Luzern: Elternbildungstag über digitale Medien

«Oft ist man als Eltern ein bisschen ratlos»

Was tun, wenn das Kind nur noch am Smartphone hängt? (Symbolbild: Fotolia)

Was ihre Kinder am Smartphone treiben, verstehen manche Mütter und Väter nicht. Snapchat und Instagram gab es zu ihren Zeiten genauso wenig wie Cyber-Mobbing und Sexting. Der Elternbildungstag des Kantons Luzern diesen Samstag zeigte, dass es nicht reicht, dem Kind vorzuschreiben, wie lange es das Smartphone benutzen darf.

«Mario, Essen ist fertig!» Der Ruf des Vaters verhallt ungehört im Wohnzimmer. Mario möchte auf seinem Smartphone nur noch schnell den Match fertig spielen, noch schnell zwei Minuten. Irgendwann schafft er es dann zu Tisch. Doch Marios Anwesenheit ist nur physischer Natur, seine Aufmerksamkeit gilt weiterhin dem brummenden Handy in seiner Hosentasche.

«Viele Eltern hadern mit ähnlichen Herausforderungen im Umgang mit digitalen Medien, wenn es um Erziehungsfragen geht», ist Brigitte Waldis-Kottmann von Akzent Prävention Suchttherapie überzeugt. Die digitalen Medien haben längst Einzug gehalten in den familiären Alltag. Doch manchen Müttern oder Vätern fällt es schwer, auf den Zug aufzuspringen. Eltern fehle oftmals das Verständnis für diese Medien. Dies aus dem einfachen Grund, weil sie nicht damit aufgewachsen sind – sie gehören nicht zu den Digital Natives. Die Folge: Sie fühlen sich unsicher.

Was ist Cyber-Mobbing?

Der Kanton Luzern möchte dem gegensteuern und Eltern unter die Arme greifen. Er hat diesen Samstag den 2. Luzerner Elternbildungstag veranstaltet, zum Thema «Erziehungsfragen in einer digitalen Welt: Was ändert sich und was bleibt bestehen?» Drei Workshops befassten sich mit den digitalen Aspekten der Erziehung. Im Berufsbildungszentrum Bau und Gewerbe konnten die rund 150 anwesenden Mütter und Väter zuhören, Fragen stellen und diskutieren.

«Oftmals ist man als Elternteil ein bisschen ratlos. Da können Tipps von aussen sehr behilflich sein.»

Ivo Marti, Vater von zwei Kleinkindern

Die Anwesenden schienen von Angebot und Umsetzung überzeugt: «Der Anlass macht Sinn, oftmals ist man als Elternteil auch ein bisschen ratlos», meint Ivo Marti, Vater von zwei Kleinkindern. «Da können Inputs und Tipps von aussen sehr behilflich sein.»

 

Austausch unter Betroffenen: Eltern unterhalten sich über die Erziehung in Zeiten der Digitalisierung. (Bild: zvg)

Austausch unter Betroffenen: Eltern unterhalten sich über die Erziehung in Zeiten der Digitalisierung. (Bild: zvg)

Kenntnisse im Umgang mit digitalen Medien erleichtern nicht nur das familiäre Zusammenleben, sondern können auch helfen, gefährliche Situationen zu erkennen und zu verhindern. Die Rede ist von digitalen Gefahren wie Sexting, Cyber-Mobbing, aber auch von Verletzungen des Persönlichkeitsschutzes im Netz. «Wir alle haben unseren Kindern beigebracht, auf den Strassenverkehr zu achten. Wir hielten ihre Velos am Packträger fest, bis wir sie schliesslich sich selbst überliessen», erklärt Medienpädagoge Giorgio Macaluso: «Warum tun wir das nicht auch im Internet?»

Die Technik erzieht die Kinder nicht

Während eines einstündigen Workshops gewährte der Medienpädagoge den Zuschauern Einblicke in Instagram, musical.ly oder snapchat und erklärte, auf welche Weise diese Plattformen genutzt werden. Viele Eltern hielten sich die Hände vor den Kopf und waren überrascht, was es alles gibt und was ihre eigenen Kinder womöglich von sich preisgeben.

«Die Technik soll keine Erziehungsaufgabe übernehmen: Auf Knopfdruck ist kein Kind sicher.»

Giorgio Macaluso, Medienpädagoge

Macaluso plädierte dabei weniger für technische Schutzmassnahmen, wie sich das viele Eltern erhofften. Vielmehr ermutigte er sein Publikum dazu, die Kinder durch Kommunikation zu schützen und so gut wie möglich über das Internet Bescheid zu wissen. «Die Technik soll keine Erziehungsaufgabe übernehmen, auf Knopfdruck ist kein Kind sicher», so Macaluso.

Das Thema des Elternbildungstages stiess auf reges Interesse. (Bild: zvg)

Das Thema des Elternbildungstages stiess auf reges Interesse. (Bild: zvg)

Bildungs- und Kulturdirektor Reto Wyss (CVP) versuchte bereits zu Beginn der Veranstaltung zu beruhigen. «Mit dem Interesse, sich zu informieren, haben Sie bereits einen Schritt in die richtige Richtung getan.» Der Regierungsrat machte in seiner Eröffnungsrede darauf aufmerksam, dass Ratlosigkeit normal sei. Schliesslich gebe es für die wichtigste Aufgabe der Welt weder Lehre noch Studium: Das Elternsein müsse man sich selbst beibringen.

Ein brandaktuelles Thema

Bereits im Vorfeld der Veranstaltung wurde klar, dass das Thema Medienbildung auf Interesse stösst. Das zeigte eine Umfrage bei Schulleitungen, die gestartet wurde, um das Thema des zweiten Elternbildungstages festzulegen, der für Einzelpersonen 30 und für Paare 45 Franken kostete.

«Der Kanton Luzern zeigt sich bestrebt, trotz Sparzeiten in die Bildung und Prävention zu investieren.»

Martina Brülisauer, Dienststelle Volksschulbildung

Nach dem zweiten Elternbildungstag zieht man beim Kanton ein positives Zwischenfazit. «Nicht nur die Elternbildung als Bedürfnis, sondern auch ihre Wirksamkeit konnte erkannt werden», sagt Martina Brülisauer von der Dienststelle Volksschulbildung. «Der Kanton Luzern zeigt sich daher bestrebt, trotz Sparzeiten in die Bildung und Prävention zu investieren.»

 

 

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