Asyl-Notunterkünfte Luzern

«Jeden Monat verzeichnen wir neue Rekorde»

In der Zivilschutzanlage Linden werden seit Mitte Dezember 80 Asylsuchende untergebracht. (Bild: Montage, bra)

Der Kanton Luzern eröffnet in Beromünster eine weitere Asyl-Notunterkunft. In rasantem Tempo könnte es in den nächsten Tagen so weitergehen. Weitere unterirdische Anlagen werden wohl bald für Schutzbedürftige eingerichtet. «Langfristig brauchen wir mehr Wohnungen und Wohnzentren an der Oberfläche», sagt Asylkoordinator Ruedi Fahrni. 

Fieberhaft wird nach Plätzen gesucht. In Beromünster nimmt der Kanton bereits die achte Asyl-Notunterkunft in einer Zivilschutzanlage in Betrieb. Die Asylzentren in den Zivilschutzanlagen Dagmersellen, Areal Eichhof Luzern, Willisau, Nebikon und Meggen sowie die Unterkünfte im Hotel Löwen Ebikon und im Haus C in St. Urban bieten insgesamt Unterkunftsplätze für 390 Personen. 

«Jeden Monat verzeichnen wir neue Rekorde», sagt Ruedi Fahrni, Asyl- und Flüchtlingskoordinator des Kantons Luzern. Im November 2015 sind über 300 Asylsuchende neu in den Kanton Luzern gekommen. Zurzeit werden vom Bund täglich bis zu 20 neue Personen zugewiesen. «Langfristig brauchen wir mehr Wohnungen und Wohnzentren an der Oberfläche.»  

«Das bringt uns ins Rotieren.»

Ruedi Fahrni

Anstieg in kurzer Zeit

Ruedi Fahrni

Ruedi Fahrni

In rasantem Tempo könnte es in den nächsten Tagen so weitergehen. «Es ist sehr wahrscheinlich, dass weitere Zivilschutzanlagen für Asylsuchende in Betrieb genommen werden.» Zurzeit kann nicht abgeschätzt werden, wie sich die Migrationsströme nach Europa weiterentwickeln und mit welchen Auswirkungen mittelfristig für die Schweiz zu rechnen ist. Darum bereiten sich Bund und Kantone auch auf das mögliche Szenario eines massiven Anstiegs an Asylsuchenden vor.

Der Kanton habe eigentlich damit gerechnet, dass die Zuweisungen noch in diesem Jahr wieder abnehmen, wie das normalerweise der Fall sei. Ruedi Fahrni: «Die Situation ist zwar nicht dramatisch. Speziell ist aber, dass die Zunahme in so kurzer Zeit passiert. Das bringt uns schon ins Rotieren.» Anfang Jahr rechnete seine Dienststelle mit 800 Asylsuchenden, nun sind es 1650 (siehe Box). 

Beromünster erfüllt Verpflichtung

In Beromünster werden ausschliesslich Männer, vorwiegend aus Afghanistan und Syrien, untergebracht. Beim Kanton Luzern sei man sich bewusst, dass die unterirdische Unterbringung kein optimaler Zustand sei, so Ruedi Fahrni. «Die Wohnsituation ohne Tageslicht ist nicht ideal. Angesichts der aktuellen Lage wird dies jedoch als zumutbar befunden.» Der Betrieb der Notunterkunft ist auf 18 Monate befristet. 

Über 2000 Flüchtlinge

Ende November 2015 waren im Kanton Luzern 1650 Asylsuchende untergebracht. Damit ist die Zahl der Asylsuchenden im letzten Halbjahr um 800 Personen angestiegen.

Aufgrund der sehr hohen Schutzanerkennungsquote von 65 Prozent steige auch die Zahl der Flüchtlinge und vorläufig Aufgenommenen seit Beginn des Jahres 2014 kontinuierlich an. Der Kanton Luzern betreut heute nebst den 1650 Asylsuchenden rund 2250 Flüchtlinge und vorläufig Aufgenommene, die von wirtschaftlicher Sozialhilfe abhängig sind (Stand Ende Dezember 2013: 1365 Personen).

In der neuen Notunterkunft in Beromünster werden 80 Asylsuchende untergebracht. Mit der Einrichtung der Zivilschutzanlage Linden reagiert die Gemeinde Beromünster auf die Verpflichtung, im Rahmen der Gemeindeverteilung Unterkunftsplätze für Asylsuchende bereitzustellen. Charly Freitag, FDP-Kantonsrat und Gemeindepräsident von Beromünster: «Es war uns Beromünstern bewusst, dass wir mit 6500 Einwohnern etwas bereitstellen müssen.»

Am Mittwochabend hat Charly Freitag kurzfristig im Rahmen der ordentlichen Budgetversammlung – unter dem Traktandum «Varia» – die Bevölkerung informiert. «Die anwesenden 150 Stimmberechtigten haben gefasst reagiert.» Am 14. Dezember sei eine separate Informationsveranstaltung geplant. 

24-Stunden-Betrieb

Die Notunterkunft liegt zwischen dem Fussballplatz des FC Gunzwil und dem Schulhaus Linden. «Bestimmt gibt es einen gewissen Teil der Bevölkerung, dem das Angst macht», sagt Freitag. Die Betreuung werde durch die kantonale Asylorganisation sichergestellt. Da sei viel Erfahrung vorhanden. 

Charly Freitag

Charly Freitag

«Für die Sicherheit rund um die Notunterkunft wird ein privater Sicherheitsdienst eingesetzt», so Freitag. Eine Gruppe aus Vertretern des Kantons Luzern, der Luzerner Polizei, der Gemeinde Beromünster und der Bevölkerung wird den Betrieb der Notunterkunft eng begleiten. Sie trifft sich regelmässig und kann bei allfälligen Problemen rasch Massnahmen für den weiteren Betrieb definieren.

Notunterkunft für Asylsuchende in Eschenbach

Die Frage, wie man die Asylsuchenden beschäftige, sei noch nicht abschliessend geklärt. Um den Leuten Tagesstrukturen zu bieten, sind gemeinnützige Arbeitseinsätze wie Umgebungspflege, Instandstellung von Wanderwegen, Wald- und Bachufersäuberungen zugunsten der Gemeinde Beromünster sowie umliegender Gemeinden geplant.

Erst vor zwei Tagen teilte der Kanton mit, dass in Eschenbach in der Militärunterkunft Hübeli eine Asyl-Notunterkunft für Familien eingerichtet wird. Grosse Bereiche der Unterkunft verfügen über Tageslicht, somit ist sie auch für die Unterbringung von Kindern geeignet. In den nächsten Wochen ziehen die ersten Familien ein.

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