Luzerner Denkmal soll attraktiver werden

Licht an: Kapellbrücke winkt Millionensegen

Soll künftig besser beleuchtet werden: das Luzerner Wahrzeichen, die Kapellbrücke.

(Bild: Anita Schweizer)

Da sind sich alle einig: Die Kapellbrücke gehört zu den touristischen Hotspots der Stadt Luzern. Uneinigkeit herrscht jedoch darüber, ob und wie die Brücke stärker beleuchtet oder inszeniert werden soll. Eine grosszügige Spende sowie ein politischer Vorstoss könnten für neuen Schwung sorgen.

Die Erwartungen waren hoch, die Vorarbeiten umfangreich, detailliert und teuer. Doch dann ging alles den Fluss runter. Im Juli 2016 musste die IG Kapellbrücke bekannt geben, dass die weltbekannte Holzbrücke über die Reuss nicht völlig neu inszeniert werden kann. Aufwand und Kosten waren viel zu gross (siehe Box). 

So hätte die Kapellbrücke gemäss Siegerprojekt Partikel Plan aussehen sollen.

So hätte die Kapellbrücke gemäss Siegerprojekt Partikel Plan aussehen sollen.

(Bild: zvg)

Problem: Nachts sieht man nichts

Dieses Projekt ist zwar definitiv vom Tisch. Und trotzdem kommt nun Bewegung in die Sache. Denn die Parteien CVP, GLP, SP sowie der Grüne-Präsident Marco Müller als Einzelperson verlangen in einem Postulat: Die Stadt soll die Attraktivierung des Luzerner Wahrzeichens umgehend wieder zuoberst auf die Prioritätenliste setzen. Und auch gleich den Lead übernehmen.

Begründung für den Vorstoss: Die Kapellbrücke und der Wasserturm seien das Wahrzeichen von Luzern und gehörten zu den meistfotografierten Denkmälern der Schweiz. «Zum heutigen Zeitpunkt aber sind nachts die Brücke von aussen gar nicht und die Bilder im Innern der Brücke nicht gezielt beleuchtet.» Das sei nicht mehr zeitgemäss. Der Stadtrat soll die Planung rassig wieder aufnehmen. Dabei soll er Erkenntnisse aus dem letzten Sommer gescheiterten Projekt aufnehmen. Berücksichtigt werden soll dabei das Beleuchtungskonzept Plan Lumière. Dank der Zusammenarbeit mit Privaten müssten die Kosten zudem «zahlbar» sein.

So sieht die Kapellbrücke am Abend aus.

So sieht die Kapellbrücke am Abend aus. Wenn es dunkel wird, sieht man nichts mehr.

(Bild: www.myswitzerland.ch)

Zwei Millionen Franken sollen bereitliegen

Doch das Postulat beinhaltet einen noch interessanteren Teil. Konkret lautet dieser: «Dem Vernehmen nach soll es auch eine Schenkung gegeben haben, welche für die Aufwertung des Innenraums der Brücke verwendet werden kann.» Eine solche Schenkung könnte das Vorgehen natürlich beflügeln. Marco Müller weiss etwas mehr darüber. Wie er aus «zuverlässigen Quellen» erfahren hat, soll es sich bei der Schenkung um einen Betrag in der Höhe von zwei Millionen Franken handeln. Allerdings sei ihm nicht bekannt, wer der edle Spender sei.

Seitens der Stadt gibt man sich diesbezüglich zugeknöpft. Stadtarchitekt Jürg Rehsteiner sagt bloss: «Zur Schenkung kann ich mich nicht äussern, da dieser Punkt Teil eines hängigen politischen Vorstosses ist.» 

Stadt fehlen die Ressourcen

Rehsteiner nimmt jedoch generell kurz Stellung betreffend Aufwertung und Inszenierung der Kapellbrücke. Dabei nimmt er Bezug auf seine Äusserungen letzten Sommer. Damals, nach dem Scheitern des Projektes der IG Kapellbrücke, versprach der Stadtarchitekt, dass die Stadt das Bedürfnis einer beleuchteten Kapellbrücke erkannt habe und entsprechende Möglichkeiten prüfen werde.

Zum Stand der Dinge sagt er nun: «Unsere Ressourcen für ein derartiges Projekt sind leider sehr beschränkt. Weil wir aber vorwärtsmachen wollen, haben wir eine externe Firma beauftragt, einen Vorgehensvorschlag zu erarbeiten.» Dabei gehe es nicht bereits um konkrete Ideen für die Inszenierung der Brücke, sondern um das generelle Vorgehen, den Zeitplan und die Kosten. Mehr könne er derzeit nicht dazu sagen.

Gewagt oder dezent?

Wie die Brücke innen und aussen genau beleuchtet und inszeniert werden könnte, darüber herrscht bei den Vorstössern kein Konsens. CVP-Grossstadtrat Albert Schwarzenbach ist jedoch überzeugt: «Viele Leute kommen speziell wegen dieses Hotspots nach Luzern. Eine bessere Beleuchtung kann dazu beitragen, die Brücke speziell in der Nacht noch attraktiver zu machen.» Schwarzenbach selber kann sich durchaus auch eine «kreative, gewagte» Variante vorstellen. «Das wäre gut fürs Standortmarketing.»

Marco Müller plädiert eher für ein dezentes Projekt: «Ich bin gegen eine übermässige Beleuchtung. Aber abends ist die Brücke schlicht nicht zu erkennen. Das ist schade, sowohl für Einheimische wie auch Touristen, die durch die Stadt laufen.» Dieser Meinung ist auch Daniel Furrer von der SP: «In unserer Partei sind die Meinungen zu diesem Thema zwar geteilt.» Aber speziell weil die Brücke nachts im Dunkeln verborgen sei, «hätte sie eine Aufwertung verdient». Wie genau das aussehen könnte, soll nun erarbeitet werden.

«Wir sind absolut der Meinung, dass die Kapellbrücke als Wahrzeichen der Stadt attraktiver beleuchtet und somit inszeniert werden sollte.»

Sibylle Gerardi, Luzern Tourismus

Zum Zeitpunkt des Vorstosses sagt Müller stellvertretend für die Mitunterzeichner: «Damit wollen wir Druck aufsetzen und der Stadt den klaren Auftrag geben, vorwärtszumachen. Wir befürchten, dass sonst zu lange nichts passiert.»

Glücklich über den Vorstoss aus den Reihen der Politik ist insbesondere Luzern Tourismus, wie Sprecherin Sibylle Gerardi sagt: «Wir sind absolut der Meinung, dass die Kapellbrücke als Wahrzeichen der Stadt attraktiver beleuchtet und somit inszeniert werden sollte. Dies für unsere Gäste, die möglichst auch zum Übernachten animiert werden sollen, wie auch für die Bevölkerung.» In der Nacht präsentiere sich die Brücke eher als «schwarzer Balken». Der Besuch der Kapellbrücke ist laut Gerardi «für alle Gäste ein Must und ein Highlight ihres Aufenthaltes. Eine attraktivere Beleuchtung würde sehr geschätzt».

Streit um die Bilder

Beim verheerenden Brand 1993 wurden 78 der 111 berühmten Bildern in den Dachgiebeln zerstört. Einige konnten restauriert werden, an diversen Stellen zeugen aber weiterhin verkohlte Bilder vom Brand. Der Luzerner Anwalt und Immobilienbesitzer Jost Schumacher liess dann zwar 146 Kopien anfertigen. Ende 2014 lehnte die Stimmbevölkerung eine entsprechende Initiative zur Aufhängung dieser Bilder jedoch ab. Schon damals hatte der Stadtrat eine bessere Inszenierung der Originalbilder und des Innenraums in Aussicht gestellt.

Ein historisches Gemälde auf der Luzerner Kapellbrücke.

Eines der historischen Bilder auf der Luzerner Kapellbrücke.

(Bild: Emanuel Ammon / AURA)

Da die drei Parteien CVP, GLP und SP im Parlament eine Mehrheit haben, dürfte ihr Vorstoss klar überwiesen werden. Und sollte sich die Schenkung von zwei Millionen Franken bewahrheiten, können sich Touristen und Einheimische tatsächlich auf eine modernere Beleuchtung des Luzerner Wahrzeichens freuen.

Bewegte Bilder auf Dach, Wand und Turm

Die Luzerner Tourismusindustrie startete 2013 einen Wettbewerb, um die Beleuchtung der Kapellbrücke zu verbessern. Unter Federführung der dafür gegründeten «IG Inszenierung Kapellbrücke/Wasserturm» wurde ein Siegerprojekt gekürt. Präsidiert wurde die IG von alt Stadtrat Ruedi Meier.

Das Siegerprojekt sah vor, bewegte Bilder auf Dach, Wänden und Turm der Brücke zu projizieren – ausgelöst durch Fussgänger, die über die Brücke gehen. Wie eine Wolke sollten über den Passanten einzelne Ziegel aufleuchten. Doch bald zeigte sich, dass die Kosten, der Aufwand sowie der Energieverbrauch zu hoch sein würden. Die Investitionen hätten über 1,5 Millionen und die Betriebskosten gegen 100’000 Franken pro Jahr betragen. Berappen hätten das hauptsächlich Private sollen. Das Projekt musste beerdigt werden.

Die Kapellbrücke ist die älteste und mit 203 Metern die zweitlängste überdachte Holzbrücke Europas. Und noch etwas macht sie einzigartig: Die Bilder der Kapellbrücke, der Spreuerbrücke und der Hofbrücke sind in dieser Verwendung einmalig. In keiner anderen Stadt Europas wurden gedeckte Holzbrücken mit dreieckigen Bildern ausgeschmückt.

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