Buttisholz: Private schaffen 76 Asylplätze

Von wegen Containerbau: «Das ist eine hochwertige Wohnsiedlung»

Die Containersiedlung in Buttisholz bietet Platz für 76 Asylsuchende.

 

(Bild: les)

Mit der unterirdischen Unterbringung von Asylsuchenden soll im Kanton Luzern bald Schluss sein. Abhilfe schafft da die neue Anlage in Buttisholz. Diese wurde von privaten Investoren gebaut. Ein Vorzeigemodell. Oder riecht hier jemand ein Geschäft?

Die Luzerner Gemeinde Buttisholz lud diesen Freitag die Bevölkerung zur Besichtung des neuen Asylzentrums im Industriegebiet Moos ein. Dort wurde oberirdisch eine Containersiedlung für 76 Asylsuchende erstellt. Speziell daran: Die Anlage wurde von Privaten geplant, gebaut und finanziert. Den Betrieb übernimmt nun der Kanton Luzern – Mitte November werden die ersten Asylsuchenden einziehen. Die beiden Brüder Josef und Andreas Huber realisierten die Anlage und übergaben symbolisch einen selbstgemachten Schlüssel an Silvia Bolliger, Leiterin der Dienststelle Asyl des Kantons Luzern.

Offizielle Schlüsselübergabe. Silvia Bolliger erhält den Schlüssel von den beiden Brüdern Huber (Bildmitte) und Gemeindepräsident Franz Zemp.

Offizielle Schlüsselübergabe. Silvia Bolliger erhält den Schlüssel von den beiden Brüdern Huber (Bildmitte) und Gemeindepräsident Franz Zemp.

(Bild: les)

Gemäss dem Asyl-Verteilschlüssel muss die Gemeinde Buttisholz 39 Asylsuchende aufnehmen (Stand 30.06.16). Gemeindepräsident Franz Zemp (CVP) machte keinen Hehl daraus, dass dies für die Gemeinde eine grosse Herausforderung darstellt. Leerwohnungen gebe es in Buttisholz kaum. Es sei der Initiative der beiden Unternehmer zu verdanken, dass innert Kürze eine Lösung realisiert werden konnte – trotz Schwierigkeiten, weil eine Gasleitung durch das Areal führte und es zu einer Beschwerde kam (zentralplus berichtete). Zemp dankte ebenso dem Kanton Luzern für die konstruktive Zusammenarbeit.

Die ganze Rede des Gemeindepräsidenten sehen Sie im Video:

Planung in Rekordzeit 

Josef Huber – übrigens ehemaliger Gemeindepräsident von Buttisholz – erklärte die Gründe, die zur Initiative des Brüderpaars geführt haben: «Erstens steht die Gemeinde wegen des Bonus-Malus-Systems in der Pflicht, Asylbewerber unterzubringen.» Zweitens müssten die Flüchtlinge ja irgendwo untergebracht werden, diese Aufgabe vermöge nicht eine Gemeinde oder ein Kanton alleine zu stemmen. «Drittens sahen wir, dass die Realisierung auf unserem Land relativ kurzfristig möglich ist. Als privater Bauherr verläuft alles einfacher, weil man das Projekt nicht öffentlich ausschreiben muss.» Und viertens hätte es auf dem Areal noch Platz gehabt, erläuterte Huber. Die Anlage kostete rund 1,5 Millionen Franken.

«Die Vorgaben an eine solche Asylunterkunft sind andere als an einen normalen Bau», erklärte Andreas Huber, «deshalb waren verschiedene Abklärungen mit den zuständigen Stellen des Kantons notwendig.» Dies alles konnte innerhalb eines Monats realisiert werden. Huber las eine E-Mail von der Dienststelle Immobilien vor, welche die Zusammenarbeit zwischen den beiden Brüdern und dem Kanton auf den Punkt bringe: «Es ist wohl eine der zügigsten Projektvorbereitungen, die wir je mit externen Partnern machen konnten.»

Die beiden Bäume sind ein Willkommensgeschenk der Bauherren und sollen als Treffpunkt zwischen Bevölkerung und Asylsuchenden dienen.

Die beiden Bäume sind ein Willkommensgeschenk der Bauherren und sollen als Treffpunkt zwischen Bevölkerung und Asylsuchenden dienen.

(Bild: les)

Dank an Buttisholzer Bevölkerung

Weiter erklärte Andreas Huber: «Uns war es ein Anliegen, eine qualitativ hochwertige Wohnsiedlung zu erstellen.» Diese Anlage sei nicht, wie man so schön sage, ein Containerbau. «Es handelt sich um einen Modul-Stahlbau, der höchsten qualitativen Standards entspricht, mit top Isolationswerten, Dreifachverglasung und so weiter.»

Zu guter Letzt ergriff Silvia Bolliger seitens des Kantons das Wort. Sie dankte allen, die etwas zur Realisierung der Anlage beigetragen haben. Und speziell auch der Buttisholzer Bevölkerung für ihre Offenheit. Sie versprach, dass der Betrieb der Anlage reibungslos funktionieren werde, dazu werde das bewährte Betriebs- und Sicherheitskonzept aus anderen Zentren übernommen. Zudem werde eine Begleitgruppe ins Leben gerufen, die bei Problemen rasch reagieren könne.

«Mittelfristig ist es unser Ziel, die unterirdischen Anlagen zu schliessen.»

Silvia Bolliger, Leiterin Asylwesen des Kantons Luzern

An diesem Freitag standen die Türen der Anlage für die Allgemeinheit offen. Mit grossem Interesse besichtigten die Besucher die Anlage. Die 4er-Zimmer sind zwar nicht besonders gross, doch jedes verfügt über einen Kühlschrank und ein eigenes Lavabo. Nebst den üblichen sanitären Anlagen sind in der Unterkunft zwei Küchen mit Speisesaal, eine Waschküche und ein Aufenthaltsraum untergebracht (mehr Bilder sehen Sie in der Bildergalerie am Ende des Artikels).

Ein Blick durch den Flur.

Ein Blick durch den Flur.

(Bild: les)

Bald nur noch drei unterirdische Anlagen

Das grosse Plus dieser Anlage ist das Tageslicht – nicht vergleichbar mit einer unterirdischen Zivilschutzanlage. Dies sieht auch Silvia Bolliger so: «Mittelfristig ist es unser Ziel, die unterirdischen Anlagen zu schliessen.» Bis wann es soweit ist, konnte Bolliger allerdings nicht sagen. Momentan würden noch fünf solche temporären Asylunterkünfte (TUK) bestehen, wobei die beiden in Buchrain und Ruswil in Kürze geschlossen würden.

Noch 191 Asylsuchende sind unterirdisch untergebracht
 KapazitätBestand
TUK Beromünster8037
TUK Ruswil10037
TUK Buchrain8030
TUK Horw10045
TUK Utenberg10042
Total400191

Im Asylzentrum in Buttisholz werden zu Beginn Bewohner der jetzigen TUK Ruswil einquartiert. Dabei handelt es sich um afghanische Männer, wie Bolliger erklärt. Später könnten auch Familien nach Buttisholz kommen. Deren schulpflichige Kinder werden in der Asyl-Einführungsklasse in Geuensee unterrichtet.

Huber verneint Profitdenken

Die Anlage erhielt von allen Seiten viel Lob und wird als Vorzeige-Projekt bezeichnet. Da stellt sich die Frage: Gibt es wirklich keinen Haken? zentralplus wollte von Mit-Initiant Andreas Huber wissen, ob er dabei kein Geschäft rieche. Huber: «Wir sehen uns diesem Vorwurf nicht direkt ausgesetzt, doch über Dritte haben wir diese Bedenken mitgekriegt.»

«Wir haben bei den Kosten nicht gespart.»

Andreas Huber, privater Investor

Da sei allerdings wenig dran. «Der Mietvertrag mit dem Kanton läuft über zehn Jahre. Bis dann sind unsere Kosten gedeckt – doch bis dann sind wir unternehmerisch natürlich auch eingeschränkt und tragen ein Risiko.» Dass man nicht die Absicht habe, Geld zu verdienen, werde durch einen weiteren Punkt unterstrichen. «Wir haben bei den Kosten nicht gespart. Mit einer Billig-Containersiedlung hat die Anlage schlicht nichts zu tun.»

Bilder des Rundgangs durch die Asylunterkunft sehen Sie in unserer Bildergalerie:

Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


0 Kommentare
    Apple Store IconGoogle Play Store Icon