Wo Jugendliche handgreiflich werden

Schon vor dem Eingang des Messegeländes auf der Allmend wimmelt es von Jugendlichen. In Gruppen stehen sie herum, sitzen am Boden oder versammeln sich um ihre Lehrperson. Der Andrang ist riesig, die Stimmung aufgeräumt. Kein Wunder: Hier geht es ums Wesentliche.

Berufsfelder unter der Lupe

«Welchen Beruf soll ich lernen? Wie meine Zukunft gestalten?» Auf diese Fragen versucht die Messe rund um Beruf und Bildung Antworten zu geben und vor allem: Lust zu machen, in die spannenden Berufswelten einzutauchen. Und die Chance packen, sich direkt von Fachleuten zeigen zu lassen, wie das funktioniert.

Während der nächsten vier Tage gibt die Messe Einblick in 140 Berufe und über 600 Weiterbildungsangebote (siehe Box). Die Standbetreiber scheuen keine Mühe, um ihre jeweiligen Berufsfelder in ein gutes und spannendes Licht zu stellen. In den Hallen geht es zu und her wie an einer Chilbi.

Kids stehen Schlange vor den Angeboten

Traktoren können über einen Monitor gesteuert werden, ein seltsames Flugobjekt der RUAG wirbelt einen herum, der Metzger wurstet gemeinsam mit den Zuschauern eine Bratwurst und die Gummipuppe wird nach allen Regeln der Ersten Hilfe betreut. «Mega lässig, dass hier so viel selber ausprobiert werden kann», sagt ein Mädchen und steigt auf den Bagger. Gleich daneben geht es um die Maurer-Berufe. Wer will, kann selber einen Stein in eine Mauer setzen und seinen Namen draufschreiben. Das kommt gut an: Die Kids stehen Schlange. 

«Dass heute Berufswahlmöglichkeiten so vielfältig und zum Anfassen präsentiert werden, ist doch super.»
Albert Schwarzenbach, CVP-Grossstadtrat

«Mir wurde als Jugendlicher ein dicker Ordner mit verschiedenen Berufen in die Hand gedrückt. Und das war es dann», sagt Albert Schwarzenbach, CVP-Grossstradtrat. «Dass heute Berufswahlmöglichkeiten so vielfältig und zum Anfassen präsentiert werden, ist doch super.»

Grosser Andrang von Interessierten

Das Angebot wird geschätzt und genutzt. «In den nächsten vier Tagen werden rund 24’000 Besucher erwartet», sagt Markus Hirt, Messeleiter ZEBI. Etwa 14’000 Jugendliche sind es, die aus rund 550 Klassen aus der ganzen Zentralschweiz anreisen und einen Augenschein nehmen, dazu kommen rund 10’000 Erwachsene. «Viele kommen am Wochenende nochmals, diesmal in Begleitung der Eltern oder mit der ganzen Familie.»

«Die Frage nach dem Tun ist für die Zukunft und die Persönlichkeitsentwicklung enorm wichtig.»
Beat Jörg, Bildungsdirektor Kanton Uri

Die Berufswahl ist etwas vom Entscheidendsten im Leben. Das betont an der Eröffnung vor versammelter Bildungselite der Zentralschweiz auch der Urner Regierungsrat und Bildungsdirektor Beat Jörg. «Die Frage nach dem Tun ist für die Zukunft und die Persönlichkeitsentwicklung enorm wichtig. Darin sollen die jungen Leute mit aller Kraft unterstützt werden. Genau das macht die ZEBI.»

Antworten auf knifflige Fragen

«Kocht ein Diätkoch einfach nur die Hälfte? Muss ein Seilbahn-Mechatroniker vor Arbeitsbeginn ein Ticket lösen?», fragt Gaudenz Zemp, Präsident Verein Berufsbildung Zentralschweiz, bei seinem Grusswort rhetorisch. «Rund um Berufe gibt es unzählige knifflige Fragen. Und die ZEBI beantwortet sie.»

Knifflig ist zum Teil schon die Berufsbezeichnung, jedenfalls für die ältere Generation – das Leben und damit die Berufswelt ändert sich ständig. So gibt es neuerdings etwa den Beruf Recyclist oder Mechatroniker. Wer nicht weiss, was das ist, kann sich an der Messe schlau machen.

Vom Lebensmitteltechniker bis zur Müllerin

Aber auch altbekannte Berufe, die heute schon exotisch sind, werden präsentiert. So kann man sich am Stand von der Fenaco Genossenschaft über den Beruf der Müllerin/des Müllers informieren. Zum ersten Mal vor Ort sind dieses Jahr auch der Lebensmitteltechnologe, die Kosmetikerin und der Hotelkommunikationsfachmann.

Alle erwähnten Berufe können von Jungs und Mädchen erlernt werden, auch wenn es zum Teil noch immer ungewöhnlich ist. Das zeigt auch das kurze Theaterstück der Sozialpädagogischen Hochschule Luzern zum Thema Chancengleichheit in der Berufswahl: Da wird ein Mädchen gemobbt, weil sie Zimmermann werden will. «Du kannst doch keine Nägel einschlagen! Du hast dazu viel zu wenig Muskeln!», wird sie gefoppt. Und findet dann als Erste eine Lehrstelle. 

 

 Hier gibt es mehr Eindrücke von der Zentralschweizer Bildungsmesse ZEBI: