Zuger Weihnachtsbeleuchtungs-Battle

Besinnlichkeitsfanatiker im Lichterkettenkampf

Auf in den Kampf: Der Zuger Weihnachtensbeleuchtungs-Battle ist lanciert. Wer gewinnt die Gunst des Publikums? (Bild: pbu)

Für viele gehört sie zu Weihnachten wie Geschenke und der Festtagsbraten: die private Weihnachtsbeleuchtung. Ein Rundgang durch Zuger Wohnquartiere zeigt, dass sich ein System dahinter verbirgt. Es lassen sich ganz konkrete Weihnachtsbeleuchtungs-Typen bestimmen. Erkennen Sie sich wieder?

Heute ist Heiligabend. Was? Sie sind trotzdem nicht in Weihnachtsstimmung? Dann gönnen Sie sich doch abends nach dem Vertilgen der Weihnachtsgans einen Spaziergang mit Ihren Liebsten. All die Lichterketten und Leuchtsterne in Ihrer Umgebung werden sehr schnell besinnliche Feststimmung aufkommen lassen. Hier ein bescheidenes Lichtlein, das so unscheinbar in die Nacht leuchtet, dass davon nicht einmal Motten angezogen werden. Dort eine ganze Batterie an Lichterketten, die wohl irgendwo von einem Mini-AKW gespeist werden.

Wir haben einige mehr oder weniger beschmückte Bauten in Zug fotografisch festgehalten und stellten schnell fest: Das Ganze hat System. Es gibt ganz konkrete Weihnachtsbeleuchtungs-Typen – und zwar genau sieben an der Zahl. Wie, das haben Sie nicht gewusst? Dann lesen Sie weiter. Wir stellen sie Ihnen vor. Mit einem Augenzwinkern bringen wir Ordnung in das Durcheinander aus LED-Lichtern und Leuchtfiguren. Ganz nach dem Motto: Zeig mir deine Weihnachtsbeleuchtung und ich sag dir, wer du bist. Erkennen Sie sich wieder?

Typ 1: Der Klassiker

Er prägt die Beleuchtungslandschaft wie kein Zweiter. Der Klassiker ist in allen Gesellschaftsschichten und Altersklassen anzutreffen. Mit Lichterketten schmückt er vornehmlich seinen Balkon oder sein Terrassengeländer. Die Lämpchen gibt es mittlerweile in allen Farben. Trozdem bleibt der Klassiker auch diesbezüglich klassisch und beschränkt sich auf die gelbliche Spektralfarbe. Das soll wohl Wärme suggerieren, so im tiefen Winter.

Das Motto ist klar: Mehr ist mehr. Die Lichtermasse macht den Effekt. Das Zeugs gehört aber freilich nach draussen. Schliesslich soll es die Passanten zum Staunen bringen und die Nachbarn vor Neid erblassen lassen. Und wetterfest sind die Dinger ja auch.

Bild 1: Schlicht, klassisch, einfach – und hundertfach kopiert.

Bild 1: Schlicht, klassisch, einfach – und hundertfach kopiert.

(Bild: pbu)

Daneben gibt’s noch den Klassiker Plus. Hauptbestandteil ist wiederum die Lichterkette, die vom Balkongeländer hängt oder um jenes gewickelt wird. Doch dieser Typ haut noch einen drauf. Mit Tierfiguren, Sternen oder sonstigem weihnachtlich angehauchtem Firlefanz pimpt er den 0815-Lichterschmuck auf. Dafür muss er schon etwas tiefer in die Tasche greifen. Der Effekt ist aber ansehnlich. So wird jedem unmissverständlich klar, dass man sich hier auf Weihnachten besinnt – und nicht etwa an einem sonderbaren Fetischismus leidet. Wobei, das kann natürlich auch miteinander einhergehen.

Bild 2: Einzelne Figuren und Symbole verleihen der klassischen Lichterkette das gewisse Etwas.

Bild 2: Einzelne Figuren und Symbole verleihen der klassischen Lichterkette das gewisse Etwas.

(Bild: pbu)

Bild 3: Rentiere mit Schlitten, ein Verkaufsschlager.

Bild 3: Rentiere mit Schlitten, ein Verkaufsschlager.

(Bild: pbu)

Zweite Unterkategorie: Der Klassiker Nonplusultra. Dieser beschränkt seinen kreativen Erguss nicht nur auf seinen Balkon oder die Terrasse, sondern erweitert sein Territorium und bringt gleich den gesamten Vorgarten zum Leuchten. Es ist klar, das geht natürlich nur, wenn man einen Vorgarten hat. Sonst wird’s schwierig. Die Möglichkeiten werden damit aber vervielfältigt. Ein zusätzliches Plus: Die karge Gartenlandschaft wird kräftig aufgemotzt. Da wachsen bis im Frühling zwar keine Früchte oder irgendwelches Gemüse, aber dafür die Besinnlichkeit. Und die sättigt ja auch irgendwie. Luft und Liebe und so.

Bild 4: Hier rennen die Rentiere gleich durch den Vorgarten.

Bild 4: Hier rennen die Rentiere gleich durch den Vorgarten.

(Bild: pbu)

Wenn die Weihnachtszeit vorbei ist, kommen die Leuchten beim Klassiker wieder weg. Der Spielraum wird allerdings grosszügig ausgelegt. So kann es schon mal vorkommen, dass die Dinger erst mit dem Frühjahresputz wieder verschwinden. Denn der Klassiker ist in der Regel stolz auf seine Schöpfung. In einem Akt der Selbstlosigkeit ist es ihm ein Anliegen, dass möglichst die gesamte Bevölkerung durch sein Werk «erleuchtet» wird. Vielleicht ist er aber auch bloss zu faul, um die Dinger wieder wegzuräumen. Aber immerhin, die Leuchten werden auf jeden Fall rezykliert. Mit zunehmender Routine hängen sie von Jahr zu Jahr denn auch schneller wieder an ihren Plätzen.

Typ 2: Der Märchenerzähler

Jetzt wird’s so richtig behaglich. Der Märchenerzähler ist ein eher seltenes Exemplar. Doch wenn man ihn antrifft, kommt man so schnell nicht wieder von ihm los. Nur die kalte Luft vermag die schon fast verliebt blickenden Augen der Passanten von der Komposition zu lösen. Fein säuberlich entwirft dieser Beleuchtungs-Typ ein Arrangement aus Tieren und leuchtender Flora. Nur ausgewählte Stücke finden dabei Verwendung. Es wird sofort klar: Da ist jemand mit Herz und Seele bei der Sache.

Der Märchenerzähler wächst mit seinem Projekt. Jedes Jahr kommen neue Komponenten hinzu. Die Geschichte ist nie bis zum Ende erzählt. Das ist natürlich eine geschickt gewählte Strategie. Denn so entsteht eine langfristige Bindung zum Publikum, das alljährlich erwartungsvoll an die Märchenstätte pilgert und es kaum abwarten kann, die neuen Errungenschaften bewundern zu dürfen. Meist lohnt sich der Aufwand.

Bild 5: Worum es bei dieser tierischen Konferenz wohl geht?

Bild 5: Worum es bei dieser tierischen Konferenz wohl geht?

(Bild: pbu)

Typ 3: Der Geizhals

Das klingt jetzt vielleicht etwas hart. Man kann Typ 3 auch den Spartanischen nennen. An der Tatsache ändert dies aber nichts. Lieblosigkeit prägen seine Beleuchtungsbemühungen. Beeindrucken tun diese niemanden. Weshalb er sich die «Mühe» trotzdem macht, ist nicht ganz schlüssig. Vielleicht ist es ein Plädoyer für Sparsamkeit. Vielleicht kann er es einfach nicht besser.

Eines muss man dem Geizhals allerdings zugutehalten. Meist bringt er etwas Farbe in den Einheitsbrei aus gelb leuchtenden Lämpchen. Wahrscheinlich sind rote und blaue Lichterketten regelrechte Ladenhüter, die dann irgendwann zu stark reduzierten Preisen verhökert werden. Dem Geizhals wird das auf jeden Fall entgegenkommen. Dieser Beleuchtungs-Typ wird sich indessen nicht die Mühe machen, seinen Weihnachtsschmuck nach Beendigung der Festtage wieder zu entfernen – was für eine unnötige Arbeit! Er zieht den Stecker und lässt die Dinger das ganze Jahr hindurch hängen. Vielleicht sehen sie auch deswegen derart mitgenommen aus.

Bild 6: Besinnlichkeit der speziellen Art.

Bild 6: Besinnlichkeit der speziellen Art.

(Bild: pbu)

Bild 7: Schlichtheit in Perfektion.

Bild 7: Schlichtheit in Perfektion.

(Bild: pbu)

Typ 4: Der Dezente

Im Unterschied zum Geizhals geht es dem Dezenten nicht in erster Linie darum, möglichst sein Portemonnaie zu schonen. Zwar hält sich auch sein Aufwand in Grenzen. Aber er macht sich durchaus Gedanken zu seiner Installation. Sein Gestaltungsmotto lautet: Weniger ist mehr. Mit ausgesuchten, pointiert platzierten Sujets sucht er die Gunst der Zuschauer. Er versucht die Blicke der Passanten einzufangen und deren Aufmerksamkeit nicht in einem Lichtermeer zu beduseln. Mehr Sein als Schein.

Der Dezente ist immer für eine Überraschung gut. Plötzlich erspäht man Figuren, mit denen man so nicht rechnet. Sterne, Schneeflocken und der Weihnachtsmann sind ja noch nachvollziehbar. Aber was genau hat ein Pinguin mit der Geburt Jesu Christi zu tun? Das tut allerdings nicht sonderlich viel zur Sache. Gut platziert fungieren die Leuchtskulpturen immer als Blickfang und sorgen für Spannung auf dem abendlichen Verdauungsspaziergang.

Bild 8: Weihnachtsmann mit Schlitten.

Bild 8: Weihnachtsmann mit Schlitten.

(Bild: pbu)

Bild 9: Ungewohnt anders: Ein Pinguin zur Weihnachtszeit.

Bild 9: Ungewohnt anders: Ein Pinguin zur Weihnachtszeit.

(Bild: pbu)

Bild 10: Weiss sich bei ausbleibendem Schneefall zu helfen.

Bild 10: Weiss sich bei ausbleibendem Schneefall zu helfen.

(Bild: pbu)

Typ 5: Der Bastler

Hier schlägt das kreative Herz höher. Der Bastler macht sich nichts aus dem Einheitsbrei. Lichterketten sind ja sowas von Mainstream, das kann jeder, das hat jeder. Individualität ist angesagt. Selbermachen ist Trumpf. Mit Stolz zeigt er seine Werke, die er nicht selten zusammen mit dem eigenen Nachwuchs produziert hat. «Seht her, was für begabte Bastler ich und meine Kinder sind», schreien seine Kunstwerke in die Nacht hinaus. Das ist didaktisch wertvoll und schont obendrein auch gleich noch die Umwelt – minimaler Stromverbrauch, keine Lichtverschmutzung.

Der Bastler ist wohl der Besinnlichste aller Weihnachtsbeleuchtungs-Typen. Im familiären Kreis sitzt er stundenlang brütend am Küchentisch, erstellt ein Konzept, schafft sich die Materialien an und stellt mit seinen eigenen Händen etwas her. Nebenbei werden Guetzli gebacken und hie und da Weihnachtslieder angestimmt – damit dann am Heiligabend die perfekt inszenierte Show sitzt.

Bild 11: Man kann die besinnliche Stimmung im Haus regelrecht spüren.

Bild 11: Man kann die besinnliche Stimmung im Haus regelrecht spüren.

(Bild: pbu)

Bild 12: Ein liebevoll gestaltetes Fenster.

Bild 12: Ein liebevoll gestaltetes Fenster.

(Bild: pbu)

Typ 6: Der Nonkonformist

Exzentriker gibt es auch unter den Weihnachtsbeleuchtern. Der Nonkonformist ist bemüht anders. Seiner Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Wie kein Zweiter beherrscht er das Spiel mit den Farben. Hier ein orange-rot leuchtender Stern, dort eine blaue Lichterkette, die sich keck über seinen Balkon ausbreitet. Er ist ein Spieler und probiert gerne Neues aus. Jedes Jahr präsentiert sich sein Zuhause in einer anderen weihnachtlichen Aufmachung. Ja nicht in der Masse untergehen, das ist sein Credo.

Der Nonkonformist hat aber ein Problem. Der ständige Drang nach Einmaligkeit setzt ihn unter dauerhaften Stress. Nichts mit Besinnlichkeit. Stets hält er Ausschau nach allfälligen Plagiaten. Das lässt ihn nicht zur Ruhe kommen. Deshalb verschwinden seine Schmuckstücke bereits wenige Tage nach der Bescherung in der Versenkung – bis der Stress bereits im November wieder von vorne beginnt. Mitunter geht seine bemühte Andersartigkeit auch in die Hose – so mag der Anblick von Bild 14 an ein Bahnhofs-WC erinnern, dessen blau schimmerndes Schwarzlicht eine gewisse Klientel abschrecken soll.

Bild 13: Leicht orientalisch angehaucht.

Bild 13: Leicht orientalisch angehaucht.

(Bild: pbu)

Bild 14: Alles andere als konform – mit dem Charme eines Bahnhof-WCs.

Bild 14: Alles andere als konform – mit dem Charme eines Bahnhof-WCs.

(Bild: pbu)

Typ 7: Der Vollprofi

Er ist über alle Zweifel erhaben und ein Pfundskerl. Der König der Lichterketten, Herrscher über LEDs und Plastikfiguren. Beim Vollprofi – auch Prahler genannt – sieht man vor lauter Weihnachtsbeleuchtung mitunter das Haus nicht mehr. Der Vollprofi feiert nicht Weihnachten, er lebt es. Egal, wohin der Blick fällt, überall blinkt und funkelt es. Stundenlang kann man die Meisterwerke betrachten und selbst dann noch neue Details bemerken.

Man ist falsch gewickelt, wenn man denkt, dass der Vollprofi es sich einfach macht und die Installation aus Bequemlichkeit das ganze Jahr über hängen lässt. Nichts da, wenige Wochen nach Weihnachten wird abgebaut. Fein säuberlich wird das Ganze zerlegt, die einzelnen Komponenten in eigens dafür vorgesehenen Behältnissen verstaut und im Keller zwischengelagert. Bevor sein Domizil im darauffolgenden Jahr wieder in hellem Glanz erstrahlt, wird jedes einzelne Lämpchen selbstverständlich auf seine Funktionstüchtigkeit überprüft. Denn der Vollprofi macht keine halben Sachen. Er ist Perfektionist und sich selbst sein härtester Kritiker.

Bild 15: Lichter so weit das Auge reicht.

Bild 15: Lichter so weit das Auge reicht.

(Bild: pbu)

Bild 16: Nahezu jede freie Fläche wird genutzt.

Bild 16: Nahezu jede freie Fläche wird genutzt.

(Bild: pbu)

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