Das Rekordaufkommen von Besuchern war aber sicher eine äusserst anspruchsvolle Übungsanlage», sagt Lütolf.

Auch aus Sicht der Luzerner Polizei ist die Fasnacht bisher ruhig verlaufen – zu nennenswerten Zwischenfällen war es nicht gekommen. Obwohl am Güdismontag mit 44’000 Besuchern rund 4000 mehr am Wey-Umzug teilnahmen als im Vorjahr (zentralplus berichtete). Mehr wollte die Polizei auf Anfrage nicht verraten, sie hat eine detaillierte Bilanz zu den neuen Sicherheitsmassnahmen für Mittwoch angekündigt.

Mit Maschinen wollen die Putzkräfte Herr über die Konfetti werden.

Mit Maschinen wollen die Putzkräfte Herr über die Konfetti werden.

(Bild: Strasseninspektorat Stadt Luzern)

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