Neue Mobbing-Beratungsstelle in Zug

Weckdienst für Alpträume am Arbeitsplatz

Corinne Kälin hat in Zug eine neue Mobbing-Beratungsstelle eröffnet.

In Zug hat eine ehemalige Personalchefin ein neues Beratungsangebot für Mobbing-Opfer eröffnet. Sie sieht ein grosses Bedürfnis – doch das hat seinen Preis.

 

Es begann harmlos: Seit mehreren Jahren arbeitete die junge Frau aus Deutschland bereits in der Schweiz. Dann wurde ihre Firma umstrukturiert und optimiert, das frisch zusammengewürfelte Team begann, gegen den neuen Chef zu stänkern. Der reagierte mit scheinbarer Willkür und einer harten Hand.

Dazwischen stand die junge Frau alleine. Sie versuchte verzweifelt, den widersprüchlichen Aufträgen gerecht zu werden und die tägliche Zerreissprobe am Arbeitsplatz auszusitzen. Geklappt hat das nicht. Kein Hunger, kein Schlaf, sie liess sich krankschreiben und erschien einen Monat nicht zur Arbeit. Dann holte sie sich Hilfe.

Best-of der Büro-Horrorstorys

Solche Geschichten kennt Corinne Kälin zuhauf. Wenn sie aus ihrer zwanzigjährigen Erfahrung im Personalbereich erzählt, klingt das nach dem Best-of der Büro-Horrorstorys. Anfang August hat sie in Zug eine Mobbing-Beratungsstelle eröffnet.

Corinne Kälin ist überzeugt, dass das Bedürfnis nach einer externen Beratungsstelle da sei: «Firmenintern kann man sich oft nicht objektiv und neutral mit einem solchen Problem auseinandersetzen.» Und solche Probleme seien alles andere als eine Seltenheit. «Jeder fünfte Schweizer fühlt sich gemobbt», zitiert Corinne Kälin das Fachmagazin «HR Today».

Gesundheitliche Schäden und finanzielle Wunden

Feindselige Handlungen über einen längeren Zeitraum gegen eine bestimmte Person – so wird gemobbt. «Wobei mobbingähnliche Handlungen, die diese Definition nicht erfüllen, genauso ihre Auswirkungen haben», präzisiert Corinne Kälin. Doch ob es nun Vorzeigefälle aus dem «Mobbinghandbuch» oder im Gegenteil blosse Missverständnisse seien: Was bleibt, sei die schlechte Stimmung am Arbeitsplatz. Und die wolle eigentlich keiner.

«Betroffene kommen meist viel zu spät zu einer professionellen Stelle.»
Corinne Kälin, Mobbingberaterin 

«Wir streben deshalb bei unseren Beratungen immer eine Win-win-Lösung an», erklärt Corinne Kälin. Das sei einfacher gesagt als getan. Mobbing-Betroffene kämen verständlicherweise mit einem riesigen Katalog an Erwartungen an eine Beratungsstelle heran. «In einem Gespräch kann ein Fall gemeinsam aufgegriffen und die bestmögliche Lösung gefunden werden.» Wobei sich diese Lösungen von Fall zu Fall stark unterscheiden können. Der Grund: «Betroffene kommen meist viel zu spät zu einer professionellen Stelle.»

Mobbing ist teuer – doch nicht alles muss man selber bezahlen

Stundensätze in ungefähr dieser Höhe verrechnen auch Psychotherapeuten, die im kantonalen Leitfaden für Mobbing-Betroffene als unabhängige Stellen aufgelistet sind. Ein grosser Vorteil ist aber, dass anerkannte Therapeuten über die Grundversicherung bezahlt werden, Corinne Kälins Beratung muss von den Mobbing-Betroffenen vollumfänglich selbst bezahlt werden. Eine weitere Anlaufstelle für Betroffene ist die Mobbing-Zentrale Schweiz. Sie bietet per Telefon unentgeltliche Beratung, persönlich wie auch juristisch, und führt eine Adressliste mit weiteren Fachpersonen.

In diesem Fall verlieren alle, denn: «Experten schätzen, dass durch Mobbing verursachte Ineffizienz, Arbeitsklimaverschlechterung und Krankheitskosten eine Firma bis zu einem ganzen Jahresgehalt kosten.» Das bedeutet gesundheitliche Schäden für die Menschen und finanzielle Wunden für die Firma. Da scheint die Beratung bei Corinne Kälin trotz eines Stundensatzes von 180 Franken preiswert (siehe Box).

Wie es endete

Die anfangs erwähnte Geschichte der jungen Frau ist typisch. Nicht nur, wie sie begann, auch, wie sie endete. Um sich mit dem Chef und dem Team auszusprechen, reichte die Energie der jungen Frau nicht mehr. Für sie blieb die Möglichkeit, Schmerzensgeld zu kassieren und sich einen neuen Job zu suchen. Geld und die Kündigung – Gewinner und Verlierer sind nur unscharf auszumachen.

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