zentral+ testet Online-Tool

Wer schreibt den grössten Bullshit?

Wie viel heisse Luft steckt in den Botschaften, die zentral+ erreichen? (Bild: fotalia.com)

Der «BlaBla-Meter» ist grandios: Eine Internet-Maschine, die berechnet, wie viel heisse Luft in Texten steckt. Wir testeten – natürlich rein willkürlich – drei Nachrichten aus unserem Mail-Account. Das Ergebnis: Sie sind verdächtig nahe am Bullshit-Wert. 

PR-Profis, Politiker, Berater, Werbetexter oder Professoren müssen jetzt tapfer sein. Die Internetseite «blablameter.de» untersucht mit einem «Bullshit-Index» Texte systematisch nach heisser Luft, Gehalt und Aussagekraft.

Da können wir nicht widerstehen und checken drei Medienmitteilungen durch, die vor Kurzem in unserem Postfach gelandet sind. Es tut uns leid für die, die hier schlecht wegkommen. Der «BlaBlaMeter» wurde entwickelt, um hohle Phrasen aufzudecken. Aber fairerweise haben wir uns selber nicht verschont.  

Der «Bullshit-Index» des Blabla-Meters wird zwischen 0 und 1 berechnet. Je näher der Wert bei «1» liegt, desto mehr heisse Luft produziert der Verfasser. Die meisten Worthülsen geben etwa Studien von Unternehmensberatungen wie McKinsey von sich, am besten schnitt die Bibel ab. 

Ausserdem gibt’s zum Bullshit-Index jeweils einen kurzen Kommentar dazu – was das Ganze noch amüsanter macht. Mal sehen, was die Maschine ausspuckt, wenn wir eine Mitteilung … 

… der Stadt Luzern prüfen lassen

Bullshit-Index 0,84: «Es stinkt gewaltig nach heisser Luft!»

Bei einer – wirklich zufällig herausgefischten – Broschüre der Stadt Luzern ist der Blabla-Meter gnadenlos. Der Bullshit-Index des folgenden Absatzes liegt bei 0,84. 

Es geht um die Klimaziele der Stadt Luzern. Zur Verteidigung der Verfasser sagen wir: Das Thema ist wirklich abstrakt und deshalb nicht ganz ohne. Es geht um die Energiepolitik der Stadt. In der Mitteilung wird der «Aktionsplan Luft, Energie, Klima 2015» vorgestellt (zentral+ berichtete). Dennoch, das hier wird mit dem Blabla-Meter als Geschwafel klassiert: 

«Neue Energiedienstleistungsangebote evaluieren und zur Umsetzung vorschlagen: Gemeinsam mit ewl werden mögliche neue Energiedienstleistungen im Sinne der 2000-Watt-Gesellschaft erarbeitet. Solche Dienstleistungen helfen den Kundinnen und Kunden beim Energiesparen. Geeignete Angebote werden ewl zur Umsetzung empfohlen. Zusätzlich wird abgeklärt, welche Rahmenbedingungen notwendig sind, damit bestehende und neue Energiedienstleistungsangebote verstärkt nachgefragt werden.»

Wie funktioniert’s?

Inhalte kann die Maschine nicht wirklich verstehen, der Blabla-Meter orientiert sich an sprachlichen Merkmalen. Sätze mit vielen Substantiven und wenigen Verben erhalten etwa einen hohen Bullshit-Index. Auch die Länge der Wörter sei entscheidend, so der Betreiber der Webseite.  

«Es stinkt gewaltig nach heisser Luft!», so der Maschinenkommentar dazu. «Auch wenn Sie PR-Profi, Politiker, Unternehmensberater oder Universitätsprofessor sind – beim Eindruckschinden sollten Sie Ihre Aussage nicht vergessen.»

Beim gesamten Text der Klimaziel-Broschüre beträgt der Wert übrigens 0,64. Der Blabla-Meter empfiehlt: «Sie müssen PR-Profi, Politiker, Unternehmensberater oder Universitätsprofessor sein! Sollten Sie eine echte Botschaft transportieren wollen, so erscheint es fraglich, ob diese Ihre Leser auch erreicht» – wir sind amüsiert. Hier geht es zur Broschüre (PDF). 

… des Kantons Luzern prüfen lassen

Bullshit-Index 0,55: «Sie wollen jemanden tief beeindrucken» 

Herrlich ist der Blabla-Kommentar auch bei dieser – hereingeflatterten – Mitteilung des Kantons: «Ihr Text signalisiert deutlich: Sie wollen etwas verkaufen oder jemanden tief beeindrucken. Es wirkt unwahrscheinlich, dass damit auch eine klare Aussage verbunden ist – und wenn ja: wer soll das verstehen?» Der Index zeigt 0,55 Punkte an. Dabei ist das Thema durchaus ernst.

«An ihrer konstituierenden Sitzung hat die Begleitgruppe des Konsolidierungsprogramms 2017 (KP17) Kenntnis genommen von der finanzpolitischen Ausgangslage, dem Handlungsbedarf und den strategischen Massnahmen, die der Regierungsrat weiter bearbeiten will.» (Hier das PDF).

Der Kanton muss sparen und vermeldet, dass er nun eine parlamentarische Begleitgruppe einsetzt. Die Politiker sollen klären, wo der Sparhebel angesetzt werden soll. Ein Auszug aus der Mitteilung.

… der CKW prüfen lassen

Bullshit-Index 0,79: «Beim Eindruckschinden sollten Sie Ihre Aussage nicht vergessen.»

Test Nummer drei: Bei einer Mitteilung der CKW, der Centralschweizerischen Kraftwerke AG, heisst es: «Auch wenn Sie PR-Profi, Politiker, Unternehmensberater oder Universitätsprofessor sind – beim Eindruckschinden sollten Sie Ihre Aussage nicht vergessen.» Sie wird mit verdächtig hohem Bullshit-Faktor 0,79 bewertet. 

Um was geht’s? Die CKW will das Fernablesen von Stromzählern weiter vorantreiben und hat dafür mächtig die Werbetrommel. Aber bei Wörtern wie «erfolgreich» und «weltweit führend» wird die Maschine skeptisch (siehe PDF).

«Ein optimiertes Stromnetz ist die Voraussetzung für mehr Energieeffizienz. Nur so können Zuverlässigkeit und Sicherheit bei der Stromlieferung und -nutzung erzielt werden. Zum Einsatz kommt die Funklösung von Kamstrup, eine Weiterentwicklung der seit Jahrzehnten bewährten Technologie bei Wasser- und Gaszählern.»

Solche Sätze lassen den Index in die Höhe schnellen.

 … unsere Artikel prüfen lassen

Bullshit-Index 0,14: «Ihr Text zeigt nur geringe Hinweise auf Bullshit-Deutsch.» 

Dazu nehmen wir unsere meistgeklickte Story des Tages – und haben Glück. Ja, das ist zwar fies, aber hier handelt es sich schliesslich um einen nicht repräsentativen Stichprobentest. Tschuldigung. Der Bullshit-Index beträgt bei uns nur gerade 0,14. «Ihr Text zeigt nur geringe Hinweise auf Bullshit-Deutsch.» 

Der Artikel behandelt eine alte Fasnachtstradition, das «Intrigieren». Keine Ahnung, was das ist? Dann lesen Sie den Artikel. Einige Luzerner Gruppen lassen diese Narrenfreiheit wieder aufleben.

Das Fazit? Dieser kurze Test ist zugegebenermassen nicht gerade weltverändernd, hat aber grossen Spass gemacht. Und was er zeigt: Behörden und Unternehmen reden gerne um den heissen Brei herum. Das dürfen wir aus Erfahrung sagen. Wir übersetzen das jeweils gerne für Sie – ist ja schliesslich unser Job.

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