Brandstiftung an Haus in Luzerner Haldenstrasse?

Mehrere hunderttausend Franken Schaden

Stundenlanger Einsatz: Mit dem Glimmbrand hatte die Luzerner Feuerwehr am meisten zu kämpfen. (Bild: zvg)

Grosseinsatz der Luzerner Feuerwehr am Sonntagabend. An der Haldenstrasse geriet eine Praxis in Brand. Betroffen sind vier Mietparteien. Gegen 100 Feuerwehrleute standen im Einsatz. Markus Portmann von der Luzerner Feuerwehr erklärt, was bei einem solchen Einsatz alles klappen muss, damit sich der Schaden in Grenzen hält und möglichst keine Menschen gefährdet sind.

Laute Sirenen ertönten am Sonntagabend in der Stadt Luzern. Und es kam zu kilometerlangem Stau. In der Haldenstrasse 9 ist es zu einem Grosseinsatz der Feuerwehr gekommen. Gleich gegenüber befindet sich das Hotel National.

Die ganze Nacht hindurch waren Rettungskräfte vor Ort. Grund dafür war ein sogenannter Glimmbrand in den Zwischenböden eines Wohn- und Geschäftshauses. Personen wurden keine verletzt. Was man bis jetzt schon weiss: «Es kam zu einem Gebäudeschaden von mehreren hunderttausend Franken», sagt Markus Clerc, Sprecher der Luzerner Gebäudeversicherung. 

Branddetektive klären ab

Gebrannt hatte es in Geschäftsräumen im zweiten und dritten Stock. Dort seien die Räume laut Angaben der Luzerner Feuerwehr in Mitleidenschaft gezogen worden. Am stärksten betroffen ist die Physiotherapie-Praxis Haas. Der Brand breitete sich in den Zwischenböden und Wänden des zweiten und dritten Stockes aus. Im dritten Stock sind Wohnungen durch den starken Rauch beschädigt worden.

Unten im Erdgeschoss befindet sich das kleine Thai-Restaurant «Takrai». Dort, sowie im ersten Stock, könnte zusätzlich ein Wasserschaden entstanden sein. Einerseits verursacht durch das Löschwasser der Feuerwehr, andererseits weil eine Wasserleitung geplatzt ist. Diesen Montag war keiner der Mieter für eine Stellungnahme erreichbar. 

(Bild: zvg)

Über die Brandursache ist noch nichts bekannt. Die Branddetektive ermitteln, sagt Urs Wigger, Sprecher der Luzerner Polizei: «Wir wissen nicht, ob es Brandstiftung, Fahrlässigkeit oder eine technische Ursache war. Je nach dem dauern die Abklärungen mehrere Wochen.» 

Entscheidend war am Sonntagabend, dass die Feuerwehr so schnell vor Ort gewesen war, sagt Markus Portmann, stellvertretender Kommandant der Luzerner Feuerwehr. «Ein Feuer kann sich in den ersten zehn Minuten kritisch ausbreiten und die Situation für die Rettungskräfte immer schwieriger machen. Es geht meistens sehr schnell, deshalb müssen wir rasch vor Ort sein.» So seien auch die Feuerwehr-Organisationen entsprechend reaktionsschnell aufgebaut.

Es galt «Alarmstufe 2»

Wie funktioniert ein solcher Grosseinsatz? Der Notruf ging laut Portmann am Sonntag um 19:18 Uhr bei der Einsatzzentrale der Luzerner Polizei ein. Die Meldung wurde dann innert Sekunden an die Pikettoffiziere der Feuerwehr weitergeleitet. «Danach gibt es anhand der Meldung schon eine erste Einschätzung, welche Alarmstufe ausgelöst werden sollte.» Je nachdem, werden mehr oder weniger Einsatzkräfte aufgeboten.

Praxisbrand an der Haldenstrasse.

Praxisbrand an der Haldenstrasse.

(Bild: Feuerwehr Stadt Luzern)

Nach dem Kommando-Gespräch wurde eine Gruppe von 20 Personen auf den Weg geschickt. Diese Picket- Aufgaben übernimmt übrigens noch bis 1. Januar 2016 das Löschpikett der Luzerner Polizei. Danach die Berufsfeuerwehr Luzern (zentral+ berichte) Das Team war innerhalb von wenigen Minuten vor Ort.

Dort mussten sich die Rettungskräfte zuerst einen Überblick über die Lage verschaffen, sagt Portmann. «Der Offizier klärte ab, wo sich das Feuer ausgebreitet hat und ob Personen gefährdet waren.» Währenddessen machen sich die ersten Leute mit Lösch- und Atemschutzgeräten bereit. Generell gilt der Schweizer Standard: In dicht besiedeltem Gebiet müssen innerhalb von zehn Minuten acht Personen mit einem Tanklöschfahrzeug vor Ort sein. «Das war auch am Sonntagabend der Fall.» 

Alle tragen einen Pager

Aufgrund der ersten Kommando-Einschätzung an der Haldenstrasse 9 am Sonntagabend wurde die Alarmstufe 2 ausgelöst. «Dann rücken zwischen 80 und 120 Leute ein.» Die Alarmstufen sind so aufgebaut, dass mit dem entsprechenden Aufgebot trotz allfälliger Abwesenheiten genügend Feuerwehrleute auf dem Platz sind, um das Ereignis zu bewältigen, so Portmann. 

«Es kann dabei Unterschiedliches in die Quere kommen. Einsatzkräfte können krankheitshalber ausfallen oder können wegen Kinderbetreuung nicht einrücken.» Zudem könne es sein, dass sich jemand zum Beispiel im entfernten Würzenbach befindet. «Dieser hat dann etwa am Sonntag, nachmittags um vier Uhr länger, bis er sich im Feuerwehrgebäude an der Kleinmattstrasse in der Neustadt ausrüsten und dann ausrücken kann.»

 

Sämtliche Milizkräfte sind für das Aufgebot mit einem Pager ausgerüstet. Es herrscht Tragepflicht. Das Gerät meldet in wenigen Zeichen etwa: Alarmstufe, Rauchentwicklung, Haldenstrasse, Praxisräume. Dann dauert es je nach Verkehrssituation zwischen drei und 15 Minuten, bis die Personen im Feuerwehrgebäude eintreffen.

Am Sonntag musste eine wichtige Verkehrsachse Luzerns, die Haldenstrasse abgesperrt werden. «Alleine für das braucht man mehrere Leute. Wir können solche Massnahmen nicht verhindern, denn wir brauchen Platz für unsere Organisation und um den Brand bewältigen zu können», sagt Portmann. Später wurde in Zusammenarbeit mit der Polizei ein Einbahn-Regime über nahe gelegene Strassen geführt. Auch die VBL organisierte für diese Zeit eine eigene Disposition für die Busse. Und am Bahnhof wurde dies entsprechend kommuniziert.

Grosseinsatz der Feuerwehr. Der Verkehr Richtung Würzenbach wird umgeleitet (Leserfoto: Angelo Fusco)

Grosseinsatz der Feuerwehr. Der Verkehr Richtung Würzenbach wird umgeleitet (Leserfoto: Angelo Fusco)

Über zehn Stunden Einsatz

Zu kämpfen hatte die Luzerner Feuerwehr mit dem sich laufend ausbreitendem Glimmbrand. «Dieser hat sich in den Zwischenböden festgesetzt. Diese Brandherde sieht man von blossem Auge nicht, am ehesten mit einer Wärmebild-Kamera. Man musste die Wände von oben und unten aufbrechen, um die Brände zu löschen. Das hat lange gedauert, und das Ganze unter Atemschutz. Deshalb brauchte es viele Leute», sagt Portmann. 

Am Sonntaghabend herrschten kalte Temperaturen. Es war gerade noch so an der Grenze, ungefähr ein halbes Grad Minus, erklärt Portmann. «Bei mehreren Grad unter Null müssen wir dauernd die Leitungen leicht offen lassen, damit uns das Wasser nicht einfriert.»

Der Einsatz wurde für die meisten Einsatzkräfte um ein Uhr morgens beendet. Rund sieben Personen wachten anschliessend noch über den Einsatzort. Um sechs Uhr hat der Einsatzleiter das OK gegeben und die Brandwache konnte den Einsatzort verlassen. «Wir haben sehr gut gearbeitet», resümiert Markus Portmann. «Solche Grosseinsätze sind immer eine Herausforderung. Und dieser dauerte wirklich lange. Schlussendlich haben aber alle Einsatzkräfte sehr schnell reagiert.» 

Der Brand breitete sich in den Zwischenböden und Wänden des zweiten und dritten Stocks aus.

Der Brand breitete sich in den Zwischenböden und Wänden des zweiten und dritten Stocks aus.

(Bild: Feuerwehr Stadt Luzern)

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