Autoparkplätze am Schwanenplatz Luzern sind weg

Und plötzlich stehen da 120 neue Veloplätze

Der neue Veloparkplatz vor dem Haus zur Gilgen in Luzern ist jetzt im Winter noch nicht ausgelastet.

(Bild: jwy)

Auf einmal so geordnet: Vor dem Haus zur Gilgen beim Schwanenplatz gibt es jetzt grosszügige neue Abstellplätze statt Velochaos. Dies auf Kosten von neun Autoparkplätzen. Trotzdem war die Massnahme mehrheitlich unumstritten, Kritik gibt’s am Zeitpunkt der Bauerei.

In Luzern ist eine kleine Velooffensive im Gang – besser gesagt: eine Veloparkplatzoffensive. Im Zuge der Neustadtsanierung wurden in den letzten Monaten flächendeckend neue Velobügel montiert, an die man sein Velo kettet. Nie war es in Luzern einfacher und sicherer, sein Zweirad abzustellen.

Nun ist das Bruchquartier an der Reihe, und jüngst standen kurz vor Weihnachten für viele etwas überraschend beim Schwanenplatz 117 neue Veloparkplätze parat. Statt Bügel kommen dort schicke Pfosten zum Einsatz, wie man sie bereits vom Mühlenplatz kennt. Diese lassen sich, sollte man die Fläche vorübergehend anderweitig beanspruchen, einfach abmontieren.

Bei Bedarf erweiterbar

Die 117 Abstellplätze könnten dereinst auf 186 Plätze erweitert werden – jetzt während der kalten Tage sind sie noch nicht ausgelastet, wie man auf den Bildern sieht. Aber das wird sich im Frühling wohl ändern, dazu braucht man kein Prophet zu sein. Die Veloparkplätze liegen zentral und gut erreichbar am Rande der Altstadt.

Die restliche Fläche – mit einem grossen gelben X versehen – dient im Moment noch als Warenumschlagplatz oder für den Wochenmarkt, doch die Löcher für mögliche weitere Veloparkplätze sind schon gebohrt.

Hier bleibt Platz für den Güterumschlag, bei Bedarf könnte der Veloparkplatz erweitert werden.

Hier bleibt Platz für den Güterumschlag, bei Bedarf könnte der Veloparkplatz erweitert werden.

(Bild: jwy)

«Es werden vorerst nur so viele Abstellplätze bereitgestellt, wie dies die Nachfrage erfordert», heisst es im entsprechenden Bericht und Antrag vom letzten November (hier als PDF). Dies ist ein Kompromiss an das Gewerbe.

Der Umgestaltung fielen neun Autoparkplätze zum Opfer, darunter auch zwei Taxi- und Behindertenparkplätze. Für diese gibt es aber wenige Meter daneben, eingangs Kapellplatz, Ersatz.

Wenige Meter daneben gibt’s zwei Taxi- und zwei Behindertenparkplätze.

Wenige Meter daneben gibt’s zwei Taxi- und zwei Behindertenparkplätze.

(Bild: jwy)

Der Umbau beim Haus zur Gilgen war nötig, weil am Grendel Veloparkplätze abgebaut werden. Zudem wurde so die Fassade des denkmalgeschützten Baus von Velos befreit, die dort vorher mehr schlecht als recht parkiert waren.

850 neue Veloparkplätze in den nächsten Jahren

Für Velofahrer ist das Ganze nicht unwichtig: Zwar haben sichere Wege Priorität, aber fehlende oder schlecht konzipierte Veloabstellplätze (Beispiel Bahnhof) sind ein grosses Thema und zudem optisch ein Graus. Auch in der Kleinstadt, die momentan saniert wird, soll es für Velos bald Verbesserungen geben: Ab 2018 werden 50 zusätzliche Veloparkplätze dazukommen (zentralplus berichtete).

Die neuen Veloparkplätze beim Zur-Gilgen-Haus mögen für viele überraschend gekommen sein, denn die Stadt Luzern hat im Vorweihnachtstrubel nicht öffentlich darüber informiert. Aber dass sie kommen würden, war absehbar.

«Hoffen wir, dass es etwas bringt.»

Pierre Rügländer, Quartierverein Altstadt

Das Projekt ist Teil des extern in Auftrag gegebenen Veloparkierungskonzeptes der Stadt, das diese vor rund einem Jahr präsentierte. Die Stadt Luzern schafft im Zentrum in den nächsten Jahren Platz für 850 neue Veloparkplätze und investiert dafür mehr als 1,6 Millionen Franken.

Quartierverein kann damit leben

Das Velokonzept wurde im Parlament von allen Parteien grundsätzlich getragen, wenn auch teils zähneknirschend. Der Veloparkplatzbedarf ist eine Tatsache, den die meisten Stadtpolitiker anerkennen. Am meisten zu reden gab im Parlament Anfang Jahr die Aufhebung der Autoparkplätze beim Haus zur Gilgen (zentralplus berichtete).

Auch beim Quartierverein Altstadt hat man sich mit den neuen Veloparkplätzen arrangiert und könne damit leben, wie Präsident Pierre Rügländer auf Anfrage sagt. Er bedauert zwar, dass damit die letzten Auto-Parkplätze für Kurzparkierer in der Altstadt verschwunden sind, «aber es ist beschlossene Sache, damit müssen wir auskommen».

Kritik übt Rügländer am Zeitpunkt: «Dass man während der Vorweihnachtszeit, wenn in der Altstadt am meisten läuft, gebaut hat, war nicht optimal. Das war optisch nicht gerade erbaulich.» Zudem habe die Baustelle viel länger gedauert als ursprünglich kommuniziert.

Immerhin, das gibt auch Rügländer zu, herrsche jetzt ein geordneter Zustand und Velos würden nicht mehr umfallen. «Hoffen wir, dass es etwas bringt. Wie sich der neue Veloparkplatz auswirkt, sehen wir dann im Frühling.»

Der neue Veloparkplatz vor dem Zur-Gilgen-Haus in Luzern ist jetzt im Winter noch nicht ausgelastet.

Der neue Veloparkplatz vor dem Zur-Gilgen-Haus in Luzern ist jetzt im Winter noch nicht ausgelastet.

(Bild: jwy)

Es bleibt Handlungsbedarf

Die momentane Veloparkplatz-Offensive kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass der längerfristige Bedarf an Veloparkplätzen in Luzern noch nicht gedeckt ist. Der eigentliche Brennpunkt ist der Bahnhof. Zwar bietet die Velostation bei der Uni 1100 gedeckte Plätze. Aber weit nicht alle Velofahrer, gerade jene auf der anderen Seite des Bahnhofs, benützen die Station. Grund: Zu weit weg und zu umständlich. Die Velostation ist somit nur zu einem Drittel ausgelastet – andererseits fehlen rund um den Bahnhof Veloabstellplätze.

Auch für die dereinst neugestaltete und autofreie Bahnhofstrasse muss noch eine Lösung für die Veloparkplätze her. Längerfristig braucht es auf Stadtboden rund 2000 zusätzliche Veloparkplätze, heute sind es rund 3700. Auch das sagt das städtische Parkierungskonzept.

Auch eine öffentliche Velopumpe ist Teil des neuen Parkplatzes.

Auch eine öffentliche Velopumpe ist Teil des neuen Parkplatzes.

(Bild: jwy)

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