Badefreunde müssen dieses Jahr auf das Strandbad Oberägeri verzichten. Auf dem Gelände wird das Ägeribad gebaut, eine neue Attraktion für den Kanton Zug. Ein kleiner Seezugang bleibt auch in der Bauzeit erhalten, und er ist erst noch kostenlos.
Das letzte Stündchen des Strandbads Oberägeri hat geschlagen. Die Gebäude werden in den nächsten Wochen abgerissen. Eine Ära geht damit zu Ende: Nach 46 Jahren verschwindet das privat von der Familie Blattmann betriebene heimelige Strandbad. Die Badeanlage wird durch das Ägeribad ersetzt, mit dessen Bau diese Tage begonnen wird.
Ober- und Unterägeri waren in der Vergangenheit nicht immer gut aufeinander zu sprechen. Für das neue Familien- und Erlebnis-Hallenbad spannen die Berggemeinden jedoch zusammen. Realisiert und betrieben wird das Bad von einer Aktiengesellschaft.
Von Duschbrausen, Schaufeln und Baggern
Am Montag waren der Spatenstich und jede Menge Symbolik angesagt (siehe Fotogalerie). Vertreter der Einwohnergemeinden und der Verwaltungen von Ober- und Unterägeri, der Grundbesitzer und Bauunternehmungen und weitere Personen waren eingeladen. Zwei Duschbrausen wurden als letzte Erinnerungsstücke an die Badi in Holzkisten einzementiert. Sodann setzten ganz viele Herren die Schaufel im Erdreich an; gegraben haben sie dann aber nicht wirklich überzeugend, für die Bauarbeiter gibt es also noch jede Menge Arbeit.
Der Zugang zum See bleibt auch während der Bauphase im Bereich Seebadi in beschränktem Umfang gewährleistet. Auf einem rund 20 Meter langen Streifen ist der Zugang zum See auf der Badiwiese gewährleistet. Die Einwohnergemeinde Oberägeri stellt mobile Toiletten und Abfallbehälter zu Verfügung. Sie übernimmt aber keine Haftung während des Badebetriebs und es gibt auch keine Aufsicht. Der Zugang zum See – auch zum Seeplatz – ist ab dem ZVB-Gelände signalisiert. Zahlte man vorher Eintritt in die Seebadi Oberägeri, fällt das in der Bauzeit und auch nachher ebenfalls weg.
Die Gemeindepräsidenten von Unter- und Oberägeri, Josef Ribary und Pius Meier, setzten sich ausserdem nacheinander in die Baggerkabine und hoben spektakulär Erde aus. Ribary ging ziemlich schwungvoll zu Werk, Meier etwas zurückhaltender.
«Ein Meilenstein»
In ihren Ansprachen betonten die Redner, dass der heutige Tag «ein Meilenstein» in der Geschichte des Projekts sei. «Ein ganzjähriges Bad im Ägerital war bereits in den 1970er-Jahren eine Vision», sagte Pius Meier. Es sollte aber noch über 40 Jahre dauern, bis aus der vagen Idee ein Projekt wurde. Beide Gemeinden stimmten dem Projekt schliesslich in einer Volksabstimmung im Juni 2014 mit über 70 Prozent Ja-Stimmen bei einer hohen Stimmbeteiligung zu. «Das Bad ist auch ein Beitrag an die Lebensqualität im Ägerital», so Meier: «Die Bevölkerung als Nutzer des Ägeribads soll Freude daran haben können.»
Josef Ribary, Gemeindepräsident der Nachbargemeinde, freut sich ebenfalls über den Baustart. Weil sich in den verschiedenen Phasen auch kritische Stimmen in den Berggemeinden meldeten, wünscht sich Ribary «einen besseren Austausch mit der Bevölkerung». «Ich hoffe ausserdem, dass wir die Kosten im Griff haben.» Rund 36 Millionen Franken soll das neue Bad kosten.
Bauprojektleiter Christoph Stäubli präsentierte den Zeitplan: Bis im Herbst 2014 sollen Aushub und Pfählungsarbeiten beendet sein. Im Frühling 2017 ist die Aufrichte für das neue Gebäude geplant. «Ziel ist es, das fertige Ägeribad rechtzeitig zur Badesaison 2018 der Bauherrschaft zu übergeben», so der Vertreter der beauftragten Generalunternehmung.
Ein goldenes Luxusbad?
Ob sich die Ägerer ein Luxusbad in Sparzeiten gönnen, wollte zentralplus von den beiden Gemeindepräsidenten wissen, die zugleich den Verwaltungsrat der AG leiten. Pius Meier verneint dies. «Wir hätten teurere Materialien wählen können», sagt der Gemeindepräsident von Oberägeri und VR-Präsident der Ägeribad AG. Auch billigere Materialien seien diskutiert worden. «Wir wollten aber wertbeständige Materialien, die Nachhaltigkeit garantieren und nicht nach kurzer Zeit schon wieder saniert werden müssen.» Die Wahl fiel deshalb auf viel Holz (siehe Kasten ganz unten).
Pius Meier: nachhaltige Bauweise gewählt
Die Geschichte des Projekts begann laut Meier 2010. Sechs Standorte wurden evaluiert. Das Strandbad Oberägeri sei ein Glücksfall gewesen (der Grundbesitzer gibt sein Land im Baurecht ab). «Der wichtigste Pluspunkt dieses Standorts war die Anbindung an den öffentlichen Verkehr mit der ZVB-Linie vor der Haustüre», sagt Meier.
Josef Ribary: «Wir wollen ein Bad für alle»
«Das ist kein Luxusbad», sagt auch Josef Ribary, Gemeindepräsident von Unterägeri und Vizepräsident der Ägeribad AG. Der Grund für den Neubau sei vor allem ein sportliches Bedürfnis: «Der Schwimmclub Frosch mischt seit Jahren in der Nationalliga A mit. Er hatte jedoch keine Trainingsmöglichkeiten und musste deshalb fürs Training in der ganzen Schweiz herumreisen.» Laut Ribary habe man sich zuerst überlegt, nur eine einfache Schwimmhalle zu realisieren. Doch das hätte nur die Schwimmer angesprochen. Mit dem attraktiven Ägeribad schaffe man etwas für alle. «So können wir auch Familien abholen, der Bau wird ein schönes Ambiente haben und nicht zuletzt schaffen wir eine Attraktion für den Tagestourismus.» Defizitär sei ein solches Bad ohnehin, aber man verspricht sich durch diesen Mix bessere Einnahmen.
Der Unterägerer räumt ein, dass die finanzielle Situation zu Beginn der Planung noch rosiger waren als heute. «Heute würden wir das Projekt wohl nicht mehr durchbringen», sagt Josef Ribary zu zentralplus.
Das von den beiden Gemeinden genehmigte Kapital der Aktiengesellschaft beträgt 10 Millionen Franken. Die restlichen 26 Millionen Franken werden bei Banken aufgenommen. Und zwar zu Spezialkonditionen für Gemeinden, wie es beide Einwohnergemeinden beschlossen hatten. Die Aktiengesellschaft hätte den Banken mehr Zins zahlen müssen.
Das neue Ägeribad: Facts & Figures |
Baubeginn: Spatenstich am 6. Juni 2016 |
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