Pendler aufgepasst: Ab Montag ist am Seetalplatz fast alles anders
Sind Sie oft am Seetalplatz unterwegs? Dann sollten Sie diesen Text lesen. Denn ab Montag ändert sich dort im Verkehr fast alles – und für fast alle: Velofahrer, ÖV-Nutzer und Autolenker. Die gute Nachricht: Der Verkehr dürfte flüssiger werden. Die schlechte: Ruhe kehrt noch nicht so bald ein.
Das Büro der Oberbauleitung beim Seetalplatz ist ein kleines Containerdorf. Es ist die Schnittstelle der momentan grössten Baustelle im Kanton Luzern. Dort traf man sich am Mittwoch – die Verantwortlichen hatten zu einem Baustellenrundgang eingeladen
Ein kleiner Medientross hat sich versammelt und setzt sich unter dem fachkundigen Kommando von Gesamtprojektleiter Hans Ruedi Ramseier in Bewegung. Ziel der Erkundungstour ist der nigelnagelneue Bushub beim Bahnhof Emmen. Die weiteren Stationen: die neue untere Zollhausbrücke und der Verkehrsknoten Schiff.
Am Montag ist vieles anders
Hans Ruedi Ramseier ist Herr über das Monsterprojekt Seetalplatz. Er erzählt mit ruhiger Stimme und Humor, was seit der Medienorientierung vor einem Jahr gegangen ist.
Und es ist viel gegangen. Die nächste grosse Verkehrsumstellung steht unmittelbar bevor: Vom Sonntag auf den Montag, vom 9. auf den 10. Oktober, ändern sich die Wege beim Seetalplatz für alle, die am Boden unterwegs sind radikal: Autos, Velofahrer, Fussgängerinnen, ÖV-Passagiere.
Bushub ist bereit für die Zukunft
Erste Station: der neue Bushub. Christoph Zurflüh, Sprecher des Verkehrsverbunds Luzern (VVL), steht auf einem der neuen Perrons und redet von «Quantensprung» und «Meilenstein». Vielleicht ist die Wortwahl etwas hochgegriffen, aber der Bushub ist tatsächlich die offensichtlichste Änderung des Projekts – und auch die grösste Umstellung für Pendler.
Ab Montag fahren die Busse den neuen Bushof – oder «Bushub» wie Zurflüh ihn lieber nennt – erstmals an. Das Angebot und der Fahrplan bleiben bis zum Wechsel am 11. Dezember noch gleich, erst danach kommt der Hub mit seinen vier Perrons vollumfänglich zur Geltung.
Die Haltestelle heisst jetzt immer noch «Seetalplatz», mit der Umstellung im Dezember wird sie in «Emmenbrücke Bahnhof Süd» umbenannt. Dazu kommen die Haltestellen «Bahnhof Ost» und natürlich der Bahnhof selbst.
Christoph Zurflüh gibt zu: Der Bushub könnte momentan etwas übertrieben proportioniert wirken – aber man müsse vor Augen halten, was noch kommt. «Wir erwarten hier in Luzern Nord langfristig 4000 Arbeitsplätze, 800 Studierende und 1500 Wohnungen, dafür ist dieses neue ÖV-Zentrum gemacht», sagt er. «Der ÖV muss von Anfang bereit sein dafür.»
Knotenpunkt für neun Linien
- Öffentliche Veranstaltung über das gesamte Projekt am Seetalplatz und über die geplante neue kantonale Verwaltung: Mittwoch, 9. November, 17.30 Uhr im neuen Bau 745 der Hochschule Luzern (Viscosistadt)
- Fest für die Bevölkerung im Zusammenhang mit dem Fahrplanwechsel und dem erweiterten ÖV-Angebot: Sonntag, 11. Dezember
Alle Informationen zum Riesen-Bauprojekt finden Sie unter seetalplatz.lu.ch – alles zum neuen ÖV-Angebot und zum Bushub gibt's unter oev-tag.ch/neu
Der neue 2er hat mehr Kapazität als zuvor und soll zuverlässiger und pünktlicher verkehren, weil er die Verkehrshauptachsen umfahren kann – deshalb die Analogie zum Tram. Die Linien 13 und 53 werden zur neuen Linie 40 (Littau–Ruopigen–Flugzeugwerke–Waldibrücke) zusammengeführt. Änderungen gibt es auch bei den Emmer Regionalbussen und bei der Bahn: Für die Pendler gibt’s eine neue Linie S99 ins Seetal (alle Änderungen gibt’s online).
Die letzten Arbeiten am Bushub sind an diesem Mittwoch noch in Gang: Arbeiter auf einer Leiter geben der Anzeigetafel den letzten Schliff, und noch nicht auf allen Sockeln steht ein Billettautomat.
Nächste Etappe: Untere Zollhausbrücke
Die Journalisten, Fotografen, Kameraleute spazieren weiter. Wir sind bei der Zollhausbrücke angelangt: Die neue Untere Zollhausbrücke ist praktisch fertig – der Verkehrsbelag funkelt noch jungfräulich. Auch sie wird Sonntagnacht für den Verkehr freigegeben. Danach wird die obere, 40 Jahre alte Brücke abgerissen. Oder «rückgebaut», wie man hier lieber sagt – und anschliessend neu gebaut.
Dereinst wird der Verkehr auf zwei Brücken fliessen, bis es so weit ist, wird nun der gesamte Verkehr provisorisch über die neue Brücke geleitet. Darum habe es jetzt aus Platzgründen auch noch keine Trottoirs, erklärt Ramseier.
Die neue Zollhausbrücke ist länger und höher und somit besser gerüstet für allfällige Hochwasser – das sieht man gut im Direktvergleich. Man geniesst noch ein wenig das Rumspazieren auf der verkehrsfreien Brücke – dann geht’s weiter Richtung Reussbühl.
Hauptstrasse neu autofrei
Die Zufahrt nach Reussbühl ab der Unteren Zollhausbrücke über die Hauptstrasse (an der CKW-Shedhalle vorbei) ist nun für den öffentlichen Verkehr und den Langsamverkehr, also Fussgänger und Velofahrerinnen, reserviert. Die Strasse wird zur Tempo-30-Zone und bleibt für Anwohner und Lieferanten zugänglich. Alle anderen Autos, LKWs und dergleichen benützen eine Umfahrung: Der Kleinen Emme entlang auf der Reusszopfstrasse, dann weiter auf der Reussbühlstrasse bis zum neuen «Knoten Schiff», der bereits seit Donnerstag in Betrieb ist. Reussbühl und Ruopigen sind von Luzern aus wieder direkt und ohne Umleitung erreichbar, das dürfte viele Auto- und Töfffahrer freuen.
Das neue Verkehrsregime dürfte noch für Verwirrung sorgen, jedenfalls fahren während der Besichtigung munter Autos mit Zürcher und Aargauer Nummernschilder über die gesperrte Strasse, es sind bestimmt keine Anwohner.
Hans Ruedi Ramseier sagt: «Es macht gewissen Leuten Probleme, sie sind jetzt 60 Jahre hier durchgefahren, nun dürfen sie plötzlich nicht mehr.» Auch die Bahnhofstrasse ist künftig für Autos gesperrt, nur noch auf der gegenüberliegenden Westseite ist die Zufahrt erlaubt.
Drei Viertel sind abgeschlossen
Bereits abgeschlossen sind auch der Hochwasserschutz- und Renaturierungsarbeiten entlang der Reuss und Kleinen Emme. Der Seetalplatz hat also eine bedeutende Etappe genommen und ist im Fahrplan. Aber Hans Ruedi Ramseier sagt, um allfälligen Missverständnissen vorzubeugen: «Der Seetalplatz ist noch nicht fertig, es dauert noch zwei Jahre.» Und Andreas Heller, Abteilungsleiter Verkehrstechnik, schiebt nach: «Wir haben jetzt drei Viertel des Geldes verbaut.» Insgesamt kostet das gesamte Projekt 190 Millionen Franken.
Als Nächstes geht’s der alten Zollhausbrücke an den Kragen. Weiterhin gearbeitet wird zudem am Knoten Obere Zollhausbrücke und demnächst auch an der Gerliswilstrasse. Mitte 2017 starten verschiedene Fertigstellungsarbeiten, bereits im Dezember 2016 ist der Viscosi-Steg entlang der Kleinen Emme wieder offen.
Der Medientross macht sich derweil zurück ins Büro der Oberbauleitung, an die Wärme.
Weitere Bilder vom Seetalplatz sehen Sie in der Galerie:
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