Kanton Luzern nimmt 12,5 Millionen in die Hand

Perspektiven statt rumhängen für junge Flüchtlinge

Der Einstieg in die Berufswelt soll den jungen Leuten über Brückenangebote und Praktika gelingen.

(Bild: fam)

Es sind mehr 16- bis 25-jährige Asylsuchende, Flüchtlinge und vorläufig Aufgenommene gekommen als angenommen. Darauf reagiert der Regierungsrat: Es werden mehr Plätze in Integrationsangeboten für junge Erwachsene geschaffen. Dadurch entstehen bis 2020 Mehrkosten von 12,5 Millionen Franken. «Das zahlt sich mittelfristig aus», sagt dazu eine Fachperson.

Für die jungen Frauen und Männer, die als Asylsuchende in Luzern sind und die obligatorische Schulzeit hinter sich haben – in ihrem Heimatland oder hier in der Schweiz –, ist es hier schwierig: Oft sprechen sie noch nicht gut Deutsch, haben keine Jobs und kennen sich mit der strukturierten Arbeitswelt in der Schweiz noch nicht wirklich aus. Statt rumhängen sollen junge Leute eine Perspektive für die Zukunft bekommen und fit für die Arbeitswelt gemacht werden. Zwar gibt es schon jetzt die Angebote «Sprachförderung & Jobtraining» (S&J) sowie die Integrationsbrückenangebote (IBA) – allerdings platzen sie aus allen Nähten und das soll sich ändern: Der Kanton schafft mehr Plätze.

Im S&J geht es vorwiegend darum, dass Deutsch gelernt und vertieft wird, das IBA bietet Schulunterricht und Praktika in Luzerner Betrieben. Beide Angebote haben das Ziel, die jungen Leute beim möglichst baldigen Einstieg in die Berufswelt zu unterstützen.

«Es sind mehr junge Leute gekommen als angenommen und budgetiert.»
Christof Spöring, Berufs- und Weiterbildung Kanton Luzern

Zurzeit sind insgesamt 310 junge Asylbewerbende in den beiden Programmen untergebracht. Das reicht allerdings nicht, der Regierungsrat schafft jetzt noch mehr Plätze in den Angeboten. «Es sind mehr junge Leute gekommen als angenommen und budgetiert», sagt Christof Spöring, Leiter Dienststelle Berufs- und Weiterbildung Kanton Luzern. Darum werden in den nächsten vier Jahren schrittweise mehr Plätze geschaffen: Für 2017 sind es zusätzliche 70 IBA- und 30 S&J-Plätze (total 410), bis 2020 im Schnitt sogar 180 IBA- und 30 S&J-Plätze (total 530).

Pro Jahr kostet die Teilnahme an einem der Angebote den Kanton für jeden Teilnehmer im ersten Jahr je 19’000 Franken. «Weil in den nächsten vier Jahren mehr junge Asylsuchende daran teilnehmen, steigen die Kosten entsprechend», erklärt Spöring. Die zusätzlichen Kosten belaufen sich bis 2020 gemäss Mitteilung der Staatskanzlei auf 12,5 Millionen Franken.

Berufseinstieg durch ein Praktikum finden

Als Schulräume werden vorwiegend kantonseigene oder schon gemietete Räume in der Stadt Luzern und in Sursee genutzt. Ab Sommer 2017 werden zudem noch 150 Praktikumsplätze in Firmen gesucht. Gespräche mit der Industrie- und Handelskammer Zentralschweiz sowie dem kantonalen Gewerbeverband Luzern sind im Gang. «Wir sind zuversichtlich, dass wir genügend Praktika finden werden», sagt Spöring.

«Der Berufseinstieg ist nun mal nur praktisch möglich und kann nicht nur theoretisch erlernt werden.»
Christof Spöring

Zwar sei es für die Firmen und Betriebe ein Mehraufwand wegen der teilweise noch mangelhaften Deutschkenntnisse und generell etwas mehr Betreuungsaufwand für die jungen Leute, die zum Teil noch wenig Erfahrung mit den hiesigen Strukturen und Abläufen haben. Allerdings lohnen sich mittelfristig sowohl dieser Aufwand als auch die oben erwähnten Integrationsangebote. «Je früher die Asylsuchenden an die Arbeitswelt herangeführt werden, umso erfolgreicher ist das Resultat: Wer Arbeit findet, landet nicht in der Sozialhilfe», sagt Spöring und ergänzt: «Der Berufseinstieg ist nun mal nur praktisch möglich und kann nicht nur theoretisch erlernt werden.»

Kanton ist unzufrieden mit der Kostenbeteilung des Bundes

Die Mehrkosten von 12,5 Millionen sind hauptsächlich für zusätzliche Lehrpersonen im Brückenangebot, die Erweiterung der Triagestelle sowie Potenzialabklärungen vorgesehen. Das Geld wird im Budget ab 2017 aufgenommen und somit vom Staatshaushalt getragen. Nicht nur Luzern, sondern auch die anderen Kantone sind unzufrieden mit der Beteiligung des Bundes an den Eingliederungsbemühungen. «Die vom Bund zur Verfügung stehenden Mittel vermögen die Aufwendungen des Kantons bei Weitem nicht abzudecken», schreibt die Staatskanzlei und weiter: «Die Regierung fordert daher vom Bund mehr Mittel für die Erfüllung dieser wichtigen Aufgabe.»

Nicht nur die Mehrkosten von 12,5 Millionen Franken schlagen zu Buche: Laut Regierung sind auch mehr personelle Ressourcen nötig, um die in diesem Bereich anfallende Arbeit zu machen. Die zuständige Abteilung beim Kanton wird ab 2017 um zwei Stellen erhöht.

Auch bei den kantonalen Angeboten steht Deutschlernen im Zentrum – wie hier beim Stadtluzerner Angebot «HelloWelcome».

Auch bei den kantonalen Angeboten steht Deutschlernen im Zentrum – wie hier beim Stadtluzerner Angebot «HelloWelcome».

(Bild: moe)

 

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1 Kommentar
  • Profilfoto von zombie1969
    zombie1969, 27.09.2016, 16:28 Uhr

    Die Zuwanderung in die CH erfolgt zum Grossteil illegal und unkontrolliert. Die Migranten die da kommen sind jene, die für Länder wie Amerika, Kanada, Australien oder Neuseeland die Einreise- und Visa-Bestimmungen finanziell und qualitativ nicht erfüllen können. Daher bleiben für diese Migranten und angeblichen Flüchtlinge als Einreiseländer lediglich die reichen europäischen Länder übrig.

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