Nach FCL-Spiel: Chaoten attackieren YB-Bus

Tolles Spiel, tolle Choreo – aber unnötiges Scharmützel

Tolle Choreografie der FCL-Fans vor dem Spiel gegen die Berner Young Boys

(Bild: Dominik Stegemann)

Vor dem Match war es friedlich, während des spannenden Spieles auch, nur danach suchten ein paar wenige FCL-Anhänger Zoff und griffen einen Bus der YB-Fans an. Die Polizei war aber schnell zur Stelle – und lobt die grosse Mehrheit der Luzerner Fans.

Es war ein klasse Spiel, welches die knapp 12’000 Fans am vergangenen Sonntag auf der Allmend zu sehen bekamen. Viel Kampfgeist, viel Spannung, vier Tore und am Schluss ein vor allem für den FC Luzern sehr akzeptables 2:2 gegen die hauptsächlich in der zweiten Halbzeit stark aufspielenden Berner Young Boys. Heisst: Platz 4 für die Luzerner mit 20 Punkten und damit drei Punkten Vorsprung auf Verfolger Lausanne – das lässt sich sehen und sorgt für Freude. 

Für Freude sorgten vor dem Spiel auch die FCL-Fans aus der Kurve mit ihrer beeindruckenden, sehr aufwendigen Choreografie.

Attacke auf YB-Bus

Bedauerlich war einzig das Verhalten von einer kleinen aggressiven Gruppe nach dem Spiel. Sechs bis zwölf Personen, sehr wahrscheinlich aus dem FCL-Umfeld, attackierten im Gebiet Voltastrasse einen zum Bahnhof zurückfahrenden Bus mit YB-Fans. Dazu wurden laut Angaben der Luzerner Polizei Container vor einen der VBL-Busse gestellt. «Eine direkte Auseinandersetzung zwischen den Fangruppierungen konnte durch die Polizei verhindert werden. Verletzte gab es nicht. Am Bus selber wurden zwei Scheiben eingeschlagen», teilt die Staatsanwaltschaft diesen Montagmorgen mit.

Verhaften konnte die Polizei jedoch niemanden, wie Simon Kopp, Sprecher der Staatsanwaltschaft, sagt: «Das ging alles sehr schnell. Die Luzerner schoben die Container auf die Strasse. Als dann die YB-Fans aussteigen wollten, setzte die Polizei Gummischrot ein, dann sind alle abgehauen.» Zudem sei es schon am Eindunkeln gewesen, weswegen kaum Bild- oder Fotoaufnahmen gemacht werden konnten. Der Sachschaden beträgt einige Tausend Franken.

Racheakt von FCL-Fans?

Spiele gegen die Berner Young Boys gelten in Luzern nicht als Hochrisikospiele. Dazu zählen nur die Begegnungen gegen den FCB, GC, St. Gallen und gegen den FC Zürich. Der FCZ hält sich derzeit allerdings nicht in der obersten Liga auf. Das letzte Mal kam es zu gröberen Ausschreitungen am Spiel FCL gegen FC Zürich vom Pfingstmontag 2015. «Seither ist es ruhig», bestätigt Simon Kopp. 

Warum es nun ausgerechnet gegen YB zu einem, wenn auch harmlosen, Scharmützel kam, ist offen. Normalerweise verhalten sich diese Fans untereinander sehr friedlich. Vor einigen Jahren bestand sogar eine Fanfreundschaft zwischen den beiden Gruppierungen.

«Vor dem Fanlokal Zone 5 am Bundesplatz war alles friedlich, die FCL-Fans dort haben sich vorbildlich verhalten.»

Simon Kopp, Luzerner Staatsanwaltschaft

Offenbar aber gab es beim letzten Auswärtsspiel des FCL gegen die Berner Young Boys ein Scharmützel zwischen zwei kleinen Fangruppierungen. Möglicherweise war der Zwischenfall am Sonntag eine Reaktion darauf.

Simon Kopp betont aber, dass es ausser diesem kurzen Zwischenfall sehr friedlich gewesen war rund ums Sonntagsspiel gegen die Berner. Kopp lobt auch die grosse Mehrheit der offiziellen FCL-Fans: «Diese Attacke ging nur von einer kleinen Gruppierung aus. Vor dem Fanlokal Zone 5 am Bundesplatz etwa hatten wir überhaupt keine Probleme, alles war friedlich, die FCL-Fans dort haben sich vorbildlich verhalten.»

Polizei stellt FCL-Fans gutes Zeugnis aus

Thomas Buchmann ist Fanbeauftragter beim FC Luzern. Er hat vom Vorfall erst diesen Montagmorgen erfahren. «Wir von der Fanarbeit haben den Fanmarsch zurück in die Stadt begleitet. Dabei haben wir uns an die von der Polizei vorgegebene Route gehalten, alles war friedlich.» Buchmann klärt nun ab, was genau passiert ist.

«Wenn wir jemanden identifizieren, gibt es happige Bussen und Strafen. Das kann abschreckend wirken.»

Simon Kopp, Luzerner Staatsanwaltschaft

Die Luzerner Polizei versucht nun abzuklären, wer hinter dem Vorfall steckt. Allgemein stellt man den FCL-Fans seit dem Pfingstspiel gegen den FCZ vom Frühling 2015 aber ein gutes Zeugnis aus. Warum sich die Situation gebessert hat, kann Kopp nur erahnen: «Wir sind in Luzern bekannt für unsere Öffentlichkeitsfahndung. Wenn wir jemanden identifizieren, gibt es happige Bussen und Strafen. Das wirkt abschreckend.»

Kaum Probleme dank Dialog

Dominik Durrer vom kantonalen Justiz- und Sicherheitsdepartement sitzt für den Kanton im Vorstand der Fanarbeit Luzern. Er lobt: «Die Zusammenarbeit und die Kommunikation unter allen involvierten Akteuren funktionieren gut. Dies unterstreichen die regelmässigen Treffen des Vorstands der Fanarbeit sowie der ‹Runde Tisch Fussball›, bei dem der FCL, die VBL, die Polizei, die Fanarbeit, die Fanvereinigungen, Stadt und Kanton Luzern vertreten sind.» 

Durrer verweist zudem auf eine erfreuliche Stellungnahme des Kantons von diesem Sommer: «Weder bei den 18 Heimspielen des FC Luzern noch bei den Cup-Spielen kam es zu nennenswerten Auseinandersetzungen unter den Fanlagern oder mit der Luzerner Polizei», teilte der Kanton damals mit.

Das Gremium führt die Verbesserung der aktuellen Situation auf den guten Dialog zwischen allen Beteiligten zurück. Bewährt habe sich auch das Konzept, wonach die FCL-Fans die Verantwortung in den Fanzügen der SBB zu den Auswärtsspielen übernehmen.

Zu einzelnen Sachbeschädigungen an Bussen durch Gästefans und Sprayereien an Fassaden ist es laut Mitteilung des Kantons allerdings auch in der vergangenen Saison gekommen.

Auch die YB-Fans «heizten» mittels (verbotener) Pyro ihrer Mannschaft ein (Bild: Dominik Stegemann).

Auch die YB-Fans «heizten» mittels (verbotener) Pyro ihrer Mannschaft ein (Bild: Dominik Stegemann).

Impression vom Spiel FCL gegen die Berner Young Boys (Bild: Dominik Stegemann).

Impression vom Spiel FCL gegen die Berner Young Boys (Bild: Dominik Stegemann).

Nicolas Haas erzielt in der 32. Minute das 1:0 für die Luzerner (Bild: Dominik Stegemann).

Nicolas Haas erzielt in der 32. Minute das 1:0 für die Luzerner (Bild: Dominik Stegemann).

Impression vom Spiel FCL gegen die Berner Young Boys (Bild: Dominik Stegemann).

Impression vom Spiel FCL gegen die Berner Young Boys (Bild: Dominik Stegemann).

FCL-Spieler herzen Topscorer Marco Schneuwly nach seinem Ausgleichstreffer zum 2:2 gegen YB in der 92. Minute (Bild: Dominik Stegemann).

FCL-Spieler herzen Topscorer Marco Schneuwly nach seinem Ausgleichstreffer zum 2:2 gegen YB in der 92. Minute (Bild: Dominik Stegemann).

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