Das Zuger Verdichtungslabor

Rotkreuz will höher hinaus

Futuristisch: So sehen die nächsten Gebäude auf dem Suurstoffi-Areal aus. Sie sollen bis Ende 2017 fertig sein. Im September haben die Arealbesitzer die Baubewilligung erhalten. (Bild: Visualisierung Ramser Schmid Architekten)

In den nächsten Jahren könnten nach dem Roche-Hochhaus noch mehr «Wolkenkratzer» in den Himmel über Rotkreuz ragen. Der Gemeinderat sieht bauliches Verdichtungspotenzial und hat Standorte bestimmt, wo höher gebaut werden könnte. Auf dem Suurstoffi-Areal soll ausserdem ein futuristisches «grünes» Hochhaus entstehen.

Das Roche-Hochhaus ist mit 68 Metern Höhe momentan das höchste Gebäude in der Gemeinde Risch-Rotkreuz. Der Rekord wird jedoch nicht mehr lange Bestand haben. Das zweite Hochhaus, das im Suurstoffi-Areal entstehen soll, darf eine Maximalhöhe von 70 Meter haben.
Realisiert wird das Hochhaus von der Immobilienfirma Zug Estates als Besitzerin des Suurstoffi. Laut Finanzchefin Gabriela Theus will Zug Estates im ersten Halbjahr 2016 ein Baugesuch einreichen und hofft auf die Bewilligung der Gemeinde im zweiten Halbjahr. «Wenn alles nach Plan läuft, sollen die ersten Bewohner im Winter 2018/2019 einziehen können.»

Bepflanztes Hochhaus

Geplant sind rund 90 Wohnungen im Stockwerkeigentum. Zu den Preisen und der Architektur kann sich Theus noch nicht äussern. Aber zu einem interessanten Detail: Es soll ein grünes Wohn-Hochhaus werden, mit vielen Pflanzen auf den Balkonen. Das wäre eine Premiere in der Zentralschweiz. Ähnlich futuristisch aussehende Häuser wurden gemäss Architekturfachleuten erst in Paris, Milano oder Madrid realisiert. Dachbegrünungen gibt es schon lange, aber Pflanzen-Fassaden sind eine Herausforderung (siehe auch Links auf der rechten Seite).

«Wir planen den Aussenraum sehr sorgfältig. Die Begrünung ist zwingend und gehört zum Gebäude», sagt Theus. Für Landschaftsarchitekten sei die Bepflanzung in dieser Höhe eine Herausforderung. «Die klimatischen Bedingungen in 60 bis 70 Metern Höhe sind anders als auf dem Boden.»

Das Zürcher Architekturbüro Ramser Schmid hat den Auftrag erhalten, ein Bauprojekt auszuarbeiten. «Wir haben rund ein Dutzend Architekturbüros zu einem Studienverfahren eingeladen», sagt Gabriela Theus von Zug Estates. «Drei Studien kamen am Schluss in die Endauswahl. Das  Gesamtkonzept von Ramser Schmid hat uns am meisten überzeugt.» Die Maximalhöhe von 70 Metern dürfe nicht überschritten werden. Sie wurde im Bebauungsplan festgelegt, den die Rischer an der Gemeindeversammlung Ende 2013 genehmigt haben.

 

Visualisierung des geplanten «grünen» Hochhauses mit der Adresse Suurstoffi 37. Den Auftrag hat das Architekturbüro Ramser Schmid aus Zürich erhalten.

Visualisierung des geplanten «grünen» Hochhauses mit der Adresse Suurstoffi 37. Den Auftrag hat das Architekturbüro Ramser Schmid aus Zürich erhalten.

(Bild: Visualisierung Ramser Schmid Architekten)

 

Gemeinde will weitere Hochbauten ermöglichen

Gespannt auf das neue Hochhaus ist auch der für Planung, Bau und und Sicherheit zuständige Gemeinderat Ruedi Knüsel (FDP). Eine Vorgabe der Gemeinde ist die Höhe der Gebäude. «Es können auch zwei nebeneinander stehende versetzte Gebäude sein, von denen das eine 70 Meter und das andere 60 Meter hoch sein darf», sagt er. «Das Suurstoffi-Areal liegt im Verdichtungsgebiet. Damit ein möglichst grosser Grünanteil erhalten bleibt, hat die Gemeinde zusammen mit dem Bauherrn den Bebauungsplan Suurstoffi Ost entwickelt.»

«Es gibt einige Bedenken»

Der kantonale Richtplan sieht Teile der Rotkreuzer Bauzone als Verdichtungsgebiet vor. «Damit in der Gemeinde ein qualitatives Wachstum erfolgt, hat der Gemeinderat eine Hochhausstudie in Auftrag gegeben. Dieses Konzept legt fest, wo geeignete Standorte für Hochhäuser sind», sagt Knüsel. In einem Mitwirkungsverfahren seien die Grundeigentümer darüber informiert worden, dieses ist laut Knüsel kürzlich abgeschlossen worden.

Der FDP-Gemeinderat: «Die Rückmeldungen sind zum grössten Teil positiv und in der Zwischenzeit teilweise ins Konzept eingearbeitet worden.»
Die Hauptkritik, welche Grundeigentümer äusserten, betrifft den befürchteten Mehrverkehr. «Es gibt einige Bedenken, wie wir den zusätzlichen Verkehr bewältigen wollen», so Knüsel.

Vier Standorte für Hochhäuser definiert

Der Entwurf des Hochhauskonzeptes sieht einzelne Standorte für höhere Häuser an sehr gut erschlossener Lage vor (Hochhäuser werden als Gebäude ab einer Höhe von 25 Metern definiert). Vorerst handelt es sich bloss um Empfehlungen. Der Gemeinderat muss das Konzept noch beraten und genehmigen, danach geht es zum Kanton.

Bis 2016 wird Bebauungsplan revidiert

Im Areal «Suurstoffi West» ist momentan der rechtsgültige Bebauungsplan «Langweid» aus dem Jahre 2011 massgebend für Neubauten. Dieser Plan erlaubt Gebäude bis maximal 25 Meter und wurde vor der Verdichtung genehmigt. Dieser Bebauungsplan geht nun laut Gemeinderat Ruedi Knüsel vor der Umsetzung in Revision und wird dann neu «Suurstoffi West» genannt. Mit dem revidierten Plan werden der Aspekt der Verdichtung berücksichtigt und auch die Bedürfnisse der Hochschule HSLU abgedeckt. Die Stimmberechtigten müssten diese Überarbeitung aber noch genehmigen – voraussichtlich im Juni 2016.

Folgende Gebiete werden als mögliche Standorte für weitere Hochhäuser empfohlen. Im Arbeitsgebiet Forren/Industriestrasse soll das bestehende Roche-Hochhaus mit weiteren Neubauten zu einem Ensemble werden. Gebäudehöhen bis maximal 75 Meter wären dort erlaubt.
Ein weiteres Gebiet ist der Bahnhof Rotkreuz; ein Hochhaus mit einer Höhe bis 75 Meter wäre auf der Südseite (Dorfmatt) denkbar, ein weiteres Hochhaus auf der Nordseite (Langweid).

Nur ein Projekt konkret

Beim Knoten Chamerstrasse werden höhere Häuser (maximal 25 Meter) an den wichtigen Strassenkreuzungen aus städtebaulicher Sicht interessant, so die Studie. Die Empfehlung für das Gebiet Suurstoffi Ost wird momentan umgesetzt.

Knüsel rechnet mit vier bis fünf weiteren Hochhäusern, die in den nächsten Jahren in Rotkreuz entstehen könnten. Ob weitere hohe Bauten realisiert würden, hänge hauptsächlich von den Grundeigentümern und der wirtschaftlichen Lage ab.
Aktuell ist der Gemeinde nur ein weiteres Hochhausprojekt bekannt. Und zwar der Neubau für das Departement Informatik und Wirtschaft der Hochschule Luzern (HSLU). Das geplante Gebäude wird im westlichen Teil des Suurstoffi-Areals zu stehen kommen und ist zurzeit in Planung.

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